Ottobrunn:Glück auf Eis

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Bei "Poetry on Ice" lesen 15 Autoren zwischen 14 und 73 Jahren ihre Texte - manche sind sogar echte Slammer

Von Claudia Wessel, Ottobrunn

"Ja und vielleicht klingt das für dich verrückt, aber von was ich hier versuch zu reden, ist - Glück. Immaterielles Glück, das nix kostet...Sei es das Kribbeln im Bauch, das du hast, wenn das Flugzeug beginnt abzuheben oder verliebt zu sein und überm Boden zu schweben." Die Worte von Antonia Lunemann kommen bei einem an, trotz kalter Füße und wuselnder Kinder auf der einen Hälfte der Eisfläche im Eissportzentrum Ottobrunn, trotz der Tatsache, dass die Poetry Slammerin - und Antonia ist eine derjenigen an diesem Nachmittag, die diesen Namen wirklich verdient - ziemlich weit weg von den Zuhörern allein auf einem Teppich auf der anderen Hälfte der Eisfläche steht und durch eine Lautsprecheranlage spricht. Antonia würde man gerne von nahem sehen und in einem ruhigen Raum hören, um ihre tollen Texte richtig genießen zu können.

Eislauf-Choreographien in Anlehnung an die Texte der Dichter zeigten Mitglieder des Eis- und Rollsportclubs. (Foto: Claus Schunk)

An diesem Nachmittag aber ist hier alles anders als normal. Gabi Worch, Inhaberin einer "Agentur für Zeitgenössische Kultur" in Ottobrunn, die von sich sagt: "Ich lebe von Konzepten" hatte eine Konzeptidee. Da sie auch Mitglied im Eis- und Rollsportclub Ottobrunn ist, bastelte sie gemeinsam mit der Laudato Si Projektgruppe des Pfarrverbandes St. Magdalena diverse Bausteine zu einem "Sozialprojekt" zusammen. Der vielversprechende Titel lautet "Poetry on Ice - gemeinsam leben bewegen". Auf dem Eis im Stadion Ottobrunn einen Poetry Slam veranstalten, dazu Eissportler aus dem Verein Choreografien laufen lassen. Das klingt gut und auch das Plakat mit dem hochspringenden und dabei das Mikro fast küssenden Eisläufer zeigt die aufregende Verbindung von zwei Kunstformen, Literatur und Eislauf. Wer gute Ideen hat, wird natürlich auch gesponsert, von der Gemeinde Ottobrunn und Geschäftsleuten, die eifrig für zwei Sozialprojekte spendeten. Auch der gebürtige Ottobrunner, Schauspieler Wolfgang Fierek, sprach Grußworte. Ganz so peppig wie auf dem Plakat war es dann aber doch nicht, aufgrund des Settings und der Kälte. Die 15 Leute zwischen 14 und 73 Jahren, die hier ihre Texte vortragen durften, konnten immerhin üben, bei schwierigen Bedingungen cool zu bleiben. Und schließlich ist ja Glück laut Antonias Text auch "sich an die einfachen und an die kleinen Momente im Leben zu erinnern, an die, wenn eigentlich gar nichts los ist."

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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