S-Bahn S7:Schneller auf getrennten Wegen

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Angeblich sind die Bürgermeister von Neubiberg bis Valley angetan von den Überlegungen zur S-Bahn-Optimierung. (Foto: Claus Schunk)

Aus Schäftlarn kommt eine Initiative, die Pünktlichkeit auf der S 7 zu erhöhen. Der West- und der Ost-Ast sollen voneinander getrennt werden. Die lange, eingleisige Strecke provoziert angeblich eine hohe Zahl an Störungen und Ausfällen.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn/Pullach

Jeder Bahnfahrer kennt das Problem: Die S 7 ist chronisch unpünktlich, immer wieder fallen Züge ganz aus. Der Pendler Reiner Wurster aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn hat sich aus diesem Grund im Jahr 2015 die Mühe gemacht, ein Jahr lang die Störungsmeldungen im "Streckenagenten" der Bahn auszuwerten. Das Ergebnis: Jeden zweiten Tag gab es Verspätungen oder Ausfälle.

Eine der Ursachen dafür: Der Ast zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen ist ebenso eingleisig wie der von Giesing nach Kreuzstraße, dem anderen Endpunkt. "So schaukeln sich Verspätungen auf", sagt Ekkehard Körner, der Vorsitzende der Gemeindeunion Schäftlarn (GU). Die Gruppierung hat für die Gemeinderatssitzung am Mittwoch einen Antrag eingebracht, in dem Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) aufgefordert wird, Kontakt mit seinen Bürgermeister-Kollegen aufzunehmen. Sie sollen gemeinsam darauf hinarbeiten, die beiden Äste wieder zu trennen. Er verstehe nicht, dass ausgerechnet die beiden längsten eingleisigen Äste gekoppelt seien, sagt Körner.

Das Problem wird sich nach seiner Einschätzung mit der geplanten eingleisigen Verlängerung der Strecke bis Geretsried noch verschärfen. Das Ziel der GU-Initiative sei, die S 7 wie früher von Wolfratshausen bis zum Ostbahnhof fahren zu lassen und die Kreuzstraßen-S-Bahn mit einem anderen Ast zu koppeln, sagt Körner. Ihm zufolge gibt es eine Initiative, die das auf dem östlich der Isar gelegenen Ast vorantreibt. An die Öffentlichkeit sei diese allerdings bisher nicht getreten. Vertreter der Gemeindeunion hätten sich mit deren Vertretern in Neubiberg getroffen. Körner berichtet auch von positiven Rückmeldungen von Bürgermeistern der Gemeinden von Neubiberg bis Valley.

Die Bürgermeister entlang der Strecke sollen sich zusammentun

Die GU möchte erreichen, dass sich auch die Bürgermeister der Städte und Gemeinden von Pullach bis Schäftlarn zusammentun und die Trennung der Äste vorantreiben. Doch die scheinen bisher nicht sehr viel Interesse an dem Vorschlag zu haben - wenn sie denn überhaupt schon davon gehört haben. Der Schäftlarner Bürgermeister Ruhdorfer steht der Idee nach eigenem Bekunden positiv gegenüber. Stefan Wallner, Geschäftsleiter der Gemeinde Schäftlarn, hat auch versucht, Auskünfte von anderen Gemeinden zu erhalten. Er hat allerdings offenbar nicht mit den Bürgermeistern direkt Kontakt aufgenommen. So hat in Icking beispielsweise Ordnungsamtsleiter Franz Lachner den Brief aus Schäftlarn auf dem Schreibtisch. "Wir haben uns noch nicht mit dem Thema beschäftigt", sagt Lachner. Bürgermeisterin Margit Menrad war am Dienstag noch nicht informiert. "Das klingt vernünftig, aber ich weiß davon nichts", sagt sie.

Die Rückmeldungen seien spärlich, sagt Wallner. Die Kommunen auf dem Ost-Ast zögen zudem einen Zehn-Minuten-Takt vor, der zwingend einen zweigleisigen Ausbau erfordern würde. Die Trennung der Äste müsste die Bayerische Eisenbahngesellschaft bei der S-Bahn bestellen, sagt deren Sprecher Bernd Honerkamp. Es gebe aber gute Gründe, die Streckenführung zu lassen wie sie sei. Zum Beispiel, dass weder die S-Bahn von Wolfratshausen noch die von Kreuzstraße den Tunnel der zweiten Stammstrecke werden benutzen können, die frühestens 2025 fertig wird.

Im Übrigen, so Honerkamp, sei die S 7 nicht besonders unpünktlich. Mehr als 95 Prozent aller Züge seien weniger als fünf Minuten zu spät. An Donnersbergerbrücke und Ostbahnhof seien Zeitpuffer eingeplant, was Verspätungen abfange. Gemessen wird die Pünktlichkeit auch an Abenden und Wochenenden, im Berufsverkehr sieht die Sache anders aus, wie die Dokumentation von Pendler Wurster zeigt.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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