Taufkirchen/Grünwald:Einzug mit Hindernissen

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Der TÜV verlangt Nachbesserungen an der Traglufthalle für Asylbewerber in Taufkirchen

Von Iris Hilberth, Claudia Wessel, Taufkirchen/Grünwald

Die ersten fünf Asylbewerber sind am Mittwoch in die neue Traglufthalle in Taufkirchen eingezogen. Allerdings hatte noch am Abend zu vor Landrat Christoph Göbel (CSU) minütlich auf ein endgültiges Okay vom TÜV gewartet und befürchtet, die Belegung könnte sich verschieben. Denn die Abnahme der am vergangenen Wochenende fertiggestellten Halle für die Notunterbringung von Flüchtlingen in Taufkirchen hat sich in den vergangenen drei Tagen doch schwieriger erwiesen als zunächst vom Landratsamt angenommen.

Das Problem dabei: Die Halle wurde nach den gleichen Normen wie das Vorbild in Berlin errichtet. Dort aber ist der TÜV Rheinland für die Sicherheits-Zertifikate solcher Hallen zuständig, während in Bayern der TÜV Süd seine Inspektoren zur Prüfung vorbeischickt. Und die haben zum Teil andere Vorgaben als die Kollegen aus dem Norden. Zwar handelt es sich laut Landratsamt um kleine technische Details, die nicht als so relevant gesehen werden, dass die Halle nicht bezogen werden könne, sie müssten aber dennoch in den nächsten Tagen angepasst werden. So hat der TÜV nun am Mittwoch nur "eine befristete Teilabnahme zur vorzeitigen Nutzungsaufnahme" erteilt, unbefristet werde das Zertifikat erst ausgestellt, wenn die Änderungen vorgenommen seien, teilte das Landratsamt mit.

Angekündigt waren für Mittwoch zunächst zwanzig Neuankömmlinge, die fünf eingetroffenen Asylbewerber stammen aus Somalia, Uganda und Sierra Leone. Laut Landrat Göbel werden erst einmal neu eintreffende Flüchtlinge in der Traglufthalle untergebracht. Dann zögen nach und nach die Menschen aus den derzeit für die Notunterbringung genutzten Sporthallen dort ein. Der Plan sieht vor, dass zunächst die Hallen in Haar und Unterschleißheim geräumt werden. Auch in Pullach sind derzeit Flüchtlinge in einer Turnhalle untergebracht.

Die nächste der sieben geplanten Traglufthallen im Landkreis München soll in Neubiberg aufgebaut werden. Dort gibt es noch Unstimmigkeiten zwischen Neubiberg und Unterhaching über die Zufahrt. Das Problem sei noch nicht gelöst, bestätigte Göbel am Dienstag.

Grünwald nennt inzwischen zwei Optionen für einen Standort. Zum einen gibt es, wie Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) im Gemeinderat sagte, die Bereitschaft der Geschäftsführung der Bavaria Film, auf ihrem Gelände einen Standort anzubieten. Eine Entscheidung fällt jedoch erst am 7. August, dann findet ein Spitzentreffen mit der Geschäftsführung, der Bauabteilung des Landkreises und Neusiedl statt.

Sollte diese von allen Gemeinderäten favorisierte Möglichkeit doch nicht klappen, hat man einen Plan B: Wörnbrunn. Dort geht es bisher nicht, weil es keinen Kanalanschluss gibt. Den will man jedoch schaffen, die Kosten betragen rund 140 000 Euro, die Verlegung würde rund sechs bis acht Wochen dauern. Da die nächste Sitzung erst Ende September stattfindet, hat der Gemeinderat mit 18 zu 6 Stimmen Neusiedl ermächtigt, den Kanalbau in die Wege zu leiten, falls aus dem Standort der Bavaria Film nichts wird.

Alles in allem, wie unter anderem die parteifreien Gemeinderäte Tobias Brauner und Hubertus Lindner betonten, bevorzuge man in Grünwald zwar die bisherige dezentrale Form der Unterbringung. In der Gemeinde leben zurzeit etwa 50 Asylbewerber. Doch konnte Neusiedl angesichts der dramatischer werdenden Lage - für 2016 kündigte er eine erneute Steigerung der Zahlen von Flüchtlingen an - keine Hoffnung machen, dass man um eine Traglufthalle herum komme. Letztlich fanden die Gemeinderäte diese Option auch besser, als die Beschlagnahmung einer Turnhalle zu riskieren. Sobald eine Entscheidung gefallen ist, soll eine Informationsveranstaltung für die Bürger stattfinden.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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