Sternsinger-Aktion:Segensreicher Spendenlauf

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Eine der Sternsinger-Gruppen des Pfarrverbands macht sich nach der Aussendung auf den Weg über die Brücke am Jagdfeldsee. (Foto: Claus Schunk)

Wie in vielen Orten im Landkreis gehen in Haar die Sternsinger von Tür zu Tür. Auf ihrer Tour verkünden sie die Botschaft von "Frieden! Im Libanon und weltweit". Meist werden sie herzlich empfangen, doch mancher schlägt auch die Tür zu.

Von Carina Seeburg, Haar

Mit glitzernder Krone auf dem Kopf und in einen bunten Umhang gehüllt steht Corinna Semmler am Donnerstagmorgen auf einer Leiter im Haarer Rathaus. Ihren Arm muss sie strecken während sie mit weißer Kreide hoch oben an die Wand schreibt. Dann ist es geschafft und ihr Kreidespruch steht über der Rathaustür: "C+M+B" "Christus mansionem benedicat" - Christus segne dieses Haus.

Die größte Hürde ist genommen, denn die meisten Türen, über denen die Sternsinger vom Haarer Pfarrverband in den kommenden Tagen ihren Segen schreiben werden, sind nicht so hoch wie die des Rathauses. Haars zweite Bürgermeisterin Katharina Dworzak freut sich über den Besuch der Sternsinger und wünscht, "dass für den guten Zweck viele Spenden zusammenkommen".

Die Sternsingeraktion ist die größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder und findet 2020 unter dem Motto "Frieden! Im Libanon und weltweit" statt. In den Tagen bis zum Dreikönigsfest werden die fast 30 Sternsinger des Pfarrverbands - wie rund 300 000 Kinder bundesweit - von Tür zu Tür gehen, ihren Segen überbringen und Geld für Hilfsprojekte sammeln.

Auch Corinna Semmler ist in den kommenden Tagen täglich mit einer Gruppe von drei Kindern in den Wohngebieten von Haar unterwegs. "Seit neun Jahren bin ich jedes Jahr dabei - ich mache das einfach sehr gerne", erklärt die 18-Jährige. Ihre Schützlinge Benjamin, Luca und Dominik sind in diesem Jahr zum ersten Mal Sternsinger und konnten sich am Morgen kaum einigen, wer von ihnen Caspar, Melchior, Balthasar oder dessen Begleiter mimen sollte. Die Lösung brachte eine Runde "Schnick, Schnack, Schnuck".

Normalerweise sammeln die Sternsinger traditionell Geld für Spenden. (Symbolbild) (Foto: Claus Schunk)

Schließlich stehen sie da, verkleidet als die Heiligen Drei Könige und nehmen gemeinsam mit anderen Sternsingern des Haarer Pfarrverbands den Segen in der St. Nikolauskirche entgegen. "Frieden - das ist die Botschaft mit der ihr, liebe Sternsinger hinaus zu den Menschen gehen sollt", resümiert Maria Lüdicke, die den Gottesdienst an diesem Morgen vor der festlich bunt gekleideten Versammlung abhält.

Ausgestattet mit gesegnetem Weihrauch, Kreide, goldenem Stern und einer Spendendose strömen die kleinen Könige anschließend in ihren orientalischen Gewändern aus in die Straßen rund um die Großsiedlung im Jagdfeld.

Spickzettel auf der Rückseite des Sterns

Die Sternsinger bringen ihre Botschaft zu den Menschen und singen dazu. Im Aufzug heißt es für Emilia, Franzi und Leon aufzupassen. (Foto: Claus Schunk)

Sonnig und klirrend kalt ist es an diesem Morgen - "das habe ich auch schon anders erlebt", erinnert sich Semmler und erzählt von triefend nassen Samtumhängen. Dann steht die Gruppe mit dampfendem Atem vor der ersten Haustür. Die drei Könige und ihr Begleiter stellen sich in Position, klingeln und warten kurz - mit Schwung öffnet sich die Tür und zum ersten Mal sagen Benjamin, Luca und Dominik ihre Texte auf, segnen das Haus und singen - zunächst noch zögerlich, dann mutiger. "Wir haben die Texte erst heute früh gelernt", sagt der zehnjährige Luca. Für den Notfall haben sich die Drei einen Spickzettel auf die Rückseite des Sterns geklebt. Nötig haben sie ihn nicht - mit jeder weiteren Tür, die sich öffnet, sitzt der Text besser.

Und hinter fast jeder Tür wird die kleine Gruppe mit Freude und warmen Worten empfangen. "Wir haben euch schon vermisst", sagt eine Frau und holt eine eigens vorbereitete Süßigkeitenbox aus der Küche. Eine andere bittet die Sternsinger herein, um Weihrauch im Haus zu verteilen. "Den Weihrauch können wir leider nicht überall anzünden", räumt Semmler ein. Gerade in Hochhäusern hätten sie das Problem, dass die Rauchmelder in Aufzügen empfindlich seien. "Da sind schon einige Sternsinger auf den Weg in die oberen Stockwerke im Aufzug stecken geblieben" erinnert sie sich an Erlebnisse aus den Vorjahren.

Ein Teil der Süßigkeiten wird der Haarer Tafel gespendet

Von Straße zu Straße werden die Taschen der kleinen Könige schwerer. Viele Menschen spenden Geld für die Hilfsprojekte im Libanon und füllen die mitgebrachten Beutel mit Schokolade, Lebkuchen und Lollis. "Da kommt einiges zusammen", bestätigt Uschi Wieser, Pastoralreferentin im Pfarrverband Haar. "Im vergangenen Jahr konnten die Sternsinger 9000 Euro für Hilfsprojekte sammeln." Ein Teil der Süßigkeiten werde am Ende eines jeden Tages unter den Kindern und Jugendlichen aufgeteilt, die meisten Leckereien würden von den Sternsingern an die Haarer Tafel gespendet.

Neben den vielen herzlichen Begegnungen des Vormittags gesellt sich für Benjamin, Luca und Dominik auch die Erkenntnis, dass Sternsinger nicht überall willkommen sind. Mit einem schroffen "nein, danke" lässt jemand eine Tür ins Schloss knallen. Es wird nicht die einzige bleiben. Einige Türen öffnen sich nur einen Spalt oder verschließen sich gleich nach dem Öffnen wieder. "Das kommt vor", sagt Corinna Semmler, "ich wurde sogar schon einmal beschimpft." Offene Ablehnung sei aber selten. "Die meisten Menschen sind freundlich. Viele warten sogar auf uns und freuen sich, wenn wir ihr Haus segnen und für sie singen."

© SZ vom 04.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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