Pflegesituation:Profis schreiben schwarze Zahlen

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Maske auf und Abstand halten: Corona prägt im Maria-Stadler-Haus seit dem Frühjahr das Leben. "Toi, toi, toi", sagt Geschäftsführerin Maria Lehr am Freitag. Bis dato gebe es keinen Coronafall unter Bewohnern. (Foto: Claus Schunk)

Das Seniorenheim Maria-Stadler-Haus in Haar steht inzwischen mit Vollbelegung finanziell gut da. Die Möglichkeit, den Pflegekräften günstige Wohnungen anzubieten, hat auch das Personalproblem gelöst

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Name ist noch derselbe. Aber sonst ist beim Maria-Stadler-Haus in Haar heute nichts mehr so wie vor eineinhalb Jahren. Das Seniorenheim, das bis 2011 von einem Verein in einem Gebäude geführt wurde, das in den Achtzigerjahren die Gemeinde errichten ließ, hat sich mittlerweile an neuem Ort in größerer Dimension und mit professioneller Führung etabliert. Die Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH, Maria Lehr, berichtete im Gemeinderat von einer vollen Auslastung des Hauses an der Vockestraße, in das am 24. Juni 2019 alle 99 Bewohner umgezogen waren. Und sie hält fürs laufende Jahr sogar schwarze Zahlen für möglich.

Als die beste Nachricht verkündete Lehr allerdings in den schweren Zeiten, die Seniorenheime in der Corona-Pandemie durchmachen, dass bis dato kein Fall einer Coronainfektion eines Bewohners aufgetreten sei. Mitte 2019 war das Pflegeheim mit den 99 Bewohnern aus dem alten Haus belegt, dann wurde Personal akquiriert und Ende 2019 waren 122 der 142 Betten vergeben. Seit Anfang Oktober dieses Jahres herrscht mit 139 bis 142 Bewohnern Vollbelegung. Um das notwendige Personal zu bekommen, hat man vier Wohnungen angemietet und drei Apartments an Pflegekräfte im mittlerweile auch zur Maria-Stadler-Haus gGmbH gehörenden Einrichtung "Wohnen mit Service" gleich nebenan vergeben. 60 Apartments gibt es dort.

Auf Nachfrage von Alois Rath (CSU) bestätigte Lehr, dass günstiger Wohnraum ein ganz entscheidender Aspekt sei, um das gefragte Pflegepersonal nach Haar zu holen. Außerdem kooperiert man mit dem Isar-Amper-Klinikum, das direkt gegenüber liegt und auf dessen Gelände es auch eine Pflegeschule gibt. Zudem arbeite das Maria-Stadler-Haus mit einer Münchner Pflegeschule zusammen, sagte Lehr. Vier Auszubildende werden im Haarer Seniorenzentrum beschäftigt, dazu wurden vier chinesische Fachkräfte angelernt. Vor allem über Kontakte von Personal und Empfehlungen ist es Lehr zufolge gelungen, Fachkräfte zu gewinnen.

Anders als in der Vergangenheit gehört das von der Erl Immobiliengruppe aus Deggendorf errichtete Gebäude nicht mehr der Gemeinde. Die Pflege-Apartments wurden als Investorenprojekt verkauft. Die gemeinnützige GmbH ist Pächterin des Gebäudes. Investiert wurde beim Umzug nur in Einrichtungsgegenstände, was gut möglich war, weil die Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von 400 000 Euro einbrachte und der Landkreis sogar 2,9 Millionen Euro beisteuerte. Geld übrigens, mit dem man in Haar zunächst gar nicht gerechnet hatte. Beim Richtfest hatte die damalige Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) noch ungläubig nachgefragt, als Landrat-Stellvertreter Ernst Weidenbusch (CSU) die Summe nannte.

Jedenfalls nahm der Hauptausschuss des Gemeinderats den Jahresabschluss 2019 des kommunalen Betriebs einstimmig an. Die Bilanzsumme lag bei 4,49 Millionen Euro. Ein Fehlbetrag im ersten Jahr im neuen Domizil war mit 369 000 Euro eingeplant worden, am Ende lag man deutlich besser bei 151 000 Euro, was den Gewinnvortrag ins Jahr 2020 auf 456 000 Euro drückte. Dieses Jahr hat man laut Lehr mit 89 000 Euro Defizit geplant. Aber es könnte trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie am Ende auch auf schwarze Zahlen hinauslaufen. Wie groß der Anteil von Haarer Senioren im Maria-Stadler-Haus ist, konnte Lehr auf Nachfrage nicht angeben. Drei Kurzzeitpflegeplätze sind vertraglich gesichert vom Heim freizuhalten. Diese würde von Familien, die mal eine Auszeit bräuchten, genutzt, sagte Lehr.

© SZ vom 05.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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