Olympia-Kandidatenstadt München:Spitzen ins Oberland

Oberbürgermeister Ude hat ein Gespür für treffsichere Pointen. Eigentlich. Doch nun hat er ausgerechnet eine Einladung der Garmischer Olympiaskeptiker wenig diplomatisch ausgeschlagen.

Katja Riedel

OB Christian Ude (SPD) ist bekannt für treffsichere Pointen und verbale Spitzen. Er ist einer, der sich stets bewusst ist, was er sagt. Zuletzt hat Ude immer wieder zurückgewiesen, im Umgang mit Olympiaskeptikern aus dem Werdenfelser Land nicht den richtigen Ton getroffen zu haben. Von großstädtischer Arroganz, die mancher im Oberland ihm unterstellte, wollte Ude nichts wissen. Einer dieser Dialoge lässt jedoch tatsächlich diplomatisches Geschick vermissen.

Oberbürgermeister Christian Ude und Olympia-Botschafterin Katarina Witt: Das mit dem Werben für München als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2018 klappt gut. Das mit dem Werben um die Skeptiker aus Garmisch weniger. (Foto: ag.dpa)

In einem Interview mit der taz hatte Ude ordentlich ausgeteilt - vor allem gegen die Garmisch-Partenkirchener CSU, aber auch gegen jegliche Kritiker, die aus ökologischen wie ökonomischen Gründen an Olympia zweifeln. Er halte die Widerstände für ein Medienprodukt, sehe nur breite Unterstützung, sagte Ude. Weil er der Garmischer CSU unterstellte, aus rein kommunalpolitischen Gründen gegen Olympia zu sein, wandte sich die dortige Fraktion in einem offenen Brief an Ude.

"Lassen Sie uns im Interesse der Olympiabewerbung lieber miteinander als übereinander reden", schrieb die Vorsitzende Elisabeth Koch und lud ihn im Namen aller "angegriffenen heimatverbundenen Garmisch-Partenkirchener Bürger, Landwirte und Steuerzahler" zum Gespräch.

Die Antwort empfand Koch als äußerst herablassend. "Als leidenschaftlicher Verfechter der kommunalen Selbstverwaltung" wolle er sich "als Außenstehender" nicht einmischen, ließ Ude wissen. Einer Einladung komme er gerne nach, sobald sich dies terminlich realisieren lasse. Dabei bitte er aber "um Verständnis, dass eine Einladung Ihres Bürgermeisters und Ihrer Bürgermeisterin... terminliche Priorität besitzt".

Udes Vorliebe für seinen Garmischer Amtskollegen Thomas Schmid ist verständlich, der ist schließlich auch ein glühender Olympia-Verfechter. Das Schreiben wollte Ude nicht veröffentlicht sehen.

© SZ vom 24.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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