Prognos-Studie: Zukunftsatlas 2010:Kraftzentrum für Deutschland

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Nirgendwo sind die Zukunftschancen laut einer Studie besser als in München und seinem Umland. Nur ein Landkreis ist etwas abgeschlagen.

Dominik Hutter

Der Aufschwung in Deutschland hat einen Namen: München. Die Stadt und ihr Umland, so die Erkenntnis der Forscher des Schweizer Instituts Prognos, haben mit Abstand die besten Zukunftsaussichten der Bundesrepublik - sie sind wirtschaftlich stark aufgestellt, locken junge Arbeitnehmer an und gehören zu den wenigen Regionen des Landes, in denen die Bevölkerung noch wächst. Entsprechend belegt der Großraum in dem am Montag vorgestellten "Zukunftsatlas 2010", den Prognos in Kooperation mit dem Handelsblatt erstellt hat, gleich drei der vier vordersten Ränge: Bundesweiter Spitzenreiter ist der Landkreis München, gefolgt von der Landeshauptstadt. Der Landkreis Starnberg liegt hinter Erlangen auf Platz vier.

Nirgendwo sind die Zukunftschancen laut einer Studie besser als in München und seinem Umland. (Archiv) (Foto: Reuters)

Aber auch die anderen Landkreise rund um München müssen sich nicht verstecken: Mit Ausnahme von Bad Tölz-Wolfratshausen, das etwas abgeschlagen auf Rang 76 rangiert, haben es alle unter die Top 50 geschafft - und die Liste reicht immerhin bis Position412, wo das vorpommersche Demmin mit seinem "sehr hohen Zukunftsrisiko" dümpelt. Hamburg findet sich auf Platz 27, Köln auf 56 und Berlin auf 270.

Aber München ist nicht nur stark - es wird immer noch stärker. Denn eine der wesentlichen Erkenntnisse der Studie, so berichtet Prognos-Projektleiter Peter Kaiser, ist der stetig wachsende Abstand zwischen Erst- und Letztplatzierten. Für München spreche vor allem die bemerkenswerte Zahl der Konzernsitze, mit der keine einzige Region in Deutschland auch nur annähernd mithalten kann: 35 der 500 umsatzstärksten Unternehmen haben ihren Sitz in Isarnähe. Nach Einschätzung Kaisers ist die Region klar das "Kraftzentrum Deutschlands".

"Dazu kommt ein sehr positiver Wanderungssaldo junger Erwachsener", berichtet der Prognos-Mann. Wer arbeiten oder studieren will, macht sich anscheinend gerne nach München auf. Entsprechend steigt die Einwohnerzahl - eine inzwischen selten gewordene Entwicklung im Schrumpfstaat Deutschland. Kaiser hat festgestellt, dass bundesweit nur noch acht größere Städte, darunter München, sowie vier Landkreise nennenswert an Einwohnern gewinnen.

Diese vier Landkreise liegen allesamt in der Region: Freising, Erding, Ebersberg und München-Land. Besonders interessant für Kaiser ist eine "Trendumkehr": Denn lag in den vergangenen Jahren stets das Umland vorn, gibt es inzwischen einen klaren Trend zur Reurbanisierung - und München wächst wieder schneller als sein Speckgürtel: Um 3,3Prozent hat die Zahl der Einwohner zwischen 2006 und 2009 zugenommen - kein Wunder, dass das städtische Planungsreferat für die kommenden 20 Jahre den Sprung über die 1,5-Millionen-Marke vorhersagt.

Die Strahlkraft der Metropolen hat bundesweit gravierende Auswirkungen: Das einstige West-Ost-Gefälle weicht nach Beobachtungen Kaisers zunehmend einer Kluft zwischen Stadt und Land. Einer Stadt wie München falle es nun einmal deutlich leichter, Fachkräfte zu gewinnen, als einem kleinen Ort im strukturschwachen Raum. Bayerns Metropole glänzt zudem durch hohe Kaufkraft und niedrige Arbeitslosigkeit, in der Kategorie "Wettbewerb und Innovation" belegt sie bundesweit Platz eins.

Aber München hat auch Schwächen: einen hohen Anteil an Hartz-IV-Beziehern sowie einen eher mäßiger Zugewinn an Arbeitsplätzen. "Das ist aber vermutlich ein Platzproblem", meint Kaiser. Aufpassen müsse München, dass die Preise nicht aus dem Ruder laufen, vor allem bei den Wohnungsmieten.

© SZ vom 16.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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