Ottobrunner Kultursommer:Fest mit Schirmherrschaft

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Das Lied "Singin' in the rain" ist eine Ode an die Liebe und die Lebensfreude. Die Mitglieder der Abraxas Musical Akademie zeigen das auf der Bühne. (Foto: Claus Schunk)

"Wir gehen volles Risiko": Auch wenn der 32. Ottobrunner Kultursommer teils unter dem Wetter leidet, ziehen die Organisatoren die Open-Air-Melange aus Musik, Kabarett und Varieté durch. Sogar ein Feuerwerk gibt's.

Von Udo Watter, Ottobrunn

Im Regen singen ist sicher besser als im Regen stehen. Nun bewegten sich die Protagonisten der Abraxas Musical Akademie München zwar ohnehin auf einer großen (überdachten) Bühne und ihre Regenschirme waren lediglich Teil einer hübsch choreografierten Inszenierung. Aber während die tropfende Geräuschkulisse bei ihrem ersten Szenenauftritt von "Singin' in the Rain" am Samstagnachmittag noch rein technisch simuliert war, hatte die akustische Begleitung inklusive auf die Bühne spritzender Nebeneffekte bei der zweiten Version vor allem natürliche Ursachen. Es schüttete am späteren Abend doch recht eindrucksvoll auf Ottobrunn.

Der Rosengarten hinterm Wolf-Ferrari-Haus, wo am Samstag das 32. Kultursommerfest statt fand, war dann weitgehend vom Bild aufgespannter Regenschirme und Ponchos geprägt. Dass die jungen Musical-Darsteller schon eine elaborierte Ausbildung genossen haben, war freilich in jedem Fall zu sehen. Neben Szenen aus "Singin' in the Rain" standen bei ihnen Songs und Choreografien aus "Cabaret" auf dem Programm, und es war beeindruckend, wie weit bei manchen die sängerische und tänzerische Begabung schon gediehen ist.

Die Abraxas Musical Akademie gehört quasi zu den Stammgästen beim Ottobrunner Kultursommerfest, noch länger und konstanter begleitet die Organisatoren um Bernd Seidel, der die Veranstaltung vor mehr als drei Jahrzehnten initiiert hat, und Horst Frank, Leiter des Wolf-Ferrari-Hauses, allerdings die Sorge ob des Wetters. "Ich kann gar nicht hoch schauen", sagte Frank zu Beginn des ersten Veranstaltungsblocks, als sich bereits ein paar Wolken über der schwülen Ottobrunner Luft zeigten. Indessen wirkte er gar nicht so verzagt, im Gegenteil - sein Team und er pokerten ja ziemlich hoch. "Wir gehen volles Risiko", erklärte er. Trotz suboptimaler Wetterprognosen sollte das Fest, das traditionell eine bunte und kurzweilige Melange von Musik, Kabarett und Varieté inklusive nächtlichem Feuerwerk prägt, in seiner ganzen Bandbreite durchgezogen werden, sogar das Feuerwerk baute man auf.

Die Besucher wissen sich vor dem Regen zu schützen. (Foto: Claus Schunk)

Natürlich war ohnehin schon wegen der pandemiebedingten Vorgaben der Gestaltungsspielraum etwas eingeschränkt, das Fest in zwei zeitliche Blöcke aufgeteilt worden mit reservierten Plätzen auf Bierbänken. Dass die Ottobrunner dieses Fest lieb gewonnen haben, bei dem es auch in diesem Jahr Kulinarisches und Getränke gab, zeigte sich an der auch heuer wieder hohen Resonanz. "Schön, dass Sie sich drauf einlassen", hatte Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) bei der Eröffnung gesagt und drauf hingewiesen, dass dies der entscheidende Unterschied zu den gerade gestarteten Olympischen Spielen in Japan sei: "Beim Ottobrunner Kultursommerfest gibt es Publikum." Und sogar eine "Welturaufführung" wie Bernd Seidel, der wie immer den Part des Moderators übernahm, kurz darauf verschmitzt ankündigte: Die Chorklasse der 6. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Neubiberg zeigte unter Leitung vom Margret Joswig eine "rockige Reise durch die Galaxis" aus dem Musical "Leben im All". Die kleinen Darsteller aus der Schule der Nachbargemeinde freuten sich, dass sie nach der langen Zwangspause - die chorische Aktivitäten ja besonders betraf - nun doch noch zu ihrer Premiere kamen: als "Mars", "Venus", Saturn" aber auch "Sonne" und Schwarzes Loch" hatten sie ihre Auftritte.

Während danach die etwas älteren, professionelleren Musical-Darsteller der Abraxas Akademie die Bühne dominierten, waren von der Gruppe "Sonnenflammen" weiß gekleidete "wundersame Wesen" - Stelzengänger und Elfe - im Publikumsbereich zwischen den Bierbänken unterwegs. Es sind auch solche fantasievollen Nebenszenen, die das Fest besonders machen. Mächtig Eindruck machte auch der Fußball-Jongleur Sebastian Landauer. Der Allgäuer hat mit Kopf, Schulter, Hand und Fuß erstaunliche Balanceakte und Rhythmuswechsel in der Ballbehandlung drauf. Ein bisschen Comedy und Publikumseinbindung gibt's obendrauf, und fertig ist eine virtuose Free-Style-Halbzeit-Show, vor der man den Hut zieht.

Keine Bälle sondern eine Gitarre fungiert bei Wolfgang Kamm als wichtiges Begleit-Utensil. Der Kabarettist ("Kamm wie die Bürste") nimmt das Publikum gerne mit auf seine leicht g'spinnerten musikalischen Reisen, genau so gerne kokettiert er ein wenig masochistisch mit seiner Herkunft aus der Oberpfalz, die ja nicht zuletzt für ihren spezifischen Dialekt bekannt respektive berüchtigt ist.

Kunst und Spektakel im Rosengarten. (Foto: Claus Schunk)

Für Live-Musik ohne dialektale Besonderheiten zeichneten noch die Good Times Bigband verantwortlich sowie Teddy und die Lollypops. Die versierte Tanzband spielt vornehmlich Musik aus den 50ern und schafft damit schon seit vielen Jahren immer wieder gute Stimmung beim Kultursommerfest. Währen der erste Veranstaltungsteil trocken blieb, war es im zweiten Teil des Abends, der teils unter stärkeren Regenfällen litt, nicht mehr ganz so einfach, eine mitreißende Atmosphäre herzustellen. Als der Regen aber später wieder nachließ, konnte sogar das Feuerwerk gestartet werden und die Lollypops spielten anschließend tatsächlich bis kurz vor Mitternacht.

© SZ vom 26.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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