Neuer Ortsverband:Alles im grünen Bereich

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14 Mitglieder haben die Grünen inzwischen in Aschheim. Ziel ist der Einzug in den Gemeinderat. (Foto: dpa)

Auch Aschheim hat jetzt einen Ortsverband der Grünen - als letzte Gemeinde im Kreis.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Volker Leib kann das Strahlen kaum unterdrücken. Mit dem fünften und letzten Wahlgang am Donnerstagabend ist es vollbracht: Der Vorstand ist komplett besetzt, der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen in Aschheim ist offiziell gegründet. Damit schließt sich der Kreis, könnte man sagen. "Der letzte weiße Fleck im Landkreis ist nun beseitigt", sagt Leib mit Stolz in der Stimme. Der Vorsitzende des Kreisverbands ist eigens aus Taufkirchen angereist, um die Gründungsversammlung des grünen Ortsverbands in Aschheim zu leiten - der einzigen der 29 Landkreiskommunen, in der Anhänger der Partei bislang noch nicht organisiert waren.

Leib und Kreisverbandsgeschäftsführerin Lucia Kott blicken an diesem Abend in die erwartungsvollen Gesichter von sieben Männern und Frauen, die nun anpacken wollen, wie sie sagen. "Ich denke, wir haben hier in Aschheim sehr viel zu tun", sagt Sabine Maier und erntet von allen Seiten Zuspruch. Die Runde ist bunt gemischt, Männer und Frauen, viele junge Gesichter sind dabei, Aschheimer und ein Dornacher. Sie alle eint, dass sie die politischen Entwicklungen in den vergangenen Monaten aufgerüttelt haben und dass sie nicht mehr länger nur zuschauen wollten dabei.

Insbesondere der spürbare Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft habe sie bewegt und dass das Thema Umweltschutz nicht die Aufmerksamkeit bekomme, die es verdiene, sagt etwa Marion Seitz, die dem neu gewählten Vorstand als Beisitzerin angehört. "Ich habe schon lange das Gefühl: Jetzt reicht's. Ich will nicht mehr nur wählen, sondern auch selbst aktiv werden."

Drei Mitglieder sind notwendig für einen Ortsverband

Damit ist sie nicht die einzige. Die Grünen profitieren von dieser Entwicklung. "Wir hatten lange in Aschheim keine drei Parteimitglieder", sagt Leib - drei Mitglieder sind mindestens nötig, um einen Ortsverband zu gründen. In Aschheim prägt die CSU traditionell die Kommunalpolitik, sie hat die Mehrheit im Gemeinderat und stellt seit jeher den Bürgermeister. Dieser Dominanz wollen die Grünen nun frisches Engagement entgegenstellen. 14 Mitglieder zählt die Partei inzwischen in der Kommune, bei der Landtagswahl erhielt sie dort mehr als 22 Prozent Zustimmung.

Den Startschuss gegeben für den grünen Aufschwung in Aschheim hat das Schlachthof-Projekt 2016. Die Gemeinde wollte damals ein Fleischzentrum im Gewerbegebiet im Nordosten Aschheims ansiedeln. Man war sich schon handelseinig mit einem britischen Investor, der Gemeinderat hatte den Plänen zunächst einstimmig zugestimmt. Dann aber traten die Bürger auf den Plan, die sich einen Schlachthof nicht vor die Nase setzen lassen wollten. Sie erzwangen einen Bürgerentscheid, in welchem sich die Aschheimer schließlich mit einer überwältigenden Mehrheit von mehr als 86 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen die Ansiedlung aussprachen. Sabine Maier war damals eine der Hauptorganisatorinnen des Protests. Damals trat sie den Grünen bei, nun wird sie den Aschheimer Ortsverband führen. Zweiter Teil der Doppelspitze ist der 22-jährige BWL-Student Simon Melardi. Den Vorstand komplettieren Valentin Wiedenhofer als Kassier, Jacqueline Reddig als Schriftführerin und Robert Bayer als weiterer Beisitzer.

Die Grünen sehen viele Themen, um sich in Aschheim einzubringen: gegen eine übermäßige Flächenversiegelung, für sozialen Wohnbau und einen Ausbau von Radwegen und Alternativen zum Autoverkehr. Zunächst einmal wolle man sich aber im Ort bekannt machen, die eigenen Strukturen stärken und sich mit den Nachbarn vernetzen. Das Fernziel heißt Kommunalwahl 2020: Dann wollen die Grünen in den Aschheimer Gemeinderat einziehen.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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