Ottobrunn/Neubiberg:Angst vor dem Ausverkauf

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In Neubiberg wächst die Sorge, dass die Vergrößerung des Isar-Centers den örtlichen Einzelhandel gefährden könnte. Vor allem Supermärkte wären bedroht. In Ottobrunn werden die Einwände nicht geteilt

Von Angela Boschert, Ottobrunn/Neubiberg

Die Planungen zum neuen Isar-Center in Ottobrunn gehen weiter. Das in die Jahre gekommene Gebäude soll saniert und mit einer knappen Verdoppelung der Verkaufsfläche auf 10 500 Quadratmeter zu einem modernen Einkaufszentrum ausgebaut werden. Die Nachbargemeinde Neubiberg sieht auch nach einer Überarbeitung der ersten Pläne die Zukunft ihrer eigenen Lebensmittelgeschäfte am Ort gefährdet.

Der Planungs- und Umweltausschuss des Gemeinderats hat daher beschlossen, auch die jetzige Vorlage abzulehnen. Begründung: Die Auswirkungen auf den Einzelhandel in Neubiberg und Unterbiberg seien nicht hinreichend betrachtet worden. So sieht der Entwurf für Lebensmittel und Drogeriewaren 3000 bis 6100 Quadratmeter Verkaufsfläche vor. Je nach Größe blieben zwischen 4000 und 7000 Quadratmeter für andere Sortimente übrig. Zwar hat Ottobrunn die Fläche für ein ursprünglich vorgesehenes Sportfachgeschäft gestrichen, die Gemeinde wünscht sich jetzt aber folgende Bereiche: Baby- und Kinderartikel, Haushaltswaren und Geschenkartikel, Haus- und Heimtextilien, Papier- und Schreibwaren, Spielwaren sowie Zooartikel.

"Nur mit einer solchen flexiblen Planung kann das Isar-Center über Jahre hinweg modern aufgestellt werden", heißt es aus dem Rathaus in Ottobrunn. Ansonsten verweist man darauf, dass die ursprünglich geplante Gesamtverkaufsfläche von 10 500 Quadratmeter nicht überschritten werde und das Isar-Center damit seinen Charakter als Nahversorger behalte.

In Neubiberg sieht man das anders. Vor allem die Größe des Lebensmittelhändlers bereitet Sorgen. Die Gemeinde beauftragte daher ein Münchner Büro für Wirtschaftsgeografie, den Ottobrunner Bebauungsplanentwurf zu prüfen. Das Ergebnis: Das Nahversorgungszentrum in Unterbiberg und die Lebensmittelmärkte nahe dem S-Bahnhof Neubiberg sowie in der Hauptstraße seien stärker gefährdet, als es die Berechnungen auf Ottobrunner Seite darlegen. Außerdem verstoße die Verkaufsfläche für Lebensmittel gegen landesplanerische Vorgaben. Um einen überdimensionierten Lebensmittelhandel, der die Kaufkraft über die Maßen von Neubiberg abziehen würde, zu verhindern, schlägt das Münchner Büro vor, die Fläche für Lebensmittel auf maximal 4752 Quadratmeter zu beschränken. Aktuell möglich sind laut Bebauungsplan bis zu 6100 Quadratmeter. Die Einwände hat Neubiberg nicht nur den Nachbarn in Ottobrunn zugeleitet, sondern auch der Regierung von Oberbayern.

Neubibergs Planungsreferent Kilian Körner findet im neuen Bebauungs- planvorschlag zudem die Interessen des nicht-motorisierten Verkehrs zu wenig beachtet. Es werde die Chance vertan, die Attraktivität des Isarcenters auch für Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs, für Radfahrer und Fußgänger im Zuge der Neugestaltung zu erhöhen. "Untersuchungen belegen, dass der Anteil der Autonutzer in den kommenden Jahren zurückgehen dürfte", so Körner.

Er schlägt daher vor, die Bushaltestelle direkt an den Eingang zum Einkaufszentrum zu legen, so wie es beim Ikea-Möbelmarkt Brunnthal geschah, um kurze Wege zu schaffen. Für Fußgänger und Radfahrer sollten ausreichend Querungshilfen an den Straßen geschaffen werden. Sämtliche Wege sollten mit Kinderwagen gut begehbar sein. Für Radfahrer wünscht Körner ausreichende, attraktive und sichere Stellplätze in Eingangsnähe, die auch für Lastenfahrräder attraktiv sind.

© SZ vom 07.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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