Schwimmunterricht:Keine Angst vor dem Wasser

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Spezielle Kurse sollen Unterschleißheimer Kinder, die während der Corona-Pandemie kaum geschwommen sind, Selbstvertrauen und Sicherheit vermitteln. Viele brauchen nur einen kleinen Anstoß.

Von Tatjana Tiefenthal, Unterschleißheim

Als Christina Wolz das Tor am Seiteneingang des Aquariush öffnet, springen die wartenden Kinder auf und rennen in das Schwimmbad. Den Weg kennen sie schon, für viele ist es die zweite Woche des Schwimmkurses. Die Eltern dürfen laut den Corona-Bestimmungen nicht mit in das Bad, doch Wolz geht hinter den Kindern her und schaut, wer Hilfe braucht. Sie kümmert sich um die Mädchen, ihr Mann ist Ansprechpartner für die Jungen. Ein Mädchen möchte lieber eine Einzelkabine statt einer Sammelumkleide, ein anderes möchte den Kurs tauschen, um mit der Freundin zusammen zu sein. Wolz kümmert sich um alles Organisatorische. Sie kennt nicht alle Namen der Kinder, - in den insgesamt vier Kursen sind über 160 Teilnehmer -, aber all ihre Bedürfnisse.

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(Foto: Leonhard Simon)

Christina Wolz hat die Schwimmkurse organisiert, ...

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(Foto: Leonhard Simon)

... Gabriele Hüller leitet sie.

In anderen Jahren organisiert Wolz Schwimmkurse in den Osterferien mit maximal 60 Kindern. Doch Corona habe die Grundschüler beim Schwimmen zurückgeworfen. "2019 hatten wir keine Nichtschwimmer mehr ab der dritten Klasse", erzählt Wolz stolz. Das sei jetzt leider nicht mehr so. In den Sonderschwimmkursen, die nun in den Sommerferien stattfinden, sind Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse dabei, allerdings keine kompletten Nichtschwimmer. Wegen der coronabedingten Hygiene-Regeln dürfen die Schwimmlehrer keine Hilfestellung im Wasser geben - zu gefährlich bei Kindern, die noch nie schwimmen waren. "Wir konnten die Kurse nur für ungeübte oder sehr schlechte Schwimmer anbieten", sagt Wolz. Sie selbst war in den Unterschleißheimer Grundschulen und hat die Sonderschwimmkurse vorgestellt, die Anmeldungen waren sehr zahlreich. "So viele Kinder konnten wir nur annehmen, weil wir das gesamte Bad zur Verfügung haben", berichtet sie. Von 8 bis 10 Uhr tummeln sich im Aquariush die Kinder, erst um 10.30 Uhr öffnet das Bad regulär.

An der Tür zur Schwimmhalle übergibt Wolz die Kinder den elf Schwimmlehrern. Die Grundschüler sammeln sich an der Treppe seitlich des Schwimmbeckens, sie tragen bunte Badeanzüge und Masken. Im Wasser darf die Maske abgenommen werden, doch überall sonst muss sie getragen werden. Die leitende Schwimmlehrerin Gabriele Hüller ruft die Jungen und Mädchen einzeln auf, danach dürfen sie ins Wasser. Zurück bleibt die Treppe gespickt mit Handtüchern, auf denen die Masken liegen.

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Die Kinder werden nach Können in Kleingruppen auf die elf Schwimmlehrer aufgeteilt. In der Bahn rechts außen üben die Anfänger noch das einfache Schwimmen. Daneben wird von den Startblöcken gesprungen oder nach Ringen getaucht. "Wir nehmen die Arme auseinander und machen ein Flugzeug. Dann senken wir den Kopf, atmen aus, und tauchen", erklärt eine Lehrerin ihrer Gruppe. Stolz halten die Kinder die heraufgeholten Ringe nach oben. In der Bahn links außen wird sogar schon das Kraulen geübt.

Die meisten Kinder nehmen sich zu Beginn eine Schwimmnudel, doch im Laufe des Kurses stapeln sich die Nudeln ungenutzt am Beckenrand. Nach 20 Minuten ist keine mehr im Wasser zu sehen. "Man merkt sehr stark, dass die meisten eigentlich schon schwimmen konnten, aber sich jetzt nicht mehr trauen", berichtet Hüller. Es gehe im Wesentlich darum, den Kindern das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückzugeben. "Sie müssen einfach merken, dass sie noch schwimmen können", erklärt sie. Gerade in den ersten Stunden wollten viele nicht ohne Nudel ins Wasser und hatten Angst vor dem tiefen Becken. "Wir haben dann mit einfachen Übungen angefangen und plötzlich legen die Kinder die Nudel weg und schwimmen los", erzählt Hüller. Das erlernte Wissen könne bei den Kindern schnell abgerufen und dann vertieft werden. Die Erfolge sind groß: "Letzte Woche haben wir 20 Seepferdchen ausgestellt, diese Woche werden es um die 40." Die siebenjährige Aneta bemerkt bereits, dass sie besser schwimmen kann. "Außerdem ist alles lustig", erzählt sie.

Nach 45 Minuten im Wasser geht es zurück in die Umkleiden. Eine Lehrerin kommt mit einem Tablett hinterher, auf dem Masken drapiert sind: "Wer hat seine Maske liegen lassen?"

© SZ vom 19.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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