Oberhaching/Pullach:Werkeln für eine bessere Welt

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Die Tierschutz-AG des Gymnasiums Oberhachings kann sich über den Titel "Umweltschule in Europa" besonders freuen. (Foto: Angelika Bardehle)

Laternen aus Milchtüten, Pausensnacks aus Soja, Nistkästen im Wald: Mit vielen kleinen Aktionen haben sich Schüler und Lehrer eine Auszeichnung des Umweltministeriums für ihre Schulen verdient.

Von Daniela Bode, Oberhaching/Pullach

Hühner, Schweine oder Kühe auf engstem Raum zusammengepfercht - jeder kennt die grausamen Bilder der Massentierhaltung. Dennoch fanden zwölf Schülerinnen des Gymnasiums Oberhaching, dass man an der Schule mehr Bewusstsein für den Zusammenhang von Tierschutz und Ernährung schaffen sollte. Besonders Selina Ehmer, die damals die zehnte Klasse besuchte, war das wichtig und sie gründete im vorigen Schuljahr mit den anderen Schülern und Schülerinnen sowie der Lehrerin Irene Weinberger-Friedrich die Tierschutz-AG. Mit Aktionen wie dem Angebot eines veganen Soja-Himbeer-Shakes in der Pause machten sie auf ihr Anliegen aufmerksam.

An diesem Freitag wird die Schule neben sieben weiteren aus dem Landkreis München vom Bayerischen Umweltministerium als "Umweltschule in Europa" ausgezeichnet. In Bayern erhalten insgesamt 320 Schulen diesen Titel, den sie ein Jahr lang führen dürfen. Die Auswahl traf der Landesbund für Vogelschutz. Die Schulen mussten sich mit zwei Projekten bewerben und werden für diese ausgezeichnet. Sie konnten aus vier vorgegebenen Themen wählen (Umgang mit Plastik, Solidarität und Mitverantwortung in der einen Welt, Voneinander/Miteinander lernen und Biologische Vielfalt in der Schulumgebung) oder ein eigenes setzen, wie es das Gymnasium Oberhaching mit seiner Tierschutz-AG tat.

Schülerin Selina Ehmer beschäftigte sich schon seit einer Weile mit der Herkunft von Lebensmitteln, hinterfragte, dass an der Supermarkttheke immer diverse Fleischsorten selbstverständlich verfügbar sind. "Wenn man nachfragt, wo das herkommt, ist es aus Ungarn. Das kann doch nicht sein, wenn es gutes Fleisch sein soll", sagt sie. Mit ihren Mitstreiterinnen präsentierte sie in einer Ausstellung Plakate von Tierschutzorganisationen und auch selbst gestaltete, die positive Beispiele von Tierhaltung zeigten. Außerdem organisierten sie im Schülercafé "Mathe Macchiato" eine vegetarische Woche und den Verkauf der Soja-Himbeer-Shakes in den Pausen und bei einem Afghanistantag an der Schule. "Wir wollten zeigen, dass es viele Alternativen gibt, die auch gar nicht schlecht schmecken", sagt Ehmer.

"Es hat sich geloht", sagt die Schülerin Selina Ehmer

Im Gegenteil: Die Shakes kamen sogar so gut an, dass die Mitschüler sie vermissten, als es sie nicht mehr gab. Lehrerin Weinberger-Friedrich, die seit vielen Jahren schon die Umwelt-AG leitet, ist stolz auf den Titel "Umweltschule in Europa", der der Schule bereits zum siebten Mal verliehen wird. "Das Engagement der Schülerinnen ist toll", sagt sie. Zumal sie das ja alles zusätzlich zum normalen Schulalltag gestemmt und viele Pausen geopfert hätten. Selina Ehmer freut sich umso mehr, als es auch Skeptiker gegenüber ihren Aktionen gegeben habe. "Es hat sich also gelohnt", sagt sie.

Vor allem um die Wiederverwertung von Abfallprodukten ging es bei einem Projekt des Pater-Rupert-Mayer-Gymnasiums Pullach aus dem Themenbereich "Voneinander/Miteinander lernen". Dort beteiligten sich laut Biologielehrerin Claudia Zimmermann, die das Wahlfach Umweltschutz an der Schule anbietet, rund 300 Schüler und 15 Lehrer an diversen Aktionen. Eine Gruppe von etwa 15 Schülern widmete sich dem Upcycling, also der Aufwertung von Abfallprodukten zu wiederverwendbaren Produkten in hochwertiger Form. Zimmermann bastelte im Zuge des Wahlfachs mit den Schülern beispielsweise aus Verpackungen wie Milchtüten oder Chipsdosen Laternen. Diese boten sie auch beim Adventsbasar an der Schule an. "So hatten wir auch eine Außenwirkung", sagt Zimmermann.

Das Pullacher Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium darf sich künftig "Umweltschule in Europa" nennen. Es freuen sich: die Teilnehmer des Upcycling-Workshops. (Foto: Angelika Bardehle)

Den theoretischen Background hatte sich die Gruppe bei einem Workshop zum Thema Upcycling im Lokschuppen Rosenheim angeeignet. Dort gestalteten sie zudem aus der Kunststoffplane alter Werbebanner Geldbeutel und Handyhüllen. Das Gleiche boten sie beim Sommerfest als Mitmachaktion an. "Wir freuen uns sehr über die Anerkennung und sehen es als Motivation, den Umweltgedanken in der Schulfamilie noch mehr zu verankern", sagt Lehrerin Zimmermann über die Auszeichnung. Das Thema Umweltschutz ist als Bildungsauftrag zum Erhalt der Schöpfung ohnehin im Profil der katholischen Schule festgelegt.

In Neubiberg wurde der Umweltschutz im Schulprofil verankert

Auch die sechs anderen der ausgezeichneten Schulen wählten eines der vier vorgegebenen Themen: Das Gymnasium Ottobrunn setzte sich unter anderem in verschiedenen Aktionen mit dem Thema Biodiversität auseinander. Elf Fünft- und Sechstklässler betreuten etwa das Schuljahr über ein Wäldchen nahe der Schule, befreiten es von Müll und hängten Nistkästen auf. Die Grundschule an der St.-Konrad-Straße in Haar machte sich um die biologische Vielfalt verdient. Jede Klasse bekam etwa ein Beet auf dem Natur-Erlebnis Schulhof zur Pflege zugeteilt. An der Grundschule Neubiberg gab es nicht nur mehrere Projekte zum Umweltschutz, das Thema wurde auch im Schulprofil verankert.

Die Grundschule am Jagdfeldring in Haar sammelte Hygieneartikel für Flüchtlinge, was ebenso in die Kategorie "Solidarität und Mitverantwortung in der einen Welt" fällt wie die Arbeit der Gymnasiasten aus Haar und Kirchheim. Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums unterstützten beispielsweise den Haarer Tisch und intensivierten die Partnerschaft mit Schulen in Tansania. Am Gymnasium Kirchheim bildete sich der Wahlkurs "Flüchtlingshilfe", der mit verschiedenen Aktionen die Integration der Neuankömmlinge ermöglichen sollte. Die Schüler erstellten beispielsweise Listen in fremden Sprachen mit der Auskunft darüber, wo die Flüchtlinge in welcher Sprache Dinge des täglichen Lebens bekommen können.

Auch in diesem Schuljahr wird der Titel "Umweltschule in Europa" wieder vergeben, die Bewerbungsfrist endet am 20. November.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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