Jan Murken:Abschied von der Politik

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Der Blick bleibt nach vorne gerichtet. Der SPD-Vertreter Jan Murken verlässt den Bezirkstag, bleibt aber Museumsleiter in Ottobrunn. (Foto: Claus Schunk)

Nach 40 Jahren scheidet der Ottobrunner Arzt und Genetiker Jan Murken aus dem Bezirkstag aus. Doch der 83-Jährige verlässt die öffentliche Bühne nicht ganz. Er bleibt Leiter des König-Otto-Museums.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Mitglieder des Bezirkstags sind ja gewissermaßen die Nachtschattengewächse der Politik. Sie arbeiten eher im Verborgenen, ohne die große mediale Aufmerksamkeit, die sogar Hinterbänklern im Maximilianeum manchmal zuteil wird. Wirklich fair ist das nicht, fallen in die Zuständigkeit des Bezirkstags doch Bereiche, die viele Menschen betreffen - vor allem in der Sozialpolitik.

Als Sozialpolitiker aber würde sich Jan Murken, der für die SPD seit 1978 im oberbayerischen Bezirkstag sitzt, dennoch nicht bezeichnen. "Das wäre zu hoch gegriffen", sagt der Ottobrunner. "Wenn, dann eher Gesundheitspolitiker." Das liegt ja auch nahe, schließlich ist Professor Jan Murken einer der führenden Genetiker der Republik, dessen "Taschenlehrbuch Humangenetik" auch nach mehrmaligen Überarbeitungen und Aktualisierungen nach wie vor zu den Standardwerken der humangenetischen Lehre gehört.

Nach 40 Jahren scheidet der Gesundheitspolitiker Jan Murken im kommenden Herbst aus dem Bezirkstag Oberbayern aus. "Das Alter ist der entscheidende Grund", sagt der Ottobrunner, dem seine 83 Jahre nicht anzusehen sind. "Auch wenn ein wenig Wehmut mitschwingt, ist es jetzt an der Zeit."

Es ist ein gleichermaßen stiller und stilvoller Rückzug, den der renommierte Kinderarzt nach vier Jahrzehnten hinlegt. Wenn in der SPD, seiner politischen Heimat seit 1971, immer davon die Rede ist, dass der Haarer Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer der Grandseigneur der Genossen sei, dann darf Jan Murken getrost als Kavalier der Sozialdemokratie im Landkreis bezeichnet werden.

"Ich habe die Nazi-Zeit noch hautnah miterlebt"

Der gebürtige Gütersloher kann Menschen mit seiner Höflichkeit einfangen, ist ein guter Zuhörer und ein noch besserer Erzähler. Qualitäten, die im Umgang mit Kindern wahrlich von Vorteil sind. Es ist aber auch die eigene Biografie, die Murken geprägt hat. "Ich bin 1934 geboren. Ich habe die Nazi-Zeit noch hautnah miterlebt, wie auch die Trümmer, die das Ergebnis dieser Ur-Katastrophe waren", sagt er. "Das hat mich gelehrt: Halte die Augen immer offen."

Es waren die Sozialdemokraten in München, die ihn geprägt haben. Sie hatten erstmals eine, wie Murken sagt, vorbildliche Mütterberatung auf die Beine gestellt und sich den Problemen bei der Kinderheilkunde gestellt. "Das hat mich fasziniert, das war hervorragend", sagt er rückblickend zu seinen Anfängen in der Partei.

Wie er auch die Arbeit des Bezirks Oberbayern spannend fand, vor allem in der Kinderpsychiatrie am Klinikum in Haar, das bis 2006 Bezirkskrankenhaus hieß. Diese hat er als Bezirksrat und Kinderarzt über vier Jahrzehnte hinweg maßgeblich mit gestaltet. "Aber es wäre zu viel gesagt, ich hätte dieses oder jenes bewegt", sagt Murken. "Es waren die kleinen Bausteine, die wir gemeinsam im Bezirkstag immer wieder umgesetzt haben. Es war eine schöne Zeit."

Sein Ausscheiden aus der oberbayerischen Volksvertretung ist aber nicht gleichbedeutend mit einem Rückzug ins Private. Dem Otto-König-von-Griechenland-Museum wird Murken weiterhin als Leiter treu bleiben. Als solcher wirkt Jan Murken - der Arzt, Genetiker, Kommunalpolitiker und Historiker - auch nicht im Verborgenen. Und das wird auch über den Herbst 2018 hinaus so bleiben.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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