Sauerlach/Brunnthal:Vorbild für die Mitte

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Altes Holz frisch aufgehübscht: Franz Xaver und Angelika Schmuck verliehen dem rustikalen Charme ihres Gasthofs einen modernen Anstrich. (Foto: Angelika Bardehle)

Brunnthal will ein Gasthaus, wie die Argeter es haben

Was für Bauernhäuser, was für ein Ensemble: Über Jahrhunderte hat sich das Straßendorf Arget auf einer Rodungsinsel im Voralpenland entwickelt. 38 Anwesen zählte der heutige Ortsteil von Sauerlach Anfang des 19. Jahrhunderts. Und allzu sehr hat sich das Ganze bis heute gar nicht verändert. Stolze Höfe säumen die Holzkirchner Straße, die Oberhamer Straße und die Demmelstraße. Mächtige Dächer mit weiten Überständen prägen die Gebäude, da ist viel Holz an den Fassaden, die mit Schnitzereien verzierten Balkone sind ausladend und die Gemäuer da und dort mit Malerei verziert. So sieht es aus in Arget, so sieht es aus in Oberbayern, wo noch etwas vom Alten, Ursprünglichen geblieben ist.

Im Landkreis München gibt es nicht mehr viele Argets. Jeden Kilometer, den man sich vom Süden kommend München nähert, sind die Dörfer stärker gezeichnet von den Verwüstungen, die der Siedlungsdruck der vergangenen Jahrzehnte angerichtet hat. Siedlungen wucherten in die Landschaft hinein. Bauernhöfe wurden aufgegeben, verfielen und wurden abgerissen und Gasthöfe verschwanden. Aus lebendigen Dörfern wurden Schlafdörfer. Das ist grob umrissen der Hintergrund, vor dem seit vielen Monaten die Verantwortlichen in der Gemeinde Brunnthal um eine Belebung des Ortskerns ringen. Ein Gasthof, ein Hotel, Läden, Gewerbe und Wohnungen für Einheimische sollen dort entstehen, wo vor einigen Monaten der marode Gasthof Lutterschmid abgerissen wurde. Wie kann es gelingen, dem Dorf wieder einen Mittelpunkt zu geben? Das ist die zentrale Frage.

Vor diesem Hintergrund hat Bürgermeister Stefan Kern zuletzt auch nach Arget geschaut. Dort hat die Familie Schmuck in dem weitgehend unter Denkmalschutz stehenden Dorf begonnen, ihren aus den Siebzigerjahren stammenden Gasthof zu sanieren. Dazu hat man in einem Jahr einen Hotelbau in alpenländischem Stil hingestellt, der manchem nun in Brunnthal als Vorbild dafür gilt, was die Gemeinde dort als Bauherr schaffen könnte. In der Dezembersitzung des Gemeinderats legten die Architekten Entwürfe vor, wie ein Neubau aussehen könnte. Die Pläne gefielen. Doch dafür müsste Altholz verwendet werden und Naturstein, was zur allgemeinen Betrübnis die Kosten auf bis zu elf Millionen Euro in die Höhe treiben würde. Dabei war man einmal von sechs Millionen ausgegangen.

Doch der Gasthof und das Hotel in Arget, das sich im Stil in die alpenländische Architektur dort einfügt, aber auch als Dominante den Rahmen des Bauerndorfs sprengt, spielt in Brunnthal nicht nur als architektonisches Vorbild eine Rolle. Einen ebensolchen Gasthof samt Hotel wie es ihn in Arget mittlerweile gibt, will die Familie neu im Brunnthaler Ortsteil Hofolding errichten. Dort soll der bestehende Landgasthof, der sich bereits im Besitz der Argeter Wirtefamilie befindet, abgerissen und neu aufgebaut werden. Damit würde wie in Brunnthal selbst die Ortsmitte durch einen Gasthof- und Hotelneubau neu definiert. Die Baupläne seien Ende des Jahres 2015 bei der Gemeinde eingereicht worden, sagt Angelika Schmuck, die mit ihrem Mann Franz Xaver Schmuck den Betrieb in Arget führt. In Hofolding soll ein Haus für die Kinder Alexandra und Anton Gaßner-Schmuck entstehen, die schon jetzt den als Schnitzelwirt bekannten Gasthof führen.

© SZ vom 05.01.2016 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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