Senioren:Alternativen zum Heim

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Die Stadt Unterschleißheim will gezielt Wohnraum für ältere Menschen schaffen. Konkret geplant sind Mehrgenerationenhäuser und Demenz-WGs

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Ein junger Ort zu sein, war in der explosionsartigen Wachstumszeit von Unterschleißheim ein Attribut, mit dem man sich gerne schmückte. Nun kommt die Generation der jungen Stadt in die Jahre. Neben diversen theoretischen Hilfen für das Altern in Unterschleißheim will das Rathaus nun auch seniorenbezogene Wohnformen ermöglichen. Vier konkrete Projekte hat der Sozialausschuss des Stadtrats einstimmig auf den Weg gebracht, von denen zwei im Zuge der aktuellen Großbaustellen am Rathausplatz und auf dem ehemaligen Tankstellengrundstück an der Bezirksstraße verwirklicht werden sollen.

Sowohl in den Wohnetagen, die in Lohhof an der Einmündung der Buchenstraße über dem dort geplanten Einkaufsmarkt entstehen werden, wie auch in den Nachfolgeplanungen für IAZ und Post im Ortskern sollen jeweils generationenübergreifende Wohnformen angesiedelt werden. Dazu wird eine Wohngemeinschaft für Demenzpatienten an der Alexander-Pachmann-Straße entstehen. Und ganz kurzfristig will die Stadt in einer sozialen Einrichtung an der Feldstraße Räume anmieten und zu einer derartigen Demenz-WG umgestalten. Damit hat die Stadt nun in ihrem Maßnahmenkonzept "Wohnen im Alter" nach Unterstützungen für Älterwerden im eigenen Heim und dem Aufbau einer Infrastruktur zur Betreuung und Beratung das dritte Kapitel angepackt: das Angebot an verschiedenartigen Wohnformen zum bedarfsgerechten Umzug im Alter.

Seit diese Konzepte gären, sind schon vier Anträge politischer Parteien zu konkreten Projekten aufgelaufen, dazu hat die Stadtverwaltung noch sieben weitere Optionen ins Auge gefasst. Nach einer Analyse bezüglich Eignung, Verfügbarkeit und Bebaubarkeit der Grundstücke sowie der Infrastruktur und einer Beratung im Seniorenbeirat hat sich der Ausschuss nun auf dieses Maßnahmenpaket verständigt. An der Feldstraße wird in einer Einrichtung des Paritätischen Wohlfahrtverbandes demnächst eine Gruppenwohnung im Erdgeschoss frei, die von der Stadt genutzt werden kann. Die unmittelbare Nachbarschaft zum Altenpflegeheim lasse "eine gute Vernetzung mit den Angeboten dieser Einrichtung erwarten", betont die Stadtverwaltung. Dazu gebe es in der näheren Umgebung Versorgungseinrichtungen aller Art und somit "eine gute Wohnqualität".

Mittelfristig soll eine weitere Demenz-WG neben der Nachbarschaftshilfe an der Alexander-Pachmann-Straße entstehen. Mit der kürzlich beschlossenen Gestaltung der Außenanlagen für die Nachbarschaftshilfe wurde auch bereits die Erschließung für eine potenzielle neue Bebauung geregelt.

Zur Verfügung stünden knapp 1200 Quadratmeter Baufläche, laut Stadt "geeignet, eine Wohnanlage für circa zwölf Wohneinheiten einschließlich der nötigen Gemeinschaftsflächen zu beherbergen". Auf dem ehemaligen Tankstellengrundstück an der Bezirksstraße mit etwa 2300 Quadratmetern wird ein Einkaufsmarkt entstehen und darüber sind auf zwei Etagen bis zu 20 kleinere Wohneinheiten möglich. Barrierefreiheit hat der Stadtrat bereits in der Planung vorsehen lassen. Der Komplex sei "grundsätzlich für ein generationsübergreifendes Wohnkonzept geeignet", schreibt die Stadtverwaltung, die Nahversorgung und die Verkehrserschließung optimal.

Für die Neuentwicklung von IAZ und Postgrundstück am westlichen Ende des Rathausplatzes hat der Stadtrat für den Architektenwettbewerb bereits vorgegeben, in die rund 300 möglichen Wohnungen dort auch seniorengerechtes Wohnen explizit vorzusehen. Wie an der Bezirksstraße sei die Lage ideal, betont die Rathausverwaltung. Im Konzept "Wohnen im Alter" war für ein Mehrgenerationenwohnen ein Bedarf von mindestens 30 Wohneinheiten vorgesehen, was an der Bezirksstraße nicht abgedeckt werden könnte, hier aber in jedem Fall.

Geeignet für seniorengerechte Wohnformen wären laut der Prüfung der Stadtverwaltung auch das westliche Ende des Valentinsparks entlang der Eschenstraße, das Gelände an der Hauptstraße, von dem mittelfristig der Stadtbauhof abgesiedelt werden soll, ein potenzielles Neubaugebiet im Bereich Landshuter Straße/Furtweg, auf dem sogenannten "Erdbeerfeld" am Rand des Wohngebietes um die Valerystraße oder nach dem Neubau der Michael-Ende-Grundschule auf dem verbleibenden Grundstücksteil. All diese Optionen sind vorerst zurückgestellt. Stehen diese Flächen zur Nutzung an, soll geprüft werden, ob mit den bis dahin umgesetzten Seniorenwohnungen der Bedarf bedient wurde oder weitere Aktivitäten nötig sind.

© SZ vom 19.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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