Serie "Macht hoch die Tür":Weihnachtsmenü in Kisten

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Wirt Rupert Käser ist gerüstet für die Weihnachtsfeier der Rathausverwaltung, die an diesem Tag im Merowinger Hof stattfindet. (Foto: Claus Schunk)

Der Merowinger Hof in Kirchheim soll mehr sein als eine Sportgaststätte. Das spiegelt sich dieser Tage auch im Inhalt der Kühlkammer wider.

Von Christina Hertel, Kirchheim

80 Kilo Fleisch, Ente und Roulade. 20 Zander, fünf Kisten Egerlinge, zwei Kisten Pfifferlinge, fünf Kisten Feldsalat, eine Kiste Zitronen, eine Kiste Orangen. Der Kühlschrank im Merowinger Hof ist bis oben hin voll. Mehr als hundert Mitarbeiter des Kirchheimer Rathauses werden dort am Abend speisen.

"Weihnachtsfeiern sind für uns natürlich etwas Besonderes", sagt Zarah Jerou, die die Gaststätte eines Tages von ihrem Vater Rupert Käser übernehmen soll. Jedes Mal wieder sei es Nervenkitzel. Schmeckt das Essen? Sieht es gut aus? Wird es rechtzeitig fertig? Und die Weihnachtsfeier der Gemeindeverwaltung sei vielleicht noch aufregender als andere.

Weil so viele Leute kommen. Und weil es anders als zum Beispiel bei der Weihnachtsfeier des Fußballvereins nicht nur Wurst- und Käseplatten geben soll, sondern ein Menü, das einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt: Kürbis-Kokos-Suppe, Wildkräuter-Feldsalat mit Orangen und Nüssen, Zanderfilet vom Grill mit einem Kartoffel-Lauch-Gratin, Bauernente mit Knödel und Blaukraut, Rinderroulade mit Kartoffel-Sellerie-Püree, Gnocchi mit gerösteten Pinienkernen und Waldpilzen. Und weil etwas Süßes immer noch reinpasst, gibt es als Dessert Weihnachtstiramisu mit Spekulatius, Amarena-Kirsche und Mandeln. Fast 14 Stunden habe er zur Vorbereitung gebraucht, sagt Wirt Käser.

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(Foto: Claus Schunk)

Hinter der schweren Tür...

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(Foto: Claus Schunk)

...verbergen sich die Vorräte.

Um 9.30 Uhr am Vormittag vor dem Fest stehen die Stühle noch auf den Tischen, aber die Christbaumkugeln hängen schon am Weihnachtsbaum. Ein Mitarbeiter der Gemeinde bringt Tannenzweige als Dekoration. Zarah Jerou und ihr Vater warten auf die Lieferung Geschirr. Und auf eine Lieferung Gemüse. Aber kein Grund zur Panik - die Feier soll ja erst um 18 Uhr losgehen. "So eineinhalb Stunden vorher beginnt der Stress", meint Zarah Jerou. Sie ist 29 Jahre alt und in der Gastronomie groß geworden, wie sie sagt.

Ihr Vater betrieb ein Lokal in München, kochte aber auch schon in Thailand und Italien. Seit diesem Sommer führt er den Merowinger Hof in Kirchheim. "Wir wollen weg vom Image der reinen Sportgaststätte", sagte Käser im August. Es solle nicht nur Currywurst und Pommes geben, sondern auch mal etwas Außergewöhnlicheres. An Abenden wie diesen kann er beweisen, dass er das hinbekommt. Und seine Tochter kann zeigen, dass sie es eines Tages schafft, die Gaststätte zu übernehmen. "Alles, was ich kann, habe ich von meinem Vater gelernt", sagt sie. Bier zapfen, kochen, eindecken. "In der Küche ist er zu mir manchmal strenger als zu den anderen. Aber er will halt, dass ich es richtig mache."

Bis Heiligabend finden jede Woche zwei, drei Weihnachtsfeiern im Merowinger Hof statt. Die Schützen kommen, die Kegler, die Senioren, die Bergsportler, der Trachtenverein. "Für uns ist die Adventszeit die Hauptsaison", sagt Jerou. "Aber es macht auch Spaß. Wir lernen viele Leute kennen, können richtig kreativ sein." Was auf den Tisch kommt, bestimmt ihr Vater - zumindest meistens. Bei den Weihnachtsfeiern für die Kinderfußballmannschaften wird Zarah Jerou kreativ. "Ich könnte mir zum Beispiel einen Arielle-Teller oder Spongebob-Teller vorstellen." Fischstäbchen sollen da drauf. Und ein bisschen Gemüse. "Sonst meckern die Eltern."

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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