Jubiläum:Die unverwüstliche Nikolauskirche

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St. Nikolaus: Seit 950 Jahren gibt es den in seinen Ursprüngen romanischen Kirchenbau in Haar. (Foto: Claus Schunk)

Das kleine Gotteshaus im Zentrum von Haar besteht trotz Widrigkeiten seit 950 Jahren und weist auf die Anfänge der Gemeinde zurück. Das wird am Wochenende gefeiert.

Von Flavia Klingenhaeger, Haar

Die Nikolauskirche in Haar sollte eigentlich schon seit Jahrhunderten dem Erdboden gleich gemacht sein und nur noch in der Chronik der Gemeinde existieren. Mehrmals stand ihr Abbruch kurz bevor und wurde nur aufgrund eines glücklichen Umstand und der Initiative von einzelnen verhindert. An diesem Wochenende feiern die Haarer nun das 950-jährige Bestehen des in seinen Ursprüngen romanischen Kirchenbaus. Die geplante Prozession und das Fest auf dem "Haarer Anger" gleich ums Eck an der Kirchenstraße gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die geplanten großen Feiern im kommenden Jahr. Die Gemeinde Haar insgesamt will dann ihr 950-jähriges Bestehen zelebrieren. Erst kürzlich kamen Vereinsvertreter und Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) zusammen, um dafür ein Programm abzustimmen.

Die Kirche, die 1272 auf die Bitte eines Abts im damaligen Dorf "Harde" gegründet wurde, zählt zu den ältesten Gebäuden des Landkreises München. In einem Bettelbrief drängte der Abt des Klosters Rott dazu, das kleine Dorf mit Almosen beim Bau einer eigenen Kirche zu unterstützen. Keine 50 Jahre später findet man im Jahr 1315 in einer Chronik des Bistums Freising die erste Erwähnung eines Friedhofs an dieser Kirche. Dessen Existenz verhinderte, dass die baufällig gewordene Kirche schon früh abgetragen wurde.

Ein legendärer Gastwirt steckte viel Geld und Arbeit in den Wiederaufbau

Wie in dem Kirchenführer zur Geschichte der Nikolauskapelle zu lesen ist, kam die Kirche im Dreißigjährigen Krieg ziemlich herunter. Ende des 17. Jahrhunderts erhielt deshalb der Pfarrvikar von Trudering laut Überlieferung die Anweisung, die Kirche niederzureißen und sich dort das Material für den Bau einer neuen Kirche in Gronsdorf zu holen. Doch bei einer Kirche mit Begräbnisstätte war das dann nicht möglich. In der Folge wurde die Nikolauskirche renoviert und wie so viele Kirchen in Bayern im 18. Jahrhundert barockisiert.

Die schmalen gotischen Fensterschlitze wurden durch große Fenster ersetzt, eine gewölbte Decke wurde eingezogen, der Eingang umgestaltet und ein neuer Turm am Westgiebel errichtet. Die Kirche erhielt neue Altäre und eine neue Kanzel. Erhalten blieb aus früherer Zeit unter anderem die Hauptfiguren des Altars, der Heilige Nikolaus und die 14 Nothelfer. 1803 erlosch mit der Säkularisation die 730-jährige Schirmherrschaft des Klosters Rott. Gottesdienste fanden in dem nur aus wenigen Bauernhöfen bestehenden Haar nicht statt. Wieder verfiel der Kirchenbau und sollte weichen. Dieses Mal protestierte der bis heute legendäre Gastwirt Franz Bibinger, der an der Stelle des Poststadels und der "Alten Post" eine Raststätte an der viel genutzten Fernstraße von München nach Wasserburg betrieb, und steckte Geld und Arbeit in den Wiederaufbau.

Haar wuchs schließlich und wurde 1926 Hauptort der Gemeinde, deren Rathaus bis dahin in Salmdorf gestanden war. Nicht weit von der Nikolauskirche wurde die Konradkirche errichtet, in der Hoffnung, eine Wallfahrt dorthin zu begründen. Wieder wurde die Nikolauskirche vernachlässigt, bis 1971 Kaplan Rupert Frania diese neu entdeckte und die Bürger auf den schlechten Zustand aufmerksam machte. Die Pfarrjugend und viele Haarer packten an und sanierten den historischen Bau.

Die Feiern beginnen am Samstag, 16. Oktober, um 10 Uhr in der Nikolauskirche. Anschließend findet eine Prozession zur Konradkirche statt, wo ein Dankgottesdienst abgehalten wird. Von 12 bis 17 Uhr schließt sich ein Grillfest auf dem "Haarer Anger" an. Es gibt das Bilderbuchkino für Kinder und Familien "Nikolaus in geheimer Mission" um 14 Uhr und einer Kirchenführung um 16 Uhr. Das Fest klingt um 17 Uhr mit einer Vesper in der Nikolauskirche aus.

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