Tankstellenpächter verschollen:Es fehlt jede Spur

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Mysteriöser Kriminalfall: Ein Tankstellenpächter ist spurlos verschwunden. Die Polizei schließt ein Verbrechen nicht aus - er könnte sich aber auch abgesetzt haben.

Katja Riedel

Von dem seit Montag vermissten Münchner Tankstellenpächter Peter Moosheimer fehlt immer noch jede Spur. Die Kriminalpolizei fahndet seit Dienstag öffentlich nach dem Geschäftsmann, der unter anderem in Bogenhausen eine Aral-Tankstelle an der Richard-Strauss-Straße betreibt und eine weitere Firma zur Aufbereitung von Autos.

Auf dem Weg zur Bank ist der Unternehmer Peter Moosheimer spurlos verschwunden. (Foto: Stephan Rumpf)

Selbst für Markus Kraus, Chef des ermittelnden Kommissariats 11, das für Kapitalverbrechen zuständig ist, erscheint Moosheimers Verschwinden mysteriös. Denn es gibt nur wenige verwertbare Spuren: Ein rötlicher Fleck an der Fahrertür konnte als Blut identifiziert werden - ob es von einem Menschen stammt und Peter Moosheimer zuzuordnen ist, müsse die Rechtsmedizin in den nächsten Tagen klären, sagt Kraus. Eine Lösegeldforderung möglicher Entführer ist bislang nicht eingegangen. Auch über sein Handy kann die Polizei den Familienvater nicht orten: Dieses hatte er in der Tankstelle liegenlassen, die Polizei wertet jetzt die Daten aus.

Moosheimer hatte am Montagmorgen gegen 8 Uhr mit seinem weißen Porsche vor der Filiale der HypoVereinsbank am Herkomerplatz geparkt, wo er etwa 2000 Euro Einnahmen auf ein Konto einzahlen wollte. Dies soll Moosheimer üblicherweise zweimal am Tag gemacht haben, aus Sicherheitsgründen zu unterschiedlichen Zeiten. Zur Bank sind es von dieser Stelle aus nur wenige Meter. Das Geld trug er in einer schwarzen Tasche bei sich. Ob er die Bank betreten hat und ob es verdächtige Kontobewegungen gegeben hat, konnte die Polizei aufgrund des Bankgeheimnisses bislang noch nicht überprüfen.

Nachdem der 48-jährige Diplom-Kaufmann sich am Montag bis mittags weder bei seinen Angestellten noch bei seiner Ehefrau gemeldet hatte, war ein Mitarbeiter zur Bank gefahren, wo er den Porsche fand - mit steckendem Zündschlüssel und unverschlossen. Zuvor hatte eine Mitarbeiterin der Bank die leere Geldtasche in der Nähe des Autos gefunden, aber offenbar keinen Verdacht geschöpft. Anders als der Mitarbeiter, der am Montag um 12.20 Uhr die Polizei verständigte, die das Gelände absperren ließ und auch drei Suchhunde einsetzte.

Die Spur Moosheimers haben aber auch die Hunde unmittelbar vor dem Auto verloren. Ob auf den Tankstellenpächter jemand gewartet hat, kann die Polizei nicht sagen. Nach jetzigem Stand sei nichts darüber bekannt, dass Moosheimer sich schon länger bedroht oder beobachtet gefühlt haben könnte. Ermittler Markus Kraus schließt weder aus, dass Moosheimer bei einem Raubüberfall verletzt oder gar getötet worden sein könnte und sich ein Täter seines Opfers habe entledigen wollen, noch dass er sich aus unbekannten Gründen abgesetzt haben könnte.

Auch über mögliche finanzielle Schwierigkeiten sei nichts bekannt. Die Tankstelle in Bogenhausen betreibt Moosheimer seit 1985, er gilt als "pflichtbewusst". Das haben auch seine Eltern bestätigt, die mögliche Entführer über die Medien aufgerufen haben, ihren Sohn unverletzt freizulassen. Der Geschäftsmann ist in zweiter Ehe verheiratet, aus erster Ehe stammt ein 20-jähriger Sohn. Mittlerweile haben sich Zeugen gemeldet, die den Porsche gesehen haben - aber bislang niemand, der eine Rangelei beobachtet oder Hilfeschreie gehört hat. Dies scheint mysteriös, muss sich ein Überfall doch mitten im dichtesten Berufsverkehr ereignet haben.

© SZ vom 02.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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