Seelsorge:Mehr als ein Job

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Vorfreude auf eine neue Aufgabe: Pfarrer Julian Hensold (Mitte) bei seiner Amtseinführung in der Gabrielkirche in Ismaning. (Foto: Stephan Rumpf)

Julian Hensold ist neuer evangelischer Pfarrer in Unterföhring. Er profitiert selbst von den tiefgründigen Gesprächen mit den Menschen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Julian Hensold ist anzumerken, wie sehr es ihm in Unterföhring gefällt. Der 38-Jährige ist seit Anfang September neuer evangelischer Pfarrer in der Gemeinde - und hat sich in den knapp acht Wochen schon ganz gut eingelebt, "auch wenn ich immer noch dabei bin, hier anzukommen", wie er sagt. Was er aber bereits festgestellt hat: Am Ort gibt es nach seinen ersten Erfahrungen "ganz viele liebe Menschen", die seit langem engagiert sind und sich in der Rafaelkirche weiterhin stark einbringen wollen. So etwas tue gut - zu wissen, dass man als Pfarrer auf die regelmäßige Unterstützung von Ehrenamtlichen zählen kann.

Für die Gläubigen in Unterföhring und Ismaning ist es ein Segen, dass es in der verbundenen Kirchengemeinde wieder zwei evangelische Geistliche gibt und mit Hensold ein Nachfolger für den in den Ruhestand gegangenen Diakon Robert Stolz gefunden werden konnte. Dass es noch dazu ein Pfarrer ist, der seinen Dienst in der Rafaelkirche tut, stößt in der Stadtrandgemeinde auf großen Zuspruch.

Julian Hensold ist im Landkreis München kein Unbekannter. Im März 2019 trat der in Donauwörth geborene Theologe das Amt des Vikars in Höhenkirchen-Siegertsbrunn an. Zweieinhalb Jahre lang verbrachte Hensold in der Kirchengemeinde; dort war er in der Seelsorge tätig, versuchte, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Die Zeit des Vikariats hat Hensold "sehr genossen" - und er hat viel gelernt. In Unterföhring, wo er zusammen mit seiner Frau, einer Eventmanagerin auch wohnt, will er in diesem Bereich anknüpfen. Vor allem die jungen Gläubigen sind es, die der 38-Jährige in den Fokus seiner Arbeit stellen will. Als ordinierter Pfarrer freue er sich auf viele Freiheiten. Hensold unterrichtet Religion am Ismaninger Gymnasium und an der Mittelschule an der Situlistraße in München-Freimann. In der Rafaelkirche will er in den nächsten Wochen beim Neuaufbau des Familiengottesdienstteams helfen. Überdies laufen bereits die Vorbereitungen für St. Martin und das Krippenspiel an Weihnachten. "Irgendwie bin ich auch eine Art Eventmanager", sagt er und lacht.

Doch was bewegt einen jungen Menschen heutzutage dazu, den Berufsweg eines Pfarrers einzuschlagen? Bei ihm habe freilich die religiöse Sozialisation im Elternhaus eine große Rolle gespielt. Aufgewachsen als Sohn zweier Kirchenmusiker, waren Religion und Glaube immer präsent. Nach dem Abitur folgte der Zivildienst in einem Krankenhaus, eine Arbeit, die ihn zwar gefordert, aber eben auch davon überzeugt habe, wie wichtig Gespräche und Seelsorge sind. Er habe einige, auch sterbende, Menschen begleitet. Und die Gespräche mit ihnen hätten ihn geprägt und ihm aufgezeigt, wie wichtig das Miteinander ist. Fast logisch schloss sich daran sein Theologiestudium an der Humboldt-Universität in Berlin an.

Neben den tiefgründigen Gesprächen genießt es Julian Hensold darüber hinaus, Gottesdienste zu halten und in diesen zu predigen. Da wechselt er sich mit dem Ismaninger Pfarrer Carsten Klingenberg ab und erhält auch noch Unterstützung vom früheren Geistlichen Werner Blechschmidt. Dass Gottesdienste in Präsenz wieder möglich sind, das empfindet der 38-Jährige als nicht nur wohltuend, sondern als unabdingbar für den Fortbestand der evangelischen Kirche. Es sei zwar gelungen, während des coronabedingten Lockdowns und in Zeiten strenger Kontaktbeschränkungen den virtuellen Weg zu beschreiten, so Hensold, aber Kirche lebe nun einmal von der Begegnung. "Wir gehen zu den Menschen und sie kommen zu uns", das sei das Credo.

Muss man für das Amt des Pfarrers berufen sein - oder ist es ein Beruf? Hensold muss ein bisschen überlegen: "Ein Job ist es in keinem Fall", sagt er und findet, ja, man müsse schon dafür berufen sein - als Begleiter in einem Bereich, "wo das Leben, die höchsten Höhen hat und die tiefsten Tiefen".

Aktuell spüre ein jeder einen bevorstehenden Wandel in der Gesellschaft, und da müsse die Kirche versuchen, den Menschen Halt zu geben. Nicht umsonst sei Religion auch als "das Ringen um den Sinn des Lebens" zu verstehen, sagt der 38- Jährige. Und genau hier wolle er als Pfarrer seinen Beitrag leisten.

© SZ vom 30.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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