"Dorothea-Erxleben-Straße", "An der Römervilla" oder doch lieber "Uranusstraße"? Die Ideen sprudeln nur so. In Garching gibt es im geplanten Baugebiet Kommunikationszone Straßennamen zu vergeben. Die Ansichten darüber, welche Richtung bei der Vergabe beschritten werden sollte, gehen dabei auseinander. Die Grünen hatten einen Antrag gestellt, die Kommunikationszone rein weiblich zu besetzten, weil es bislang nur zwei Straßen in der Stadt gibt, die an eine Frau erinnern.
Die Grünen haben genau nachgezählt: Lise Meitner und künftig am Campus Paula Hahn-Weinheimer stehen 52 Männern gegenüber, von denen sich 30 ihre Meriten im Bereichen wie Technik und Physik verdient haben. Pflanzen und Bergen seien genau so viele Straßen gewidmet. Deswegen finden es die Garchinger Grünen nur angemessen, wenn im neuen Baugebiet das Defizit ein wenig ausgeglichen wird, indem nur weibliche Kandidaten berücksichtigt werden.
Frauenrechtlerinen und auch eine Unternehmerin
Sie haben nun eine Liste mit zwölf Namen vorgelegt, die ihrer Ansicht nach in Frage kommen. Darunter die Ärztin Dorothea Erxleben (1715-1762), Politikerinnen wie Lieselotte Funcke oder Petra Kelly, Frauenrechtlerinnen und Sozialreformerinnen wie Clara Zetkin, Helene Lange oder Marie Juchacz, die Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, mit Grete Schickedanz eine Unternehmerin, die sich für soziale Verbesserungen bei Quelle eingesetzt habe, und mit Christa Wolf noch eine Schriftstellerin.
Auch Heimatpfleger Michael Müller hat sich Gedanken gemacht. Er spricht von elf Straßen, die einen Namen suchen. Seine Vorschläge reichen vom ehemaligen TU-Präsidenten Otto Meitinger über Heinz Billing, einen Pionier bei der Entwicklung elektronischer Rechenmaschinen, und Albert Probst, einen Garchinger CSU-Politiker, der zuletzt als Staatssekretär im Bundesforschungsministerium arbeitete, bis hin zum Pappelweg und der Supernovastraße, die Bezug nimmt auf das astronomische Besucherzenrum der Europäischen Südsternwarte.
Auch August Grünwald ist aufgelistet. Dieser sei ein Garchinger Urgestein, Lokführer der Garchinger Schlammbahn und Gründer der örtlichen SPD nach dem Zweiten Weltkrieg. Zur Frauenthematik schreibt Müller: "Zu ehren wäre natürlich auch eine Garchinger Frau."
Ein umfassendes System, kein Sammelsurium
Die dritte bisher vorliegende Sammlung stammt vom Zweiten Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching), der sich für eine einheitliche Themenauswahl ausspricht und mit Bezug auf die Europäische Südsternwarte die Sonne mit ihren Planeten als Namensgeber vorschlägt. "Es sollte ein zusammenfassendes System werden, ich halte nichts von einem Sammelsurium von Namen", sagte Kraft in der Stadtratsitzung am Donnerstag.
"Und politische Namen schließe ich gleich grundsätzlich aus." Anders dagegen die Vorstellungen seines Fraktionskollegen Josef Euringer. Der Sprecher der BfG hatte eine Liste mit Frauennamen von Berta Benz bis Franziska Bielek und Männern wie Billing und dem früheren Heimatpfleger Oswald Geissel erarbeitet.
Doch Krafts Planetenvorschlag fand unerwarteten Zuspruch. Michaela Theis von den Unabhängigen Garchingern, die sich zuletzt noch für Frauennamen stark gemacht hatte, gefielen die Planeten wegen der Nähe der astronomischen Institute. CSU-Fraktionschef Jürgen Ascherl allerdings, der in der vorigen Sitzung noch für eine maximal paritätische Aufteilung von Frauen- und Männerstraßen plädiert hatte, fand nur Frauennamen auf jeden Fall besser als Planeten.
"Namen gibt es genügend", konstatierte er. Beraten wird darüber jetzt in den Fraktionen des Stadtrats. Die abschließende Debatte über die Straßennamen dürfte spannend werden. Wer weiß, ob sie männlich, weiblich oder sächlich endet.