Schulplanung:Noch vier Realschulen und drei Gymnasien

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So soll der Schulcampus Aschheim aussehen. (Foto: Claus Schunk)

Neuer Bedarfsplan erwartet weiteren Anstieg der Schülerzahlen, sodass weitere Neubauten im ganzen Landkreis München notwendig werden. Vize-Landrat Weidenbusch erhöht Druck auf Höhenkirchen: Standort ist nicht alternativlos.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Der Druck auf die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn wächst, für den Bau einer Realschule endgültige Entscheidungen zu treffen. Bei der Präsentation des Schulbedarfsplans im Bau- und Schulausschuss des Landkreises drängte der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) am Dienstag: "Es ist deutlich geworden, dass als Standort Höhenkirchen und Hohenbrunn in Frage kommen." Potenzial gebe es in beiden Gemeinden. "Es wäre schön, wenn sich Höhenkirchen-Siegertsbrunn bald entscheiden würde, ob dort gebaut werden soll oder woanders. Wir wissen, es ist nicht alternativlos." Höhenkirchens Zweite Bürgermeisterin, Luitgart Dittmann-Chylla (Grüne), versprach: "Wir geben uns Mühe." Es seien noch Fragen offen, die gelte es zu klären.

Alle drei Jahre lässt der Landkreis den Bedarf an weiterführenden Schulen neu überprüfen. Das ist vergleichsweise häufig, aber notwendig, da sich der Raum München "so dynamisch" entwickle, wie Gutachter Christian Rindsfüßer vom Institut für Sozialplanung SAGS sagt. Die jüngste Aktualisierung des Schulbedarfsplans, die er gemeinsam mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum vorgenommen hat, bestätigt nicht nur die Notwendigkeit der bereits genehmigten Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn oder alternativ in Hohenbrunn. Die anhand des voraussichtlichen Zuzugs und der angenommenen Geburtenrate errechneten Schülerzahlen würden auch eine Realschule in Planegg genehmigungsfähig machen. Garching als Standort hingegen sieht er kritisch. Die erforderlichen 400 Schüler für eine Dreizügigkeit würden ohne Zustrom aus der Landeshauptstadt München "gerade so" bis Ende der 2030er Jahre erreicht, wie Rindsfüßer erläuterte. Mögliche Münchner Schüler hat er bei der Simulation nicht berücksichtigt, da das dortige Schulbauprogramm die Gastschüler aus der Stadt im Landkreis künftig reduzieren werde. Ebenso keine Chancen sieht der Statistiker für eine Realschule in Brunnthal. "Sie würde deutlich unter der Dreizügigkeit bleiben", sagte er. Noch dazu würde sie die bereits genehmigte Realschule Oberhaching in ihrem Bestand gefährden.

Drei Kriterien legt das Kultusministerium an, um eine neue Schule zu genehmigen. Neben den ausreichenden eigenen Schülerzahlen müssen auch die der benachbarten Schulen berücksichtigt werden. Nur wenn dort keine Erweiterung mehr möglich ist und eine Abwanderung der Schüler nicht so hoch ausfällt, dass an bestehenden Standorten die Dreizügigkeit auf dem Spiel steht, kann das Kultusministerium grünes Licht geben. Neben Höhenkirchen hat es das bei den Realschulen für Haar und Oberhaching bereits getan. Ebenso genehmigt sind bereits neue Gymnasien in Aschheim und Putzbrunn.

Für Sauerlach hat das Ministerium noch einmal die neuesten Prognosen nachgefordert. Die Zahlen, die Rindsfüßer nun vorlegt, sprechen für die Gründung. Der Gutachter sieht ein deutliches Potenzial an Schülern aus den Nachbarkreisen, sodass er auf 800 bis 900 im Jahr 2038 kommt. Für die ebenfalls untersuchten Standorte Oberschleißheim und Feldkirchen blieb er in seiner Simulation unter den geforderten 600 Gymnasiasten. Feldkirchen könnte zwar von den Schülerzahlen knapp genehmigungsfähig sein, so Rindsfüßer, doch würde eine Schule an diesem Standort das nahe gelegene Kirchheimer Gymnasium gefährden.

Insgesamt wird die Anzahl der Gymnasiasten allein durch die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums um elf Prozent zunehmen. Mit dem erwarteten Zuzug, insbesondere im Norden, Nordosten und Süden des Landkreises, sowie steigenden Geburten werden die Schülerzahlen an den Gymnasien von derzeit etwa 14 000 auf bis zu 20 000 Ende der 2030er Jahre zunehmen. Die Zahl der Realschüler soll von 6000 auf 7000 steigen. Auch an den Fachoberschulen rechnet Rindsfüßer mit einem starken Anstieg von bis zu 60 Prozent. "Die FOS wird sehr stark nachgefragt", sagte er. Für die FOS in Haar hat er ein Potenzial von 700 bis 800 Schülern ermittelt, für jene in Oberhaching etwa 600.

Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) bezweifelte, ob die errechneten Zahlen hoch genug kalkuliert sind. "Den errechneten Zuwachs in zwei Jahren haben wir in einem", merkte er an. Seine Schule sei so schnell voll, dass man über einen Anbau oder Container nachdenken müsse. Weidenbusch gab zu, "dass wir seit 20 Jahren von der Realität eingeholt werden". Doch liege der Landkreis mit seinen Berechnungen immer noch näher an der Realität als das Kultusministerium.

© SZ vom 08.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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