Tarifreform:Alle sollen in die Zone

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Die Grünen im Kreistag fordern Nachbesserungen bei der MVV-Tarifreform für Jugendliche und Inhaber von Zeitfahrkarten. Laut Berechnungen sind weniger als drei Prozent von Preiserhöhungen betroffen

Von Iris Hilberth, Landkreis

Kostenlose Fahrten für Jugendliche mit dem Öffentlichen Personennahverkehr und alle Gemeinden des Landkreises in der neuen M-Zone - so stellen sich die Grünen im Landkreis eine echte MVV-Tarifreform vor. Pünktlich zur ersten Sitzungswoche des Kreistags nach den Ferien fordert ihre Kreistagsfraktion Nachbesserungen am Entwurf. Bekanntlich sind im Landkreis nicht alle zufrieden mit der geplanten Reform. Wenn also kommenden Mittwoch erstmals nach der Sommerpause wieder der Mobilitätsausschuss des Landkreises tagt und sogleich dieses Streitthema auf der Tagesordnung steht, wird es niemanden verwundern, wenn das Gremium mit einer überaus hitzigen Debatte in den Herbst startet.

Vor allem in den Nordgemeinden regt sich über Parteigrenzen hinweg Widerstand gegen die geplanten Neuregelungen, die man mancherorts für äußerst ungerecht hält. So haben neben einigen Bürgermeistern unter anderen die stellvertretenden Landräte Ernst Weidenbusch (CSU) und Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) bereits angekündigt, den Reformentwurf abzulehnen. Am Freitag haben die Grünen einen Antrag mit konkreten Nachbesserungen vorgelegt.

70 Prozent der Fahrgäste profitieren

Darin listen Fraktionschef Christoph Nadler sowie der Grünen-Verkehrsexperte und Landtagskandidat Markus Büchler vier Punkte auf, die Landrat Christoph Göbel (CSU) ihrer Ansicht nach nachverhandeln soll: Ganz oben steht die erneute Forderung, alle Gemeinden des Landkreises in die M-Zone aufzunehmen, was bislang nicht gelungen ist. Genau diese Ungleichbehandlung hat in einigen Nordgemeinden wie Unterschleißheim und Ismaning, aber auch im Süden und Osten wie in Sauerlach und Aying zu einem Sturm der Entrüstung geführt. Göbel hatte zuletzt darauf hingewiesen, dass eine Aufnahme des ganzen Landkreises in die M-Zone, den Innenraum, zusätzlich 40 Millionen Euro kosten würde, der Landkreis sich aber weiter dafür einsetzen werde.

Die Grünen wollen außerdem erreichen, dass bei der Reform 2019 alle Tickets für Kinder und Jugendliche sowie die Fahrkarten der Außenbereiche im Abo günstiger werden. Finanzieren wollen die Grünen das nicht mit einer Erhöhung der Ticketpreise, sondern durch Zuschüsse des Freistaats, der Landeshauptstadt und der Landkreise. Für die nächste Reform 2021 plädieren die Grünen für weitere Vereinfachungen wie etwa den Tarif "Ein Euro pro Tag". Auch sollen dann Jugendliche den ÖPNV kostenlos nutzen können.

Die Grünen sehen zwar, dass die vorliegende Tarifreform für etwa 70 Prozent der Fahrgäste aus dem Landkreis München Vergünstigungen und für alle Vereinfachungen bringe; auch die meisten Nordgemeinden würden in den häufigsten und wichtigsten Tarifen besser gestellt. Verlierer seien dagegen Sauerlach, Schäftlarn und Aying mit Tariferhöhungen in zweistelliger Prozenthöhe. Das eigentliche Problem aber sei der drohende Verkehrskollaps. "Ziel einer MVV-Tarifreform sollte sein, attraktive Angebote zu schaffen, um vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen", so die Grünen. Anders als die Landtagskandidaten von CSU und SPD drohen die Grünen aber nicht mit der Ablehnung der Reform.

Eine Berechnung des MVV, die Landrat Göbel erstellen ließ, widerlegt indes den Vorwurf der Ungerechtigkeit. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass insgesamt nur 2,44 Prozent der Zeitkarteninhaber von einer Erhöhung betroffen sind - ein Prozent aus München und 1,45 Prozent aus dem Umland.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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