Seniorensport:Spielen ohne Grenzen

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Die Grünen wollen in Pullach mit Fitnessgeräten für Großeltern die Kondition und Kommunikation fördern. Das seniorenpolitische Konzept des Landkreises empfiehlt Aktivplätze für ältere Mitbürger in den Gemeinden.

Von Konstantin Kaip, Pullach

Kinder lieben Spielplätze. Dort können sie mit anderen Kindern wippen, klettern, rutschen und haben eine Menge Spaß. Weil die Eltern nicht immer Zeit haben, kommen oft Oma und Opa mit. Und die sitzen dann auf den Bänken, behalten ihre Enkel im Auge und - tun nichts. "Da kann einem schon ziemlich langweilig werden", weiß Marianne Stöhr. Die grüne Gemeinderätin hat als Mutter und Großmutter selbst viele Stunden auf Spielplätzen zugebracht, wie sie sagt. Weil Stöhr als Sozialreferentin im Pullacher Gemeinderat schon seit Längerem nach Wegen sucht, dass "in Pullach generationenübergreifend und kommunikativ etwas mit Alt und Jung geschieht", kam da ihr eine Idee: Wie wäre es, wenn die Erwachsenen und insbesondere die Senioren auch etwas zum Spielen hätten? Stöhr will nun auf den Pullacher Spielplätzen Sportgeräte für Senioren aufstellen lassen. Einen entsprechenden Antrag hat sie für ihre Fraktion im Sozialausschuss eingereicht.

Die Geräte an Spielplätzen aufzustellen, findet sie logisch: "Bevor man stundenlang rumsitzt, bewegt man sich", sagt Stöhr. Das sei nicht nur für Kinder sinnvoll, sondern auch für Erwachsene und insbesondere für die Älteren. Von den Sportgeräten an den Spielplätzen erhofft sie sich zudem auch noch einen anderen positiven Effekt: "Wenn man an den Geräten herumturnt, kommt man schnell miteinander ins Gespräch", sagt Stöhr. Die Fitnessgeräte könnten so auch ein "Ansatzpunkt für Kommunikation" sein und zum Treffpunkt für Senioren werden. Im Seniorenpolitischen Gesamtkonzept, das der Landkreis München im Jahr 2011 aufgelegt hat und das laufend fortgeschrieben werden soll, wird den präventiven Ansätzen bei der Seniorenhilfe große Bedeutung zugemessen. Unter anderem wird den Gemeinden ausdrücklich als "Maßnahme" bis zum Jahr 2016 empfohlen, zu prüfen, ob sich sogenannte Aktivplätze für Senioren einrichten lassen. Bei der Entwicklung der Konzeption für solche Aktivplätze seien die älteren Gemeindemitglieder unbedingt einzubinden.

Dass Trainingsgeräte im öffentlichen Raum eine generationenübergreifende "soziale Komponente" haben können, bestätigt auch Martin Halle, Professor für Sportmedizin an der Technischen Universität München (TUM). In Städten wie Rio de Janeiro, Barcelona und Istanbul gebe es seit Jahren Fitnessparcours an Promenaden und Plätzen, an denen "sich Jung und Alt tummelt", berichtet er. "Da verschwimmen die Grenzen zwischen den Generationen", sagt Halle und fügt hinzu, dass Deutschland bei öffentlichen Fitnessanlagen noch etwas hinterherhinke. Die Kombination von Seniorensportgeräten und Spielplätzen findet Halle jedenfalls "super", auch für die Mütter, die sonst nur auf der Bank säßen und ohnehin kaum Zeit fürs Fitnessstudio hätten. Senioren wiederum hätten oft Hemmungen, sich im Fitnesscenter anzumelden, sagt Halle. Sportgeräte im öffentlichen Raum verringerten diese Hemmschwelle. Wichtig sei jedoch, dass man für ältere Menschen vor allem Geräte auswähle, die weniger Kraft und Ausdauer trainieren, sondern eher die Koordination, sagt der Sportmediziner.

Ihrem Antrag haben die Grünen auch Vorschläge beigefügt, wie solche Trainingsgeräte aussehen könnten: Radltrainer und Pedale, mit denen man auf den Ruhebänken die Beine trainieren kann, Kurbeln auf Metallstäben oder Sitze mit Gestänge für die Arme, Rudermaschinen, Nordic Trainer und Rotationstrainer mit drehbaren Scheiben für die Füße und Stangen, an denen man sich festhalten kann.

Sie habe schon viel über Sportgeräte für Senioren im öffentlichen Raum gelesen, sagt Stöhr. In Oberhaching etwa existiert seit November 2014 im Garten des Alten- und Pflegeheims St. Rita ein sogenannter Seniorenspielplatz . Ein solcher sei in Pullach überfällig, findet die Sozialreferentin. Die Isartalgemeinde habe schließlich einen vergleichsweise hohen Anteil an älteren Bürgern. "25 Prozent der Bevölkerung sind älter als 65 Jahre", sagt Stöhr. "Und die meisten von ihnen sind ziemlich aktiv." Viele Senioren in Pullach, da ist sich Stöhr sicher, würden sich über die kostenlosen Fitnessgeräte freuen und sie regelmäßig nutzen. Seit vergangenem Sommer habe sie die Idee im Kopf, sagt Stöhr, und schon mit einigen Pullachern darüber gesprochen: Alle hätten mit "erfreutem Kopfnicken" reagiert.

Laut Antrag sollen die Sportgeräte "eine sinnvolle und wichtige Möglichkeit zur Verbesserung von Fitness, Gesundheit und Kommunikation schaffen". Stöhr und ihre Fraktion wünschen sich, dass sie noch im laufenden Haushalt berücksichtigt werden, damit die Auswahl, Anschaffung und Installation "möglichst bald erfolgen" kann. Wo die Sportgeräte genau aufgestellt werden, müssen Sozialausschuss und Gemeinderat entscheiden - wenn sie dem Antrag zustimmen, wovon Stöhr ausgeht. Sinnvoll sei es, die Fitnesseinrichtungen zunächst an den größeren Spielplätzen, etwa an der Hans-Keis-Straße in Großhesselohe oder in Höllriegelskreuth an der Gistlstraße, aufzustellen und dann abzuwarten, wie sie angenommen werden, sagt Marianne Stöhr. Dies aber müsse man im Gremium erörtern. Der Sozialausschuss befasst sich am Dienstag, 24. Februar, mit dem Antrag.

© SZ vom 20.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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