Oktoberfest:"Aufrechter"

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Gerlinde Koch-Dörringer ist Kreisvorsitzende der Frauen-Union im Landkreis München und Initiatorin der Aktion, die Trillerpfeifen an Frauen verteilt - zur Selbstverteidigung. (Foto: unk)

Gerlinde Koch-Dörringer über den Sinn der Trillerpfeifen-Aktion

Interview von Ulrike Schuster

Ist die Trillerpfeife bloß ein lustiger PR-Gag oder doch nützliches Hilfsmittel? Gerlinde Koch-Dörringer, Kreisvorsitzende der Frauen Union München-Land und Initiatorin der Aktion, ist überzeugt: Sie ist beides zugleich.

SZ: Wofür die Pfeifen?

Gerlinde Koch-Dörringer: Damit nichts passiert. Wir wünschen uns eine friedliche Wiesn.

Die will jeder, deshalb ist die Polizei da.

Vorsichtsmaßnahmen kann es gar nicht genug geben. Mehr wirkt im Zweifel mehr. Wenn frau weiß, da gibt's für den Notfall die Pfeife, gibt und bewegt sie sich anders.

Wie denn?

Aufrechter, bestimmter, gelassener - weil sie sich sicherer fühlt.

Ich bin also ohne Angst, weil ich jederzeit lostrillern kann?

Klar. Pfeife ich, bin ich laut und schrill, verunsichere ich den Täter, schrecke ihn ab. Andere werden aufmerksam, drehen sich um, helfen.

Oder es passiert gar nichts, außer dass der Rest ins Pfeifkonzert einstimmt.

Sicher werden auch einige ihren Spaß damit treiben. Die Aktion ist nicht ausschließlich ernst gemeint. Sie ist auch kreativer Marketing-Gag, mit Sinn und Zweck.

Hält die Pfeife Frauen nicht vielmehr in Alarmbereitschaft? Im permanenten Sei-auf-der-Hut-Modus?

Das müssen wir Frauen seit Köln auch sein. Diese Nacht brachte uns erst die Idee für die Pfeifen. Seitdem ein "Nein" nicht mehr ausreicht, müssen wir alles tun, um uns wehren zu können. Frauen sind kein Selbstbedienungsladen.

Wo tragen Sie Ihre Pfeife?

Am Hals anstatt einer wertvollen Kette, zum pinken Dirndl.

Gehen Sie auf die Wiesn?

Selbstverständlich, ein paar Mal, mit Lust und Freude. Ich habe keine Angst.

Auch nicht vor dem dunklen Mann mit Bart?

Genauso wenig wie vor dem blonden Mann mit blauen Augen.

Was sagen Sie Männern, die sich von der Pfeife zu potenziellen Tätern gestempelt sehen?

Das ist unnötig. So fühlen müssten sie sich nur dann, wenn sie die Grenze zwischen Spaß und Ernst überschreiten.

Wo verläuft die?

Wenn es gegen den Willen der Frau geht, wenn gegrapscht wird.

Und wenn jetzt Männer Handkameras geschenkt bekämen, für den Notfall, falls sie beweisen müssten, dass sie eine Frau gar nicht sexuell belästigt haben?

Ich verurteile alle Menschen, die behaupten, was nicht stimmt. Das geht gar nicht.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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