Skibobclub Ottobrunn:Auf der Roten Liste

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Erich Grau ist in der Altersklasse der über 60-Jährigen gerade Weltmeister im Super-G geworden. (Foto: privat)

Die Ottobrunner Skibobfahrer sind erfolgreich. Doch ihre Sportart ist gefährdet - nicht nur wegen des Schneemangels.

Von Stefan Galler, Ottobrunn

Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob ein Radler mit seinem Sportgerät den schneebedeckten Hang herunterbrettert. Doch anstelle von Vorder- und Hinterrad hat das Sportgerät des Skibobfahrers Kufen und auch an seinen Schuhen sind Vorrichtungen angebracht, die aussehen wie ultrakurze Carvingski. Seit dem 19. Jahrhundert experimentieren die Menschen mit Sitzskiern, erst 1955 wurde der erste Skibobklub in Gries am Brenner in Tirol gegründet.

Der Verein besteht seit mehr als 50 Jahren

Und nur neun Jahre später trafen sich im Gutshof "Schwaige" an der Rosenheimer Landstraße in Ottobrunn 20 wackere Vertreter dieser durchaus exotischen Wintersportart und hoben den Skibobclub Ottobrunn (SBC) aus der Taufe. Mittlerweile besteht der Verein seit mehr als 50 Jahren - und sammelt bis heute nicht nur deutschlandweit Medaillen und Trophäen.

Zuletzt waren zwei der Ottobrunner Sportler bei der Weltmeisterschaft im tschechischen Destne am Start: Der zwölf Jahre alte Fabian Bachmair und in der Altersklasse der über 60-Jährigen Erich Grau. Die beiden Ottobrunner sahnten in bester Tradition des SBC ordentlich ab: Senior Grau wurde Weltmeister im Super-G, besiegte dabei seinen langjährigen Konkurrenten, den Schweizer Erich Zullinger.

Zudem holte Grau in der Kombination Silber sowie in Slalom und Riesenslalom jeweils Bronze. Schüler Bachmair gewann Bronze in Slalom und Riesenslalom, in der Kombination verfehlte er Rang drei nur um 14 Hundertstelsekunden. "Das Team war klein, aber erfolgreich", bilanzierte Martin Bachmair, Fabians Vater und seit 2002 Vorsitzender des Skibobclubs Ottobrunn.

Der Nachwuchs schwächelt aus verschiedenen Gründen

Dabei wäre noch viel mehr drin gewesen, hätten die Ottobrunner ihre komplette Nachwuchsriege in die Tschechische Republik entsenden können. Doch der ältere Bachmair-Sohn, Benedikt, musste aus beruflichen Gründen ebenso passen wie Jakob Bellinger, beide 16. "Sie haben gerade eine Lehre begonnen, der Beruf geht vor", sagt Martin Bachmair. Junioren-Vizeweltmeister Robert Grau, ebenfalls 16, fällt derzeit wegen einer Ellbogenverletzung aus.

Und verpasst damit weniger Wettkämpfe als das in anderen Jahren der Fall gewesen wäre. Der milde Winter setzt den Skibobpiloten nämlich zu, so musste in dieser Saison das traditionsreiche internationale Rennen in St. Martin im Lammertal Anfang Januar ebenso wegen Schneemangels abgesagt werden wie die Bayerische- und Deutsche Meisterschaften in Lenggries. "Der Schneemangel ist für uns zunehmend ein Problem", sagt Martin Bachmair.

Die Zuschüsse des BLSV stehen auf der Kippe

Nicht die einzige Sorge, die die Skibobfahrer haben. Noch dramatischer ist der derzeit diskutierte Ausschluss kleinerer Verbände aus dem Bayerischen Landessportverband (BLSV): "Man muss deutlich sagen, dass uns deshalb Existenzangst plagt. Wir würden kein Geld mehr bekommen", sagt Bachmair. Der Plan des BLSV betrifft laut Bachmair insgesamt 14 Verbände, die allesamt weniger als 4000 Mitglieder haben.

"Es wären auch olympische Sportarten wie der Moderne Fünfkampf sowie Bobfahren und Rodeln betroffen", sagt der SBC-Chef. Rund 1000 Euro kostet ein Skibob, der etwa 20 Kilogramm wiegt und der normalerweise gut 20 Jahre hält. Es ist also nachvollziehbar, dass die Förderung durch den BLSV dringend nötig ist, um auch weiterhin eine entsprechende Nachwuchsarbeit leisten zu können.

Zumal die ganz großen Ottobrunner Skibobfahrer langsam in den Ruhestand gehen: Bruno Peter etwa, vielfacher Weltmeister und mittlerweile über 70 Jahre alt, ist gesundheitlich nicht mehr in der Lage, Wettkämpfe zu bestreiten. Die Jungen müssen es richten, sofern es der Verein auch weiterhin finanziell im Kreuz hat, sie zu unterstützen.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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