Neubiberg/Ottobrunn:Zum Schutz der Schöpfung

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Gut gelaunt Gutes tun: Gunter von der Fuhr, Doris Popp und Erhard Bachmann (von links) vom Umweltteam wurden von der Gemeinde ausgezeichnet. (Foto: Angelika Bardehle)

Ein Umweltteam der Michaelskirchen-Gemeinde in Ottobrunn, Neubiberg und Hohenbrunn hat elektrische Geräte überprüft und die Wärmedämmung optimiert. Die Kirchengemeinde verbraucht jetzt deutlich weniger Strom

Von Daniela Bode, Neubiberg/Ottobrunn

5000 Kilowattstunden. Das ist schon eine Zahl. Das ist so viel, wie ein vierköpfiger Haushalt in einem Jahr im Schnitt an Strom verbraucht. Hätte sich an der evangelisch-lutherischen Michaelskirchen-Gemeinde Ottobrunn-Neubiberg-Hohenbrunn nicht das Umweltteam gegründet, wäre vielleicht bis heute keinem aufgefallen, dass in der Corneliuskirche in Neubiberg in etwa so viel Strom ohne Nutzen verbraucht wird. Das Team aus zehn Leuten schaute genau hin, fand den Stromfresser und konnte allein vom Jahr 2012 auf das Jahr 2013 rund 3500 Kilowattstunden Strom einsparen.

"Das war schon ein Erfolg", sagt Doris Popp, die lange im Kirchenvorstand saß, das Umweltteam leitet und deren Idee es war, einen Klimaschutzprozess in der Kirchengemeinde anzustoßen. 2012 fiel der Startschuss. Der Kirchenvorstand beschloss, den "Grünen Gockel" einzuführen. Dabei handelt es sich um ein Umweltmanagement-System der Landeskirche, das im Jahr 2000 zuerst in Baden-Württemberg etabliert worden ist. Kirchengemeinden können sich damit zertifizieren lassen, dass sie systematisch und kontinuierlich zu einer Entlastung der Umwelt beitragen und dies öffentlich machen. Es mussten die Verbräuche von Strom, Wasser und Heizenergie erfasst, ein Umweltprogramm und eine Umwelterklärung erstellt werden. 2016 erhielt die Kirchengemeinde das Zertifikat, das vier Jahre gilt und erneuert werden kann. Viele Pfarreien und Kirchengemeinden in Bayern betreiben mittlerweile Umweltmanagement, beispielsweise auch die Pfarrei St. Korbinian in Unterhaching.

Wie Popp erzählt, fand sich recht schnell ein Team aus zehn Leuten. Viele arbeiten auch in der lokalen Agenda mit, die sich dem Gedanken der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die Gründe, warum sich die Mitglieder für die Umwelt engagieren, sind unterschiedlich. Popp unterstützt als Gemeinderätin die Energievision des Landkreises. Und sie sah, "dass bei den Kirchen beim Energieverbrauch etwas zu tun ist". Team-Mitglied Gunter von der Fuhr wollte der Natur etwas zurückgeben. "Ich habe beruflich so einen großen Umweltabdruck hinterlassen - ich bin viel geflogen und viel gefahren - dass ich gleich ,hier' gerufen habe, um etwas wieder gutzumachen", sagt er. Die Zugehörigkeit zur Kirchengemeinde motivierte ihn ebenfalls.

Vier Gebäude zu untersuchen, also die Michaelskirche, das Gemeindehaus und das Jugendhaus in Ottobrunn sowie die Corneliuskirche stellte sich laut Popp als sehr ehrgeizig heraus. Schon die Bestandsaufnahme war "sehr arbeitsreich", wie sie sagt. Allein bis man die Stromrechnungen der vergangenen drei bis fünf Jahre beisammen hatte, dauerte lange. Die Auswertung kostete Zeit. "Da saß ich schon einmal sechs bis acht Stunden über den Stromrechnungen und dachte, ich hätte einen Halbtagsjob", sagt sie. Elektrische Geräte mussten erfasst und der Papierverbrauch abgefragt werden. "Da haben wir zehn Leute gebraucht", sagt Popp, die sich zur Umweltbeauftragten hat ausbilden lassen.

Es wurden 17 Bereiche festgelegt, an denen man arbeiten wollte. Gebäude, Strom, Wärmeenergie, Kommunikation, Außenanlagen sind ein paar der Themen, für die sich das Team Ziele und Maßnahmen überlegte. Die Arbeit sollte möglichst effizient erledigt werden. Jedes Team-Mitglied bekam seinen Aufgabenbereich. Von der Fuhr etwa ist für die Außenanlagen zuständig. Seine Aufgabe ist es zu überprüfen, wie viel Grünfläche und welche Verbesserungsmöglichkeiten es gibt. An Material und Plänen hat sich allein bei ihm ein dicker Ordner angesammelt.

Anfangs gab es monatliche Treffen, mittlerweile kommt man quartalsweise zusammen. Viel Arbeit, dennoch hat sich der Aufwand gelohnt. Denn: Die Kirchengemeinde hat von der Arbeit des Teams schon in vielerlei Hinsicht profitiert, beispielsweise viel Strom gespart. Zwar dauerte es ein Jahr, bis der große Stromfresser in der Corneliuskirche gefunden war. Vom Jahr 2012 auf das Jahr 2013 trug das Team aber dazu bei, dass der Verbrauch dort von 16 021 auf 12 447 Kilowattstunden im Jahr und bis 2014 sogar auf 5950 Kilowattstunden reduziert wurde. Hauptursache für den hohen Verbrauch war ein Gebläse, das ständig lief. Jetzt ist es nur noch in Betrieb, wenn der Raum benutzt wird - das spart bis zu 5000 Kilowattstunden im Jahr. Wie Popp erzählt konnten die CO₂-Emissionen zudem deutlich reduziert werden, indem die Kirchengemeinde zu einem Ökostrom-Anbieter wechselte. Auch wurde dank der Arbeit im Zusammenhang mit dem Grünen Gockel beim Neubau des Foyers zwischen Michaelskirche und Gemeindehaus auf umweltfreundliche Materialien geachtet. So wurde nur bei den Fensterdichtungen Aluminium verwendet, wie Team-Mitglied Erhard Bachmann erläutert, "weil es ein Baustoff ist mit einem hohen Energieverbrauch bei der Herstellung". Auch sei etwa bei den Türen und bei der Verkleidung der Sakristei nur Naturholz verwendet worden. Von Bachmann, der von Beruf Architekt ist, stammt das Konzept für das Foyer, das erst kürzlich eingeweiht wurde. Genauso wurde bei der Sanierung des Gemeindehauses für die Wärmedämmung umweltfreundliche Mineralwolle benutzt.

Das Umweltteam hat einiges erreicht. Nun heißt es dran bleiben. Also regelmäßig die Strom-, und Warmwasserverbräuche überprüfen. Der Gedanke müsse "weitergetragen" werden, sagt von der Fuhr. Geht es nach Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland, sollten es viele der Kirchengemeinde nachmachen: "Mit Ihrem vorbildlichen Projekt zeigen Sie, dass jede Gemeinschaft oder Institution Möglichkeiten hat, etwas für den Klima- und Umweltschutz zu tun. Möge Ihr Beispiel Schule machen", sagte er beim Neujahrsempfang der Gemeinde, wo das Team für seine Verdienste mit einer Dankesurkunde und der Ehrenmedaille in Silber ausgezeichnet wurde.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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