Talentiade 2019:Himmlische Blume

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Leilani Ettel, Nachwuchs-Snowboarderin mit hawaiianischem Vornamen, träumt von den Olympischen Spielen 2022 in Peking.

Von Stefan Galler

Ihr Name ist alles andere als alltäglich. Leilani, das ist hawaiianisch und bedeutet "himmlische Blume". Leilani Ettel hat das vor ein paar Monaten mal im Kika erzählt, jenem Fernsehsender für die junge Generation. Damals begleitete eine Moderatorin die 17-Jährige für eine Reportage an den Eisbach im Englischen Garten und sah ihr beim Wellenreiten zu.

Das kann die Schülerin aus Pullach ziemlich gut. Ebenso wie Skateboarden. Und doch ist sie in einer anderen Disziplin noch besser, nämlich auf dem Snowboard, und zwar vor allem in der Halfpipe. Hier zählt sie zur deutschen Spitze, startete bereits zweimal bei Weltmeisterschaften und hat ein klares Ziel vor Augen: "Peking 2022, an den Spielen teilzunehmen ist der Traum von jedermann."

Erst drei Monate ist es her, da war Leilani Ettel, die von Freunden und Familie "Lani" gerufen wird, als einzige Deutsche bei der WM in Park City in den USA am Start. Ein Sturz in der Qualifikation beendete ihre Träume auf eine gute Platzierung, sie belegte Rang 19 und dürfte den Wettkampf dennoch aus zweierlei Gründen als positive Erfahrung in ihrem ganz privaten Archiv abspeichern: Einerseits hat sie auf dem Weg in die Weltelite wertvolle Routine sammeln können.

Die 17-Jährige legt zurzeit ihre Abiturprüfung ab. (Foto: Claus Schunk)

Und zweitens ist es ihre Rückkehr gewesen auf die große Bühne, nachdem sie sich im April 2017 beim Snowboarden einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, zwölf Monate pausieren musste und dadurch die Olympischen Spiele 2018 in Peyonchang verpasste. Dem SZ-Lokalsport hat sie im Januar erzählt, dass sie die Zeit der Rehabilitation nach der Verletzung vor allem für die Schule nutzte, schließlich steht derzeit das Abitur an. Und auch körperlich gehe es ihr nach der Operation gut: "Danach war ich so fit wie nie, und mein Knie war auch besser als je zuvor."

(Foto: Logo Talentiade)

Leilani kommt aus einer sportlichen Familie, ihr Vater Julian ist ebenfalls Snowboarder gewesen, er war 1991 deutscher Meister. Sie wuchs quasi mit dem Boardsport zu Wasser, zu Lande und im Schnee auf. Auch im Skaten und Surfen hat sie bereits an kleineren Wettkämpfen teilgenommen, doch mittlerweile sieht sie die beiden Sportarten eher als Ausgleich zu ihrer Hauptdisziplin in der weißen Halfpipe.

Mittlerweile ist die 17-Jährige absoluter Profi, während der Wintermonate tourt sie mit der deutschen Snowboard-Nationalmannschaft durch die Welt. Ohne die finanzielle Unterstützung durch ihre Sponsoren und die Deutsche Sporthilfe wäre das nicht möglich. Und ohne das Entgegenkommen ihrer Schule und die Unterstützung ihrer Freunde würde sie sich wohl ziemlich schwertun, wie sie vor kurzem dem Szene-Internetportal "Golden Ride" verriet: "Ich habe schon immer in der Schule gute Noten schreiben müssen, damit die vielen Beurlaubungen fürs Snowboarden auch genehmigt wurden", sagt sie. "Wenn ich unterwegs bin, schicken mir zum Glück meine Freunde aus den Kursen den Unterrichtsstoff, und ich arbeite so gut es geht anhand der Schulbücher alles nach."

Das Training darf natürlich nicht zu kurz kommen, sie übt auf dem Trampolin und auf der Sprungmatte, im Winter steht sie so oft es geht auf dem Board - glücklicherweise besitzen ihre Eltern eine kleine Wohnung im schweizerischen Wintersportort Laax, wo sie optimale Trainingsbedingungen vorfindet. Drei- bis viermal die Woche schuftet die 17-Jährige auch im Kraftraum. Und so hat es die junge Isartalerin schon zu beachtlichen Erfolgen gebracht: deutsche Jugendmeisterin, Gesamtsiegerin im Snowboard-Europacup, dazu zwei Bronzemedaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften - eine Vita, mit der sie sich hinter anderen Nachwuchssportlern aus der Region München gewiss nicht verstecken muss.

Mit der Talentiade 2019 prämiert die Süddeutsche Zeitung zum zehnten Mal die Leistung von Sporttalenten (bis Jahrgang 2000) aus München und der Region sowie die Nachwuchsarbeit ihrer Vereine. Wir suchen deshalb junge Sportlerinnen und Sportler, die in den letzten beiden Jahren - unabhängig von Sportart oder Titeln - sportliches Engagement gezeigt haben. Vergeben werden unter anderem neun Förderpreise à 1500 Euro. Bewerbungen und Vorschläge bis 18. Juni unter sz.de/talentiade2019.

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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