SZ-Serie "Macht hoch die Tür":Klassen-Gesellschaft

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Johannes Penning, Felix Hartmann, Julia Kerkhoff, Christine Kaluza und Veronika Diem haben bei den Dreharbeiten für die erste beiden Teilen von "Fack ju Göhte" am Lise-Meitner-Gymnasium als Statisten mitgewirkt. Weil der von der Filmklasse 10b genutzte Raum 212 gerade von einer echten Klasse belegt war, entstand das Foto in einem identischen Klassenzimmer nebenan. (Foto: Angelika Bardehle)

Die ersten beiden Teile von "Fack ju Göhte" wurden am Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching gedreht. Als Statisten lernten Schüler viel über die Entstehung eines Films - und über die Hierarchie am Set.

Von Claudia Wessel, Unterhaching

Hinter der Tür zum Raum 212 trieb die Klasse 10 b ihr Unwesen, und Johannes Penning, Felix Hartmann, Julia Kerkhoff, Christine Kaluza und Veronika Diem waren dabei. Zumindest in der Nähe. Diese Schüler und Schülerinnen des Lise-Meitner-Gymnasiums Unterhaching waren Statisten bei den Dreharbeiten für die ersten beiden Teile des Kinoerfolgs "Fack ju Göhte" an ihrer Schule.

Das Angebot mitzuspielen, kam über die Theater AG. Die Anmeldezettel machten aber schnell in der ganzen Schule die Runde, und es fanden sich zahlreiche Interessenten. Okay, beim ersten Mal waren es noch nicht so viele wie beim zweiten, sagt Felix, der damals mitgemacht hat: "Da kannte das ja noch niemand." Bei Teil zwei gab es dann einen Run. Die Mitspieler mussten älter als 15 Jahre sein, damit sie auch abends länger bei den Dreharbeiten sein durften.

Zu Kinostars wurden die Schüler allerdings nicht. Zwar ist Felix im Trailer von Teil eins zu sehen. "In der Szene, wo der Junge im Automaten sitzt, sitze ich mit einem Jungen auf einer Treppe im Hintergrund und wir schauen in sein Handy", sagt Felix. Wer ihn wirklich sehen will, muss allerdings Luchsaugen haben, so schnell ist die kleine Szene schon wieder vorbei. Und das, obwohl sie x-mal gedreht wurde.

Es war schwierig, sich auf dem Streifen zu erkennen

Die Schüler-Statisten mussten auch in anderen Szenen immer wieder dieselben Wege gehen, auf dem Hof merkten sie sich ihren genauen Standpunkt anhand der Fliesen. Eine Freundin von Felix' Schwester durfte sogar etwas sagen im Film, in der Szene, in der der frisch aus dem Knast kommende chaotische Lehrer ihren Schulranzen wegkickt: "Oh, Mann, Herr Müller!" Beim Dreh dieser Szene saß Felix hinter der Säule, wo der Mülleimer stand, in den Schauspieler Elyas M'Barek immer die Reste seines angebissenen Schokoriegels warf. Weil auch diese Szene immer wieder wiederholt werden musste, landeten immer mehr angebissene Schokoriegel im Müll.

Als der Film in die Kinos kam, hatten die Statisten vom Lise-Meitner-Gymnasium natürlich ein besonderes Spiel: Wo bin ich zu sehen? Es war ein sehr schwieriges Unterfangen, sich in dem Streifen zu entdecken. "Ich seh mich nur einmal ganz kurz gespiegelt in der Autoscheibe", sagt Veronika, "manche sehen nur ihren Fuß." Christine hat sich drei Mal gesehen: "Ich bin immer im Hintergrund vorbeigegangen." Johannes hat einen relativ langen Auftritt: "Ich gehe im Hof mit einem gelben Ordner hin und her und tue so, als ob ich intensiv lerne", erzählt er.

Obwohl also die filmische Ausbeute recht gering ist, hat die Teilnahme allen Spaß gemacht und die Statisten haben viel über die Entstehung eines Kinofilms gelernt. "Man wartet oft sehr lange", sagt Veronika. "Einmal haben wir einen ganzen Tag gedreht für drei Minuten im Film." Eine Szene wurde ganz herausgeschnitten nach dem Absturz der German-Wings-Maschine, bei dem eine Schulklasse starb. Denn in dieser Szene sagte jemand, dass "hoffentlich alle heil zurückkommen". Das passte dann nicht mehr, die Szene war aber schon gedreht. Überhaupt wussten die Schüler nie, was drin bleiben würde.

Auch über die Hierarchie am Set haben die Schüler einiges gelernt. So war es streng verboten, die Hauptdarsteller anzusprechen, nicht mal anschauen sollten sie sie. Vom Catering durften sie sich erst etwas nehmen, nachdem sie sich beschwert hatten. Als es einmal regnete, bekamen die Schauspieler Schirme, die Statisten nicht. Als es sehr kalt war und sie in Sommerkleidung kommen mussten, wurden den Schauspielern Decken gereicht, den Statisten nicht.

Trotzdem finden die Schüler es schade, dass der dritte Teil nicht bei ihnen gedreht wurde. Der Grund: Das Lehrerzimmer wurde renoviert, und die Lehrer fanden ausgerechnet im Raum 212 Unterschlupf. Noch heute steht auf dem Schild neben der Tür "Lehrerzimmer", obwohl darin schon wieder Schüler unterrichtet werden.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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