Ottobrunn:Adventstürchen

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Polizeichef Armin Ganserer (links) und Stefan Füger von den Johannitern mit der alten Zellentür. (Foto: privat)

Ein Relikt der alten Polizeiinspektion an der Rosenheimer Landstraße kehrt zurück.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Bei dieser Tür gab es früher keine Überraschung, wenn sie geöffnet wurde, sondern wenn sie ins Schloss fiel - und zwar eine böse. Denn öffnen ließ sie sich nur von außen. Auch die Klappe konnte nicht von innen entriegelt werden. Sie wurde von den Beamten der Polizeiinspektion Ottobrunn nur aufgemacht, um den Insassen der Zelle etwas zum Essen durchzureichen. Jetzt ist die alte Zellentür aus dem ehemaligen Dienstgebäude der Polizeiinspektion an der Rosenheimer Landstraße 120 gewissermaßen heimgekehrt.

Stefan Füger, der Dienststellenleiter des Ortsverbands Ottobrunn-Riemerling bei der Johanniter-Unfall-Hilfe, hat die schwere Holztür Armin Ganserer, dem Leiter der Polizeiinspektion 28, zurückgebracht - pünktlich zum ersten Advent. "Es ist wunderbar, dass wir nun ein Stück der Polizeigeschichte des südöstlichen Landkreises München wieder im Haus haben", freut sich Ganserer.

Am 24. Januar 1961 hatten Ottobrunns Polizeibeamte das Dienstgebäude an der Rosenheimer Landstraße bezogen - inklusive Ausnüchterungszelle und Zellenschlüssel. Manch betrunkener Randalierer schlief über die Jahre in der Zelle seinen Rausch aus, aber auch gefasste Schwerverbrecher wurden hier vorübergehend inhaftiert. Nach dem Umzug der Polizei nach Riemerling übernahm die Johanniter-Unfall-Hilfe 1984 das Gebäude, von dem aus die Helfer zu ihren Einsätzen ausrückten. Als die Johanniter 2011 schließlich ihren neuen Standort im Gewerbegebiet Riemerling-West bezogen, nahmen sie die schwere Holztür als Andenken mit.

Die Unfallhelfer lagerten hier ihre Getränkevorräte

"Jeder Zivi wurde früher an seinem ersten Tag in den Keller geführt und hat die Geschichte des Hauses gehört und die Arrestzelle besichtigt", erinnert sich Füger an die Zeit in der Rosenheimer Landstraße. "Eingesperrt wurde bei uns freilich niemand mehr." Stattdessen lagerten die Unfallhelfer in der Zelle hinter der Tür ihre Getränkevorräte - nur alkoholfreie, versteht sich. Die seien aber immer schön gekühlt gewesen, erinnert sich Füger.

Jetzt hat die Holztür in der Polizeiinspektion am Haidgraben eine neue Heimat gefunden. "Die Türe führt uns vor Augen, was sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten in punkto Sicherheit bei unseren Gewahrsamszellen getan hat", sagt Inspektionschef Ganserer über das Souvenir. Betrunkene und Schwerverbrecher werden sie allerdings nicht mehr von hinten zu sehen bekommen.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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