Soziale Gemeinde:Haarer helfen Haarern

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Die Bürgerstiftung hat in den vergangenen zehn Jahren 620 000 Euro verteilt. Das Vermögen wuchs trotzdem

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Haarer Bürgerstiftung hat in den zehn Jahren ihres Bestehens Sprachunterricht ermöglicht, Schwimm- und Sportkurse finanziert, Mäntel für Schulweghelfer gezahlt und Theaterprojekte oder die Ausbildung von Palliativkräften unterstützt: 620 000 Euro flossen, damit Not gelindert und bürgerschaftliches Engagement gefördert werden. Das Stiftungsvermögen wuchs auch in schwierigen Zeiten. Vorstandsvorsitzender Jürgen Partenheimer spricht von "bewegten und äußerst erfolgreichen" Jahren.

Mehr als 500 000 Euro sind seit der Gründung im November 2010 an die Bürgerstiftung gespendet worden. 3,5 Millionen Euro kamen an Zustiftungssumme zusammen. "Aus dem Baby ist eine attraktive junge Dame geworden", sagt Partenheimer, der als früherer Bankdirektor seit Gründung die Stiftung leitet. Nun wurde er für eine dritte Amtszeit mit einem leicht veränderten Vorstandsteam hinter sich gewählt. Sein neuer Stellvertreter ist der frühere Gemeinderat Paul Wieser. Zu den bisherigen Vorständen, dem Wissenschaftsjournalisten Professor Harald Lesch sowie Professor Arnold Riedhammer, ist in Ute Dechent, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde, das erste weibliche Mitglied in den Vorstand aufgerückt. Steuerberaterin Claudia Beck löst Wolfgang Weber in der Geschäftsführung ab. Weber ist Ehrenmitglied im Vorstand.

Es war der 4. November 2010, als vier Haarer Bürger - der damalige Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD), Jürgen Partenheimer, Hans Stießberger und Wolfgang Weber - mit Unterstützung des Gemeinderates die Stiftung bei einem Startkapital von 254 000 Euro gründeten. Die Idee war: Haarer helfen Haarern. "Es sollte eine Gemeinschaftseinrichtung sein, ein Miteinander, das in der Gegenwart, aber auch in der Zukunft gewährleistet, gesellschaftliche Vorhaben zu fördern", sagt Partenheimer. "Die Stiftung sollte insbesondere dort helfen, wo die Gemeinde an ihre finanziellen Grenzen stößt." Die Bedingungen für die Stiftung, die ja nur Zinserlöse für ihre Stiftungszwecke ausgeben darf, erwiesen sich wegen der kaum noch existierenden Zinsen, als schwierig. Dennoch sagt Partenheimer, sei die Stiftung mitten in der Bevölkerung angekommen. Es sei die Stiftung der Haarerinnen und Haarer.

Im Corona-Jahr sind 60 000 Euro gespendet und weitergegeben worden

Geradezu populär wurde die Stiftung, weil sie das kulturelle Leben in Haar bereicherte. Sie initiierte die große Chornacht und veranstaltete unterhaltsame Vorträge von Vorstandsmitglied Harald Lesch, Operetten-Highlights mit Christa Hell, Konzerte mit der Band Blechschaden und Lesungen von Axel Hacke und Michael Lerchenberg. All das, auch um zu danken und Spender und Zustifter zu motivieren. Die Möglichkeiten der Bürgerstiftung haben zuletzt vor allem Haarer erweitert, die ihr Vermögen gaben, damit bedeutende Unterstiftungen gegründet werden konnten. Simon Haselwarter stellte fast 480 000 Euro und Ursula Guth mehr als 1,6 Millionen zur Verfügung, um wohltätige Zwecke zu erfüllen.

Das Jahr der Corona-Pandemie schränkte viele Aktivitäten ein. 60 000 Euro sind als Spenden eingegangen und auch wieder ausgegeben worden. Genau derselbe Betrag ging auf das Konto der Bürgerstiftung Haar als Zustiftung. Die Haarer seien ihrer Stiftung auch in schlechten Zeiten treu, sagt Partenheimer. Oder vielleicht gerade dann.

© SZ vom 29.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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