Unterhaching:Nur für Kunden mit Parkscheibe

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Die Gemeinde will nach etlichen Beschwerden von Bürgern das Gespräch mit den Geschäftsleuten zur neuen Parkplatzregelung suchen. Mit Parkscheibe sind Kunden jedenfalls für drei Stunden sicher. (Foto: Claus Schunk)

Wer sein Auto vor Unterhachinger Supermärkten abstellt und nicht aufpasst, ist schnell mal 30 Euro los. Beschwerden im Rathaus bringen nichts - verantwortlich sind die Grundbesitzer.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Parkplätze sind ein rares und hart umkämpftes Gut. Nicht nur, wer aus dem Landkreis in die Stadt München reinfährt, muss sich ernsthaft Gedanken machen, wo er sein Auto für mehrere Stunden abstellen könnte - am besten kostenlos und ganz legal. Auch in Unterhaching versteht man längst keinen Spaß mehr, wenn irgendwo Fahrzeuge stehen, die da nicht hingehören. Dabei geht es gar nicht mal nur um Falschparker in Park- oder Halteverbotszonen, sondern zunehmend um das Überschreiten der zugestandenen Höchstparkzeit, insbesondere auf Parkplätzen vor Supermärkten. Ehe man sich versieht, klebt ein Strafzettel an der Windschutzscheibe.

Die Knöllchen häufen sich, die Beschwerden auch

Wie Grünen-Fraktionssprecherin Claudia Köhler am Mittwochabend im Unterhachinger Gemeinderat berichtete, beschweren sich in jüngster Zeit immer mehr Bürger über eine private Parkraumüberwachung auf den Flächen vor dem Edeka-Markt am S-Bahnhof und im Gewerbegebiet Grünwalder Weg. "Da gehen die Leute kurz mal einkaufen, stellen ihr Auto ohne Parkscheibe ab und sind deswegen gleich mal 30 Euro los", sagte Köhler.

Im Unterhachinger Rathaus kann man die Empörung verstehen, auch hier häufen sich die Anrufe von Bürgern, die sich jüngst über ein solches Knöllchen beim Einkaufen ärgerten. "Aber die Gemeinde hat damit nichts zu tun", stellte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) in der Gemeinderatsitzung klar. Es handele sich hier um Privatflächen, und wenn die Besitzer dort ein Schild aufstellen, dass nur mit Parkscheibe geparkt werden dürfe, dann sei das rechtens.

Claudia Köhler hingegen hält das für "Abzocke". Am Bahnhof vor dem ehemaligen Tengelmann und jetzigen Edeka könne sie ja noch verstehen, dass gegen Langzeitparker vorgegangen werde, die gar nicht zum Supermarkt, sondern zur S-Bahn wollten. "Aber im Gewerbegebiet gibt es überhaupt keine Parkplatznot. Da sind ausreichend Flächen vorhanden", sagt sie. Auch die Höhe des Strafe hält sie für unangemessen. Schließlich zahle man bei fehlender oder abgelaufener Parkscheibe auf Gemeindeflächen weitaus weniger.

Gerade rund um den Bahnhof und das Rathaus darf man auch nur zwei oder drei Stunden lang das Auto abstellen - was auch regelmäßig überprüft wird. Laut Rathaussprecher Simon Hötzl kostet es zehn Euro, wenn man ohne Parkscheibe erwischt wird, und 15 Euro, wenn die Zeit überschritten wurde. Dass das nicht logisch ist, gibt er zu. Tatsache aber ist: Auf den privaten Parkflächen wird doppelt so viel kassiert.

Die Gewerbetreibenden wollen ihre Kunden nicht durch Strafzettel verlieren

Dass es im Gewerbegebiet Grünwalder Weg aber durchaus auch Probleme mit Dauerparkern gebe, kann Hötzl nicht von der Hand weisen. "Gerade im Bereich Grimmerweg, beim Fressnapf, Alnatura, Adler und den Schuhmärkten werden die kostenfreien Parkflächen immer wieder von Gästen der naheliegenden Hotels genutzt", sagt er. Das bestätigt Roland Patolla, Geschäftsführer des Modemarkts Adler. "Auch Beschäftigte der umliegenden Büros stehen auf unseren Parkflächen", berichtet er. Mit der Parkraumüberwachung habe sein Unternehmen aber direkt nichts zu tun. "Das hat der Vermieter des Areals veranlasst", sagt Patolla. Sollten seine Kunden allerdings einen Strafzettel erhalten, so würden ihnen beim ersten Mal die Kosten direkt im Geschäft erstattet. Danach könne man aber davon ausgehen, dass die Leute über die neue Parkscheibenpflicht Bescheid wüssten.

Die Gemeinde will nicht untätig bleiben und das Gespräch mit den Geschäftsleuten suchen. "Schließlich ist es eine Abwägung, wie ich einen Kunden an mich binde", sagt Hötzl. Köhler ist überzeugt, dass man mit Strafzetteln die Kundschaft verliert.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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