Landkreis München:Wie Hunde den Laubholzbockkäfer erschnüffeln

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Die Hündin Jule hat ein besonderes Talent: Sie kann den Laubholzbockkäfer aufspüren. Mit dem Förster Michael Matuschek, wurde sie dafür ausgebildet. (Foto: Claus Schunk)

Eigens ausgebildete Hunde spüren den gefährlichen Schädling auf. Wenn sie Erfolg haben, bedeutet das eins: Mehr Bäume müssen fallen.

Von Christina Hertel, Neubiberg

"Madame, kommst du her", sagt Michael Matuschek bestimmt, aber freundlich. Die junge Dame, die er meint, ist ein bayerischer Gebirgsschweißhund mit glattem, braunem Fell und hört auf den Namen "Jule". Michael Matuschek ist ihr Herrchen und ihr Boss. Er ist Förster für das Revier Aschheim. Gemeinsam mit seiner Hündin ist er auf der Jagd nach dem asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB).

Doch Jule findet gerade eine Fußmatte wesentlich interessanter als die Äste, die sie beschnüffeln soll. "Hey Jule", ruft Matuschek und deutet auf das Gehölz. Die Hündin schaut ihn mit ihren brauen, klugen Augen an. "Ist ja schon gut", hört man sie fast sagen. Dann läuft Jule los, über die Äste hinweg, jeden einzelnen beschnüffelt sie. Doch sie bleibt ruhig, bellt nicht, kratzt an keiner Rinde. Das heißt: kein Befall.

Jule und Matuschek sind in Neubiberg in einem Garten an der Kaiserstraße im Einsatz. Als Förster ist Matuschek normalerweise im Wald tätig, er hilft aber auch in Wohnsiedlungen aus, wenn Not am Mann ist. So wie heute. Denn nicht nur in Neubiberg wird nach dem ALB gesucht, sondern auch in Feldkirchen. Dort ist unter anderem der Border-Collie Jackson unterwegs. Er arbeitet normalerweise als erster Spürhund für die Gemeinde Haar.

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Hunde können den Käfer riechen

Vor einem Jahr wurde der ALB zum ersten Mal in Neubiberg entdeckt. Der Käfer beschädigt Bäume, Sträucher und Hecken so sehr, dass sie welken und abbrechen, bis sie schließlich absterben. Deshalb soll das Insekt ausgerottet werden. Bislang gibt es dafür keine bessere Methode, als Hölzer zu fällen, zu zerhäckseln und anschließend zu verbrennen. Und zwar nicht nur die Befallenen: Fast alle Laubhölzer in einem Umkreis von 100 Metern von dort aus, wo der Schädling das letzte Mal entdeckt wurde, müssen weichen. "Nur so kann man sicher sein, dass sich der Käfer nicht weiter ausbreitet", sagt Matuschek.

Mit bloßem Auge ist es schwer, den ALB zu erkennen. Hunde aber können den Käfer riechen. Wenn sie einen finden, muss weiter gefällt werden. Wenn nicht, ist man der Ausrottung möglicherweise einen Schritt näher. "Oder wir haben etwas übersehen", sagt Ambros Köppl, der für die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft in Neubiberg den ALB bekämpft. Doch in fast 100 Prozent aller Fälle seien die Tiere erfolgreich.

"Das ist fast wie das Abitur"

Mit Jule sind heute sechs Hunde auf Schädlingssuche in Neubiberg. Viele von ihnen haben eine lange Anreise hinter sich. Isa zum Beispiel kommt aus Schleswig-Holstein. Sie ist ein Jagdhund mit grau-braunem, etwas längerem Fell und Schlappohren. Die Hündin arbeitet für Angelika Jensen, eine sportliche Frau mit zwei dicken, grauen Haarzöpfen. Die beiden haben, genauso wie Matuschek und Jule, ihre Ausbildung in Österreich gemacht. "Das ist fast wie das Abitur", sagt Jensen. Sie musste sich lateinische Begriffe merken, und Isa, wie der ALB riecht. Drei Jahre ist das her.

Jensen hat einen grünen Ordner dabei, darin sind Fotos ihres vergangenen Einsatzes in Schönau. Man sieht zentimeterlange Larven und zerlöcherte Bäume. Sie hat den Ordner mitgebracht, weil sie den Leuten erklären will, was sie tut. Denn die Menschen sind empfindlich, wenn es um Bäume geht. "Seid ihr arbeitslos, dass ihr so etwas macht, wurde ich heute angeschrien."

Leberwurst aus der Tube

Seit halb acht Uhr morgens sind die Hunde im Einsatz. Am Stück können sie höchstens 20 Minuten suchen, dann müssen sie ein kurzes Nickerchen machen. Jetzt ist Isa dran. Jensen hält ihre Hündin an einer roten Leine, zwar locker, jedoch fest genug, dass sie nicht auf die Straße rennen kann. Isa schnuppert, aber auch sie schlägt keinen Alarm. Zum Glück, findet Jensen.

Trotzdem muss Isa eine Belohnung kriegen. Und da hat jeder Hund seine eigenen Vorlieben. Isa steht auf Leberwurst aus der Tube. "Extra für Hunde und ungewürzt natürlich." Außerdem bekommt sie ein Schälchen Wasser mit Karottensaft, weil sie "das so gerne mag".

Heute sind die beiden mit Ambros Köppl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Neubiberg im Einsatz (Foto: Claus Schunk)
© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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