Aus für Trödelwaren:Bye-bye Junimarkt

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Renate Buchberger und Anna Lange (von links) organisieren den Junimarkt in Neubiberg mit vielen weiteren Helfern (Foto: Sebastian Gabriel)

In Neubiberg werden seit 1982 einmal im Jahr gespendete Trödelwaren für einen guten Zweck verkauft und versteigert. Am Wochenende ist es wieder soweit - allerdings zum letzten Mal

Von Angela Boschert, Neubiberg

Hätte der damalige Bürgermeister Josef Schneider auch nur geahnt, zu welcher Institution sich der Neubiberger Junimarkt entwickelt, er hätte ihn vielleicht unter Denkmalschutz gestellt. Seit 1982 spenden die Neubiberger bergeweise Kleidung, Haushaltswaren, Kunstgewerbliches, Spielzeug und Krimskrams für diesen besonderen Flohmarkt, damit aus dem Verkaufserlös Kinder- und Sozialprojekte in der Gemeinde unterstützt werden können. Nächsten Samstag findet der Trödelmarkt zum letzten Mal statt. Im Zuge der Umbauten am Rathausplatz wird das alte Feuerwehrhaus abgerissen, das den Initiatoren bisher als Lagerraum dient.

Der langjährige Auktionator Heinrich Kugelmeier (im Bild rechts mit Hermann Rumschöttel 1986) hat in Norbert Fellner einen Nachfolger gefunden. (Foto: Rudolf Schicha/oh)

Bis der Junimarkt dieses Jahr starten kann, haben Anna Lang und Renate Buchberger mit ihrem 20-köpfigen Sortier- und Verkaufsteam noch viel zu tun. Ihre Begeisterung reißt mit. Sie haben nicht nur unzählige Gegenstände aller Art angenommen, sondern gleich ausgepackt, inspiziert und zugeordnet, später dann gestapelt, umgeräumt und weggepackt. Ihren geschulten Augen entgeht nichts, das besonders ist.

So hat Buchberger für Auktionator Norbert Fellner von der Volksbühne Neubiberg etwa eine quietschblaue Steiff-Maus - natürlich mit Knopf im Ohr - und eine Kamera mit Fotoplatten aus Glas bereitgelegt. Ob Fellner wie einst der legendäre Heinrich Kugelmeier bei der Versteigerung zu jedem Gegenstand eine Geschichte findet? "Der Heini hat auch mal schnell einen flotten Stepptanz aufs Parkett gelegt, wenn die Gebote ausblieben", erinnert sich Lang, die seit Beginn dabei ist. Bei den Versteigerungen wurde schon so mache Kuriosität unters Volk gebracht. Man kauft ja für den guten Zweck, ob Inka-Maske oder historischen Arztkoffer, Western-Gitarre oder alte Singer-Nähmaschine. Auch Hirschgeweihe und Nymphenburger Porzellan kamen schon unter den Hammer. Es geht familiär zu. Eine ersteigerte Trompete wird stante pede ausprobiert oder ein Brautkleid unter Applaus übergeworfen, nur um den Mitbietern zu zeigen, dass es passt.

Renate Buchberger und Anna Lange (von links) organisieren den Junimarkt in Neubiberg mit vielen weiteren Helfern (Foto: Sebastian Gabriel)

Der Junimarkt ist in den 37 Jahren gewachsen. Längst kann er nicht mehr auf den Stufen vor dem Nordeingang des Rathauses und mit einigen Kleiderständern stattfinden. Er ist ins alte Feuerwehrhaus (Kleider- und Schuhverkauf) und auf das Gelände der Grundschule gezogen. Für den Bücherflohmarkt stehen lange Tische mit Bücherkisten in der Schulaula. Den beliebten Kuchenverkauf des Seniorenzentrums und frisch zubereitete Getränke gibt es im Innenhof, wo von 12 Uhr an Musikbands spielen und um 14 Uhr die Versteigerung beginnt.

Weil sie ihre Lagerräume im alten Feuerwehrhaus verlieren, geht es im nächsten Jahr nicht weiter. (Foto: Sebastian Gabriel)

Auch heute noch wird in geselliger, heiterer, beschwingter Atmosphäre verkauft, was sich verkaufen lässt. Vom Weinglas über den Wintermantel bis zu Dürers "Betenden Händen", vom alten Schmuck bis zum teuren Silberbesteck. Die Aufgabe, Gutes zu tun, beflügelt alle Mitwirkenden. Es geht um Unterstützung für Neubiberger Organisationen. So erhält der Club "Traumhaus" vom Arbeitskreis "Eltern behinderter Kinder Neubiberg" einen Zuschuss für seine speziellen Freizeitangebote. Schulen, Kindergärten oder auch das Seniorenzentrum bekommen Unterstützung für besondere Anschaffungen. Was hier nicht verkauft werden kann, geht an das Ungarische Rote Kreuz nach Budapest. Kaputte Kleidung erhält die Kolping-Familie, die damit auch noch einen Erlös erzielt. Nichts, wirklich nichts geht verloren, und viel konnte in den vergangenen 37 Jahren bewirkt werden.

Dafür engagieren sich Ehrenamtliche, Rathausmitarbeiter und die Bevölkerung, ohne deren Spenden nichts ginge. "Wir sind alle sehr traurig, dass der Junimarkt keinen Platz mehr hat", bedauert Buchberger, die nach 31 Jahren Mitwirkung jetzt ein letztes Mal bewusst die besondere Stimmung und das Gefühl, Gutes zu tun, genießt.

Der Junimarkt findet am Samstag von 12 bis 17 Uhr rund um die Grundschule Neubiberg statt, mit Musik im Innenhof und Gepäckaufbewahrung. Ein Bücherflohmarkt in der Grundschulaula öffnet schon am Freitag von 14 bis 18 Uhr.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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