Oberschleißheim:Die Feuerwehr fühlt sich im Stich gelassen

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Der Oberschleißheimer Feuerwehrkommandant Wolfgang Schnell fordert mehr Unterstützung aus dem Rathaus. Vor allem ein Schreiben an die Aktiven, die bei der Gemeinde arbeiten, ärgert ihn.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Eine Rekordzahl an Aufgaben präsentierte die Feuerwehr Oberschleißheim bei ihrer Hauptversammlung - aber auch eine Fülle an Problemen. Dringend mahnte Kommandant Wolfgang Schnell beim Gemeinderat die Modernisierung des Fuhrparks an. Und dann fühlt sich die Feuerwehr auch durch eine neue Dienstanweisung der Gemeindeverwaltung auf den Schlips getreten.

Das Rathaus hat die Gemeindemitarbeiter, vorrangig im Gemeindebauhof, die bei der Feuerwehr Dienst tun, schriftlich darauf hingewiesen, dass Feuerwehreinsätze nur wahrgenommen werden dürften, wenn es die dienstlichen Belange zuließen, und eine Abmeldung vorgenommen werden müsse. Schnell monierte dies als kontraproduktiv. Es sei ohnehin höchst problematisch, den Personalstand zu halten und die Einsatzstärke tagsüber sicherzustellen. Da sollte gerade die Gemeinde "unbedingt ihren Mitarbeitern zu 100 Prozent den Rücken stärken und nicht mit dienstlichen Schreiben einschüchtern und verängstigen".

Bürgermeister Kuchlbauer nennt den Vorfall "hochgespielt"

Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler) ging in seinen Dankesworten bei der Versammlung nicht auf den Vorfall ein, nannte ihn auf Anfrage aber "hochgespielt". Das Schreiben sei "eigentlich eine Selbstverständlichkeit" und nur notwendig geworden, weil es zuletzt vorgekommen sei, dass sich Bauhofmitarbeiter bei Feuerwehreinsätzen im Dienst nicht abgemeldet hätten.

Weiter wies Schnell darauf hin, dass mit einem 24 Jahre alten Tanklöschfahrzeug und einem 14 Jahre alten Mehrzweckfahrzeug zwei Feuerwehrautos unbedingt erneuert werden müssten. Bei täglich 1,5 Einsätzen im Schnitt seien die überalterten Fahrzeuge "einer hohen Belastung ausgesetzt". Das Tanklöschfahrzeug weise durch viel Zeit in der Werkstatt häufige Ausfälle auf.

Andere Fahrzeuge könnten nicht mehr regulär gewartet werden, weil die Haushaltsmittel aufgebraucht seien. Das Rathaus hat einen Feuerwehr-Bedarfsplan in Auftrag gegeben, der im Februar erwartet wird. Vor dessen Vorlage werde keine Investition mehr angepackt, kündigte der Bürgermeister an. Für die Haushaltsmittel 2016 will er die Kommandanten der Wehren Oberschleißheim und Badersfeld in den Finanzausschuss holen, der diese Woche tagt.

Feuerwehrleute verlassen Oberschleißheim, weil sie keine Wohnung finden

2015 wurde die Feuerwehr zu 550 Einsätzen gerufen: 176 Technische Hilfeleistungen, 220 Responder-Einsätze zur medizinischen Erstversorgung, 62 Sicherheitswachen, 30 Brände, 30 Fehlalarme und 29 sonstige Einsätze. Die Mannschaftsstärke ist von 102 Aktive auf 100 gesunken. Unter anderem verlor die Wehr 2015 zwei Gruppenführer, die Oberschleißheim verlassen mussten, weil sie keine Wohnung fanden. Schnell appellierte daher an den Bürgermeister, die Feuerwehr verstärkt bei der Vergabe von Gemeindewohnungen zu berücksichtigen.

© SZ vom 11.01.2016 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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