Große Hoffnungen hatten nicht nur die Vertreter des Fahrgastverbandes Pro Bahn in die Neu-Ausschreibung des eigentlich 2017 auslaufenden Konzessionsvertrags für den Betrieb der Münchner S-Bahn gesetzt. Auch die Grünen-Politiker aus dem Landkreis München waren bester Dinge, dass man im Zuge der Neuvergabe Druck auf den Betreiber, die Deutsche Bahn, aufbauen könnte und letztlich Verbesserungen für die Nutzer erwirken könne. Fehlende Pünktlichkeit, Störanfälligkeit, schlechter Service und unzureichende Kommunikation kennzeichnen den S-Bahnbetrieb seit Jahren - die Behebung dieser Probleme wollte man durch entsprechende Ausschreibungskriterien forcieren. Doch nun gab der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vor knapp zwei Wochen bekannt, dass die Ausschreibung verschoben wird, weil man erst nach einem möglichen Bau der zweiten Stammstrecke verlässlich absehen könne, wie sich der S-Bahnbetrieb künftig tatsächlich darstellt. Womit bis 2032 kaum damit zu rechnen ist, dass sich in Sachen Qualität etwas ändern wird. Die Landkreis-Grünen zeigen sich von dieser Entscheidung enttäuscht und sparen nicht mit Kritik: "Hier wurde eine Chance verpasst, die Bahn zu Verbesserungen im Betrieb zu zwingen", sagte der Vorsitzende des Grünen-Bezirksverbandes Oberbayern, Markus Büchler, bei einem Besuch in der SZ-Redaktion.
Büchler warf der Staatsregierung "Planlosigkeit" vor: "Sie hat keinerlei Konzept, wie man mit dem ungebrochenen Zuzug in die Metropolregion München umgehen soll." Dabei müsse man dringend eine entsprechende Infrastruktur schaffen, um mit der Masse an Menschen nicht in einen völligen Verkehrsinfarkt zu steuern. Die Grünen hatten beispielsweise große Hoffnungen darauf gesetzt, dass bei einer Neuausschreibung auch Teile des Netzes einzeln angeboten worden wären, um eine Qualitätssteigerung, etwa in Form von Taktverdichtungen, zu erzwingen.
Christoph Nadler, der Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Kreistag, ergänzte: "Die S-Bahn ist eine goldene Kuh, da gibt es für die Deutsche Bahn jährlich einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag zu verdienen. Die Lobbyarbeit bei der Politik hat sich also gelohnt."