Pläne für Haars Ortsmitte:Oben wohnen, unten tagen

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Das Maria-Stadler-Haus wird bald anders genutzt. (Foto: Claus Schunk)

Wenn das bisherige Pflegeheim neben dem Rathaus frei wird, will die Gemeinde Haar das Erdgeschoss für ihre Verwaltung nutzen. Im ersten und zweiten Stock sollen rüstige Senioren, Pflegekräfte und Kita-Mitarbeiter einziehen.

Von Bernhard Lohr, Haar

Langsam zeichnet sich ab, was aus dem Maria-Stadler-Haus in der Haarer Ortsmitte wird. Ein erstes Konzept sieht vor, das 30 Jahre alte Gebäude für 8,1 Millionen Euro zu sanieren und umzubauen. Die drei Etagen des noch als Seniorenheim betriebenen Gebäudes würden dann unterschiedlich genutzt. Im ersten Stock könnten rüstige Senioren wohnen, im zweiten Stock Wohnungen für Pflegekräfte und Erzieher entstehen - und im Erdgeschoss Büros für Teile der Rathausverwaltung.

Das neue Seniorenheim im Jugendstilpark soll im Frühjahr 2019 bezogen werden. Dann wird das alte frei. Diese Aussicht weckte auf vielen Seiten Begehrlichkeiten. Mit als erste meldete Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) Bedarf an, weil in der wachsenden Gemeinde und bei zunehmenden Aufgaben das erst vor einigen Jahren erweiterte, benachbarte Rathaus schon wieder zu klein wird. Und der Leiter des Maria-Stadler-Hauses, Klaus Stierstorfer, gab zeitig zu verstehen, dass er gerne Wohnungen für Pflegekräfte in dem alten Seniorenheim sehen würde. Kein Wunder: Gerade jetzt sucht er händeringend nach Fachkräften, um das neue, größere Haus im Jugendstilpark betreiben zu können. Günstiger Wohnraum gilt als Top-Kriterium bei der Anwerbung von Personal. Das gilt freilich auch für Erzieher.

Ein neues Angebot für Senioren

Der Hauptausschuss des Gemeinderats billigte am Dienstag bei einer Gegenstimme von Werner Pfanzelt (CSU) das von der Rathausverwaltung vorgelegte dreigliedrige Konzept. Es darf also weitergeplant werden. Als großen Pluspunkt werteten mehrere Gemeinderäte dabei, dass das alte Maria-Stadler-Haus mit dem geplanten "gemeinschaftlichen Wohnen für Senioren" im ersten Stock gemäß seiner ursprünglichen Bestimmung weiter ein Haus für ältere Bürger sein soll. Bürgermeisterin Müller sagte, damit halte man an der Grundidee aus der Anfangszeit des Maria-Stadler-Hauses fest, Senioren in der lebendigen Ortsmitte zu halten; also gleich beim Bürgerhaus, neben Geschäften und dem Pfarrzentrum.

Es ist daran gedacht, dass die kleinen Appartements des gemeinschaftlichen Wohnens Senioren beziehen, die mobil sind und sich weitgehend selbst versorgen. Sie können auf Wunsch Gemeinschaftsräume wie den jetzigen Speisesaal nutzen und Serviceleistungen dazu buchen. Bürgermeisterin Müller sprach von einem niedrigschwelligen, bezahlbaren Angebot in Haar, ergänzend zum Pflegeheim und zum "Wohnen mit Service", das künftig beides über Einrichtungen im Jugendstilpark abgedeckt wird. Und auch zum "Betreuten Wohnen" der Arbeiterwohlfahrt an der Peter-Henlein-Straße.

Auf vergleichsweise wenig Gegenliebe stieß im Ausschuss noch der Plan, Teile der Gemeindeverwaltung ins Erdgeschoss einzuquartieren. Die Bauverwaltung, die Bautechnik, das Umweltreferat und die Büros des Zweckverbands für das Ernst-Mach-Gymnasium sowie des Arbeitsschutzes würden dort Platz finden. Ein Sitzungssaal für kleine Gremien wie den Bauausschuss könnte im Speisesaal des Erdgeschosses eingerichtet werden Es gäbe einen Raum, in dem Bauleitplanungen für die Öffentlichkeit ausgelegt würden. Müller warb für solch eine Lösung, die wegen der Nähe zum Rathaus die Verwaltungsarbeit erleichtere und Bürgern an einem Ort besseren Service biete.

Bettina Endriss-Herz (CSU) allerdings fand, dem Bürger wäre mehr gedient, wenn die Bücherei dort an zentraler Stelle einziehen könnten. Thomas Reichel (CSU) hätte es bevorzugt, das gesamte Gebäude für Wohnen zu nutzen. Seinen Vorschlag, das alte Postgebäude an der Bahnhofstraße für eine Außenstelle der Verwaltung umzubauen, wies Müller als nicht praktikabel zurück. Im Erdgeschoss des Maria-Stadler-Hauses könnten aber auch wieder Wohnungen eingerichtet werden, sollte die Verwaltung dort dereinst ausziehen.

Vorerst wäre der Platzbedarf dort für die Verwaltung gedeckt. Bei aktuell 22 000 Einwohnern zählt das Rathaus 74 unter anderem in Teilzeit Beschäftigte, die in 65 Räumen untergebracht sind. Bei 25 000 Einwohnern wird mit 92 Beschäftigten gerechnet und einem Bedarf von 78 Räumen, bei 30 000 Einwohnern mit 99 Beschäftigten in 85 Räumen. Um auf der sicheren Seite zu sein, habe man mit zusätzlichem Bedarf von 20 Räumen kalkuliert, sagte Müller. Wann 30 000 Einwohner erreicht würden, sagte sie, stehe in den Sternen. Das habe der Gemeinderat mit Baulandausweisungen auch selbst in der Hand.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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