Pullacher Chemiefirma:Angst vor massivem Ausbau

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United Initiators in Pullach (Foto: Claus Schunk)

Die Agenda 21 warnt, dass die Pullacher Chemiefirma ihre Produktionskapazität verdreifachen könnte.

Von Martin Mühlfenzl, Pullach

Die umstrittenen Umbau- und Erweiterungspläne des Pullacher Chemieunternehmens United Initiators gehen nach Auffassung der lokalen Agenda 21 über das bisher Bekannte hinaus. Agenda-Sprecher Peter Kloeber hat ausgerechnet, dass United Initiators mit der beim Landratsamt beantragten Erweiterung der Lagerkapazität für chemische Stoffe auf dem Areal in Höllriegelskreuth seine Produktionskapazitäten künftig verdreifachen könnte.

Es ist ein Streit mit vielen Facetten und auch Akteuren, der am 28. Juni in einem wichtigen Punkt ein Ende finden könnte: Dann will sich der Pullacher Gemeinderat in einer Sondersitzung ausschließlich der Neuaufstellung des Bebauungsplans Nummer 23 für das Areal von United Initiators widmen. Eigentlich hätte der Tagesordnungspunkt schon Anfang Juni behandelt werden sollen, wegen technischer Probleme aber hatten die Gemeinderäte nicht alle relevanten Sitzungsunterlagen rechtzeitig erhalten. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) macht indes sehr klar, dass es am 28. Juni weder um Lager- noch Produktionskapazitäten bei United Initiators gehen werde. Die Genehmigung etwa von höheren Kapazitäten liege schlichtweg nicht in der Zuständigkeit der Gemeinde, sondern "an höherer Stelle", sprich: beim Landratsamt.

Der Pullacher Gemeinderat wird sich ausschließlich mit dem Bebauungsplan beschäftigen - weil er es muss. Seit Jahrzehnten bestehe auf dem Areal Baurecht, sagt Tausendfreund. United Initiators habe dies bisher nur nicht ausgenutzt. Das Baurecht nun zu begrenzen oder gar aufzuheben, halte sie für ausgeschlossen: "Das käme einer Enteignung gleich", so Tausendfreund. Nach Bekanntwerden der Umbaupläne von United Initiators sei es daher von Anfang an ihr Ziel gewesen, dass es zu keiner "Baumehrung" im Bebauungsplan komme.

Wichtig sei vielmehr gewesen, dass der Gemeinderat die Möglichkeit bekomme, die Pläne von United Initiators "in Gänze" zu sehen und bewerten zu können, so die Bürgermeisterin, "und nicht hier eine kleine Maßnahmen, dort eine". "Uns war wichtig, dass wir erkennen, wie sich das Unternehmen in den kommenden Jahrzehnten weiterentwickeln will." Und das habe die Firma auch geliefert.

Die Kritik an den Plänen indes reißt nicht ab. Peter Kloeber sagt, United Initiators bleibe weiterhin ein "Störfallbetrieb", aus seiner Sicht könne ein sogenannter "Dennoch-Störfall" nicht ausgeschlossen werden; vor allem dann, wenn Produktions- und Lagermengen an Gefahrenstoffen weiter erhöht würden. Tausendfreund hält dem entgegen, die Sicherheitslage habe sich in den vergangenen Jahren stark verbessert, sie sei sehr zuversichtlich, dass es "nie wieder" zu Bränden und anderen Zwischenfällen wie in den Achtziger- und auch noch Neunzigerjahren kommen werde.

Werkswohnungen sollen gebaut werden

"Eine umweltgerechte und nachhaltige Entwicklung unseres Ortes sollte Vorrang haben vor der vermeintlichen Aussicht auf höhere Gewerbesteuereinnahmen", sagt Kloeber. Die als "Big Wings" bekannt gewordenen Umbaupläne von United Initiators müssten gestutzt werden. Er kritisiert, dass die bisherige industriell nutzbare Fläche des Konzerns von 224 050 um 174 150 Quadratmeter erweitert werden soll, dies entspreche einer Vermehrung von etwa 77 Prozent. Es sei davon auszugehen, dass damit auch die Lager- und Produktionskapazitäten erhöht würden. Tausendfreund hält dem entgegen, es handle sich bei den Plänen um Umstrukturierungen, Ausgleichsflächen würden berücksichtigt, und auch die Werkswohnungen würden neu gebaut. Und der Isartaler Tisch könne seine Heimat bei United Initiators behalten.

An Kloeber Seite kämpft auch die "Bürgerinitiative zum Schutz der Isarauen in Höllriegelskreuth" gegen das Projekt. Diese hatte bereits im Februar erklärt, dass sie etwa 1000 Unterschriften gesammelt habe. Diese haben laut Tausendfreund das Pullacher Rathaus aber noch immer nicht erreicht.

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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