Öffentlicher Nahverkehr:Neuer, schneller - und teurer

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Zum Fahrplanwechsel gibt es zahlreiche Veränderungen bei Bussen und Bahnen - am Samstag nimmt die verlängerte U3 nach Moosach den Betrieb auf.

Marco Völklein

Oberbürgermeister Christian Ude freut sich schon: Am morgigen Samstag wird er die beiden neuen U-Bahnstationen in Moosach eröffnen - pünktlich zum Fahrplanwechsel am Sonntag. Damit wächst das Netz um die Bahnhöfe Nummer 99 und 100 (wobei Stationen wie Hauptbahnhof, an denen sich zwei Linien auf unterschiedlichen Ebenen kreuzen, doppelt gezählt werden). Ein großes Bürgerfest ist geplant, zahlreiche Redner werden erwartet. Zugleich muss sich Ude aber auch auf Proteste einstellen: Moosacher Bürger wollen ihren Unmut gegen die Verkürzung zweier Buslinien deutlich machen. Zum Fahrplanwechsel stehen zudem noch zahlreiche weitere Änderungen an - hier ein Überblick.

Bunte Blumenbemalungen zieren die Wänder an der neune U-Bahnstationen in Moosach. (Foto: Stephan Rumpf)

Zunächst einmal steigen die Preise, im Schnitt um 2,8 Prozent. Über dem Durchschnitt (plus 4,3 Prozent) liegt die Streifenkarte, die 12 statt 11,50 Euro kosten wird. Die Isarcard (zwei Ringe) kommt auf 44,90 Euro (+1,6 Prozent).

Die wichtigste Veränderung im Angebot sind die beiden U-Bahnhöfe in Moosach. Bei der U-Bahn fährt damit die Linie U3 künftig vom Haltepunkt Olympia-Einkaufszentrum zum Moosacher Bahnhof. Außerdem reagiert die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auf die starke Nachfrage auf der U-Bahnlinie 5. Die zusätzlichen Züge (Fachausdruck: Taktverstärkerbahnen), die Freitagnachmittags auf dieser Strecke unterwegs sind, pendeln nun direkt zwischen Theresienwiese und Neuperlach Zentrum. Bislang befuhren die Züge ab Hauptbahnhof die Gleise der U2. Diese Züge, die von Harthof kommend in Richtung Innenstadt unterwegs sind, wenden künftig bereits am Innsbrucker Ring.

Durch die verlängerte U3 ergibt sich auch eine bessere Verknüpfung mit den Angeboten der Bahn. So können Fahrgäste der S-Bahn von Sonntag an in Moosach direkt von der S1 umsteigen und mit der U3 nach Schwabing rauschen. Auch aus dem Norden der Stadt verbessert sich die Anbindung zur Flughafenlinie S1. Hinzu kommt: Im Berufsverkehr machen in Moosach auch einige Regionalzüge Halt. MVG-Chef Herbert König hofft, dass der Freistaat, der ja die Regionalzüge bei der Bahn bezahlt, weitere Regionalzughalte in Moosach bestellt. Bislang ist dies aber noch nicht geschehen. Eine weitere Neuerung: Auf dem östlichen Abschnitt der S4 sind die S-Bahnen in den späten Abendstunden nun etwas später unterwegs. Damit schließt der Münchner Tarifverbund die große "Taktlücke", die sich auf der Strecke immer abends auftat - und die vor allem viele Theater- und Kinobesucher ärgerte. Die Züge fahren nun in Grafing nach Ebersberg 20 Minuten später ab: um 23.39 statt um 23.19 Uhr und um 0.19 statt um 23.59 Uhr.

Bei der Tram steht mit der Eröffnung der neuen Strecke nach St. Emmeram erst im Herbst 2011 die nächste größere Veränderung an. Zum diesjährigen Fahrplanwechsel jedoch schickt die MVG auf einigen Strecken bereits zusätzliche Züge als sogenannte Taktverstärker auf die Gleise. So sind montags bis freitags auf den Linien 15/25 zwischen Max-Weber-Platz und Großhesseloher Brücke an Schultagen zusätzliche Züge unterwegs. Ähnlich sieht es auf der Linie16 aus, die zusammen mit der Linie17 den sehr gut genutzten Abschnitt vom Sendlinger Tor bis zum Romanplatz befährt: Von Montag bis Samstag sind die 16er-Trams nun auch nach 20 Uhr unterwegs (bisher war bereits um 16 Uhr Schluss). Im Gegenzug allerdings startet die MVG auf fast allen Münchner Tramlinien den Zehn-Minuten-Takt etwa 20 Minuten später als bislang. Sie begründet das mit "Nachfragerückgängen" in den frühen Morgenstunden. Nur die "überdurchschnittlich stark frequentierte Tram17" bleibt davon ausgenommen, teilte die MVG mit.

Wegen der neuen U-Bahn-Verbindung im Norden verkürzt die MVG die Busverbindungen in Moosach: Die Busse der Linie51 wenden künftig am Moosacher Bahnhof, die Linie 50 endet am Olympia-Einkaufszentrum. "Der Streckenabschnitt Ehrenbreitsteiner Straße bis Moosach Bahnhof liegt im Einzugsbereich der verlängerten U3 und wird daher nicht mehr bedient", so die MVG. Die Anwohner wollen dies nicht akzeptieren: "Vor allem Ältere, aber auch viele Schüler, müssen nun einen Kilometer gehen, um eine Anbindung an den Nahverkehr zu bekommen", sagt die Schauspielerin Monika Baumgartner, deren Mutter in der Gegend wohnt. Ihrer betagten Mutter sei diese Wegstrecke nicht mehr zuzumuten. Daher will sich auch Baumgartner der Demo anschließen, die von einer Bürgerinitiative organisiert wird. Wichtig auch: Auf der Linie 55 (Ostbahnhof-Putzbrunn) sind die Busse nun schneller unterwegs. Weil sie an den Ampeln Vorrang haben, verringert sich die Fahrtzeit um drei bis fünf Minuten.

Neuerungen gibt es auch bei der Fahrgastinformation: Auf den Fahrplänen, die an den Haltestellen der MVG hängen, steht nun ein QR-Code, ein quadratisches Signet. Sofern Fahrgäste ein QR-fähiges Handy besitzen (und sich die nötige Software herunterladen), können sie damit das Quadrat abfotografieren und so Zugriff auf den Echtzeit-Fahrplan der jeweiligen Linie erhalten. Beispiel: Wer an der Haltestelle Stiglmaierplatz steht und den dort abgedruckten QR-Code mit seinem Mobiltelefon erfasst, bekommt anschließend die aktuellen Abfahrtszeiten aller Linien, die am Stiglmaierplatz fahren, also von U1 sowie Tram 20 und 21.

© SZ vom 10.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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