SZ-Serie: Wahlgesänge:Lebensgefährlich

Die FDP und das große L

Gerne jonglieren Werbetexter bei Slogans mit bewusst eingesetzten Rechtschreibfehlern. Wenn ein Buchstabe fehlt, ein Verb in der Schreibweise an den Produktnamen angepasst ist oder mit Worten gespielt wird, soll die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden erregt werden. Manchmal wird aber überzogen. Witzige Friseurnamen wie "Haargenau", "Haarmonie" oder "Kamm in" gehen eher auf die Nerven. Dann gibt es aber auch Werbesprüche, bei denen man nicht so genau weiß, ob der Rechtschreibfehler Absicht oder Versehen war.

Bei der Wahlkampagne der FDP Oberhaching etwa. Zunächst fiel ein Plakat zum Thema Verkehr auf. Es zeigt eine Straßenszene, die zunächst die Frage aufwirft, ob es hier um Falschparker geht oder um die Missachtung der Rechts-vor-links-Regel. Jedenfalls ist die Situation mit den Worten "Leben und Leben lassen" untertitelt. Ganz schön gewagt, so eine Aussage in einer Tempo-30-Zone. Wer will in Oberhaching schon sein "Leben lassen"? Oder ist gemeint: lieber jemanden "am Leben lassen"?

Vermutlich wollen die Gelben in Bezug auf den Verkehr nicht völlig schwarzmalen. Bei dem auf allen Plakaten in dieser Schreibweise verwendeten bayerischen Lebensmotto "leben und leben lassen", das übrigens aus Schillers Wallenstein stammt, könnte es sich auch um eine Rechtschreibschwäche handeln. Die FDP übt sich wohl in Selbstironie und druckt den Slogan mit dem großen "L" auch unter der Aussage: "Erst fällt die Deutschstunde aus und dann die Zukunft."

An dieser Stelle spießt die SZ bis zum Wahltag am 15. März Kuriositäten und Besonderheiten im Kommunalwahlkampf auf.

© SZ vom 22.02.2020 / hilb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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