Schulen:Campus kommt an den Bahnhof Deisenhofen

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Auf der Westseite des Bahnhofs Deisenhofen soll dort der Schulcampus entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Der Oberhachinger Gemeinderat verwirft die von einigen Bürgern favorisierten Alternativen und beschließt den Bau von Real- und Fachoberschule auf dem Areal, das in einem Ranking des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum klar auf Platz eins landet.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Realschule und die Fachoberschule (FOS) in Oberhaching sollen gemeinsam als Schulcampus auf dem Areal westlich des Bahnhofs Deisenhofen errichtet werden. Der Gemeinderat folgte am Dienstagabend einstimmig der Empfehlung des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München, der drei mögliche Standorte untersucht hatte und sich eindeutig für das von Anfang an von der Gemeinde und dem Landkreis favorisierte Grundstück aussprach. Zur Diskussion hatten noch aufgrund von Vorschlägen aus der Bürgerschaft ein Areal am Further Bahnhof sowie eine Fläche im Gewerbegebiet an der M 11 gegenüber der Kugleralm gestanden.

Hervorragende Erreichbarkeit mit Bahn und Bus, mit fünf Hektar eine ausreichend große Fläche für beide Schulen, die noch dazu zu hundert Prozent im Besitz der Gemeinde und gut erschließbar ist, sprechen nach Ansicht von Susanne Bauer vom Planungsverband eindeutig für das Grundstück in Deisenhofen. Eine kurzfristige Realisierung sei gegeben, so die Stadtplanerin, auch die Nähe zur Ortsmitte spreche für diesen Standort. Sie empfiehlt einen gemeinsamen Campus, die Turnhalle und das Raumangebot soll außerhalb des Schulbetriebs auch für Veranstaltungen und durch die Musikschule und die Volkshochschule genutzt werden. Die landschaftliche Einbindung hält sie für "gut möglich", der Standort sei städtebaulich gut integriert, ein gutes Versorgungsangebot an der nahen Bahnhofstraße vorhanden. Die zukünftigen Schüler könnten sogar zur Belebung und Stärkung dieses Versorgungsbereichs beitragen. Diese Argumente dürften den Gemeinderat kaum überrascht haben, sie liegen auf der Hand und sind nicht neu. Gleichwohl war es notwendig, den direkten Vergleich mit den beiden anderen Grundstücken von neutraler Seite anzustellen, da die Alternativen von Bürgern mit Nachdruck vertreten werden. Seit etwa einem halben Jahr sammelt eine Initiative Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen den Standort Deisenhofen für den Campus.

Sie will die FOS im Gewerbegebiet oder am Bahnhof Furth ansiedeln. Nach eigenen Angaben haben die Initiatoren 700 Unterschriften gesammelt, etwa tausend bräuchten sie für einen Bürgerentscheid. Der Planungsverband hat nun in seiner Untersuchung diesen beiden Vorschlägen klar schlechtere Zeugnisse ausgestellt. So wird vor allem die Randlage im Gemeindegebiet kritisiert und damit die Erreichbarkeit als wesentlich schlechter beurteilt. Am Bahnhof Furth beträgt die unbebaute Fläche etwa 3,5 Hektar und würde nur für eine Schule ausreichen. Auch ist nur ein Drittel des Areals im Besitz der Gemeinde. Bauer rechnet mit relativ hohen Erschließungskosten, da eine Anbindung an die bereits stark belastet Kreisstraße M 11 erfolgen müsste. Eine Belebung der Ortsmitten gäbe es wegen der Randlage auch nicht.

Ähnliches gilt laut Planungsverband für einen Standort im Gewerbegebiet. Hier ist die Erreichbarkeit durch die S-Bahn zudem nicht in dem Maße gegeben, wie auf den Grundstücken an den Bahnhöfen, er ist schlichtweg zu weit entfernt. Der Erschließungsaufwand wäre groß, auch würde die Gemeinde an dieser Stelle dauerhaft auf mögliche Gewerbesteuer verzichten. Bauer wies darauf hin, dass Oberhaching zwar noch Platz für Wohnbebauung habe, aber nur noch wenige Flächen, die für Gewerbe geeignet seien. Sie plädierte vor allem dafür, einen Standort zu wählen, an dem Lehrer und Schüler auf das Auto verzichten könnten. "Ich komme zu einem deutlichen Ranking", sagte sie, die Fläche am Bahnhof Deisenhofen belege "definitiv den ersten Platz."

In einem Brief hatte der ehemalige Gemeindeverwaltungsmitarbeiter Gerhard Jobst die Untersuchung stark kritisiert und Bauer vorgeworfen, mit falschen Schülerzahlen zu argumentieren, was "von Anfang an zu einer völligen Verzerrung" führe. Bauer würde den vom ihm vorgeschlagenen Standort im Gewerbegebiet "bewusst madig machen", schrieb Jobst und forderte "eine Überarbeitung des Papiers". Alexander Maierhöfer, Persönlicher Referent von Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), wies die Vorwürfe in der Sitzung zurück. Schelle sagte nach der Abstimmung: "Wir sind einen guten Schritt weitergekommen."

Wie der Campus dann aussehen wird, werden erst die Planungen zeigen, die im Herbst beginnen sollen. Mit der Campuslösung spart sich die Gemeinde jedenfalls eine Menge Geld, denn jegliche Infrastruktur, die die FOS betrifft, zahlt der Landkreis. Über eine Weiterentwicklung des Ortszentrums von Deisenhofen westlich der S-Bahn, die SPD, Freie Bürger und FDP beantragt haben, soll zu einem späteren Zeitpunkt beraten werden.

© SZ vom 30.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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