SZ-Serie: Mit dem Bus in den Landkreis, Folge 3:Unterwegs im Netz

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Zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen 89 Prozent aller Busse mit Wlan ausgerüstet sein. Die Kosten trägt vorerst der Freistaat.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Mal eben das Wetter checken, ein paar Whatsapp-Nachrichten verschicken, schauen, was es in der Welt oder unter Freunden so Neues gibt oder sich die Zeit mit einem Video vertreiben - auf einigen Buslinien im Landkreis München ist das kostenlose Surfen im Internet längst möglich.

Allerdings noch lange nicht auf allen Strecken. Bis zum Fahrplanwechsel in diesem Dezember jedoch sollen etwa 89 Prozent aller Fahrzeuge, die hier unterwegs sind, mit Wlan ausgestattet sein, verspricht das Landratsamt. Aber erst vier Jahre später soll dann auch der letzte Bus im Landkreis mit Hotspot unterwegs sein.

Dass dieses Angebot nicht schon längst etabliert wurde, liegt vor allem an der langen Vorlaufzeit einer solche Einrichtung. Bereits im Dezember 2015 hatte der Kreistag beschlossen, bei jeder Neuausschreibung einer Buslinie die Fahrzeuge mit Wlan auszustatten. Da aber die meisten Verkehrsverträge noch eine lange Laufzeit hatten, blieb die Digitalisierungs-Offensive im ÖPNV zunächst einmal nur ein Zukunftsprojekt.

Pilotprojekt "Bayern-Wlan"

Dessen Umsetzung hätte tatsächlich noch länger auf sich warten lassen, als es auf einigen Linien dann tatsächlich gedauert hat. Denn im Sommer 2017 startete der damalige Finanzminister Markus Söder sein Pilotprojekt "Bayern-Wlan" und bot dem Landkreis München an, daran teilzunehmen. Neben der Einrichtung Zehntausender kostenfreier Hotspots in Schulen, Universitäten und an öffentlichen Plätzen sollte bayernweit der öffentlichen Nahverkehr in diese Digitalisierung einbezogen werden. Zusammen mit den Landkreisen Dachau und Freising wurde der Landkreis München als eine von drei Regionen in Bayern für das Pilotprojekt ausgewählt, bis Dezember 2020 übernimmt der Freistaat die Einrichtungskosten der Hotspots sowie die Betriebskosten in der Pilotphase.

Sind die ersten gewesen, die gratis im Wlan surften: Markus Söder und Landrat Christoph Göbel (rechts). (Foto: Claus Schunk)

So ging vor zwei Jahren die Buslinie 213, die vom Münchner Ostbahnhof nach Taufkirchen führt, ans Netz. Auch auf der Linie 227, auf welcher der Ortsbus Oberhaching verkehrt, sowie im 260er, der durch die Gemeinden Planegg und Neuried fährt, kann man seither kostenlos im Internet surfen. 20 Fahrzeuge wurden damals mit Wlan ausgestattet. Im Dezember 2017 kam noch die Linie 220 von Giesing über Unterhaching nach Taufkirchen/Winning dazu. Inzwischen sind 24 Linien im Landkreis München mit dem Bayern-Wlan versorgt. Am 15. Dezember sollen weitere 15 hinzukommen.

Laut dem Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung funktioniert das "Bayern-Wlan" rund um die Uhr und es sei - nicht nur dank eines aktuellen Jugendschutzfilters - auch in punkto Sicherheit auf dem modernsten Stand. Der Einstieg sei für die Nutzer leicht und praktisch: Jeder Hotspot heißt @BayernWlan. Es seien keine Registrierung, Passwörter oder Anmeldedaten erforderlich. Wie gut das Wlan in den Bussen tatsächlich läuft, weiß man im Landratsamt zwar nicht genau. Da aber weder dem MVV noch dem Landkreis München derzeit Beschwerden von Kunden vorlägen, gehe man jedoch davon aus, dass alles ordnungsgemäß funktioniere.

Surfer-Fahrten im Warmen

Auch gibt es laut Landratsamt noch keine Umfrageergebnisse oder Auswertungen hinsichtlich der Nutzung von Bayern-Wlan durch die Fahrgäste. "Allerdings wurde gegenüber dem MVV seitens des Bayern-Wlan-Zentrums in Straubing mitgeteilt, dass ein hohes Datenvolumen anfällt, was auf eine sehr gute Annahme des kostenlosen Fahrgast-Wlan-Angebotes rückschließen lässt", so Landratsamtssprecherin Christine Spiegel.

(Foto: oh)

Nun wäre denkbar, dass die Busse jetzt nicht mehr nur genutzt werden, um von A nach B zu kommen, sondern auch allein zu dem Zweck, um kostenlos im Warmen im Internet zu surfen. Schließlich hat sich auch schon so mancher öder Dorfplatz plötzlich belebt, seit dort ein Hotspot eingerichtet wurde. Allerdings sind solche Surfer-Fahrten im Landkreis dem Landratsamt nicht bekannt. Auch ließe sich derzeit noch nicht belegen, ob durch die Ausstattung der Fahrzeuge mit Wlan im Landkreis inzwischen häufiger Bus gefahren werde, sagt Spiegel.

© SZ vom 09.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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