Neubiberg/Ottobrunn:Eingezwängt zwischen Autos und Fußgängern

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Mit bis zu 500 Euro unterstützte die Stadt Starnberg in den vergangenen Jahren den Kauf von Lastenrädern und Lastenpedelecs. Damit ist es angesichts leerer Kassen aber erstmal vorbei. (Foto: Florian Peljak)

Radfahrer wie Tania Campbell und Brigitte Barthmann beklagen, dass für sie zu wenig Platz ist

Von Daniela Bode, Neubiberg/Ottobrunn

Der Zuzug ist groß, es wird immer dichter im Südosten des Landkreises München. Zur Entlastung sind auch Veränderungen beim Verkehr nötig. "Die aktive Mobilität muss sich verbessern", forderte Tania Campbell, Gemeinderätin der Fraktion von Grünen und ÖDP in Ottobrunn, beim SZ-Lesercafé vor kurzem. Heißt: Es sollen mehr Menschen zu Fuß gehen oder ihr Fahrrad benutzen. Dafür müssen aber auch die Voraussetzungen stimmen. Kennt man die Schleichwege, kommt man in Ottobrunn, Neubiberg und den benachbarten Gemeinden mit dem Fahrrad ganz gut voran. Aber an den Hauptrouten sieht nicht nur Campbell großen Verbesserungsbedarf, was die Situation für Fahrradfahrer angeht.

"Eigentlich ist Ottobrunn super zum Radfahren", sagt Campbell. "Die Putzbrunner, die Unterhachinger und die Ottostraße, also die großen Straßen, haben aber keinen guten Fahrradweg." So sei beispielsweise an der Unterhachinger Straße baulich zwar ein Radweg angelegt, der aber so schmal sei, "dass man mit einem Lastenrad zum Beispiel nicht draufpasst", kritisiert sie. Da es kein verpflichtender Radweg sei, könne man auf der Straße fahren. Dann hupten aber die Autofahrer. An der Putzbrunner Straße gebe es einen Bürgersteig, der für Radfahrer freigegeben sei. "Da kann man nicht zügig fahren", sagt Campbell. Denn auf einem Gehweg, der auch für "Radfahrer frei" ist, haben die Fußgänger Vorrang und ein Radler darf nur in Schrittgeschwindigkeit fahren.

Die Ottobrunner Gemeinderätin ist in Holland aufgewachsen und kennt deshalb eine viel fahrradfreundlichere Verkehrsführung. "Fahrradstreifen wie dort könnten wir in Ottobrunn auch haben", sagt Campbell. Brigitte Barthmann aus Neubiberg kann Campbells Klagen gut verstehen und hat noch ein paar weitere anzufügen. Sie empfindet beispielsweise den Weg von Ottobrunn nach Neubiberg auf dem Kiesweg neben dem S-Bahngleis als schlimm. "Bei der Putzbrunner Straße sind versetzte Schranken. Da komme ich mit meinem Lastenrad nicht durch", sagt sie. Was sie außerdem stört: "Für ein Holland-Rad mit Kiste gibt es keinen Platz zum Abstellen."

Campbell wünscht sich nicht nur bessere Bedingungen für Radfahrer, sie sorgt sich auch, weil es so viel Autoverkehr im Landkreis gibt. "Mich würde interessieren, wie die Luftqualität ist", sagte sie. Auch mit dem Hinweis darauf, dass Taufkirchen zwischen Ludwig-Bölkow-Allee und A 8 Gewerbe ansiedeln und dafür einen Teil des Grünzugs opfern will. "Da wird es ja weniger Frischluft geben", sagt sie.

Eine Lösung für die Radfahrer ist derzeit nicht in Sicht. "Die Unterhachinger und die Putzbrunner Straße sind Kreisstraßen. Wir als Gemeinde können nicht losgelöst vom Kreis eine Lösung suchen", sagt Martin Thorn, Leiter des Umweltamts der Gemeinde Ottobrunn. Die Unterhachinger Straße sei in den Neunzigerjahren so gestaltet worden. "Da dachte man, die Lösung für Radfahrer sei gut", sagt er. Insgesamt gebe es natürlich ein Platzproblem. Für die Putzbrunner Straße ist ebenfalls keine Besserung in Sicht. Der Gemeinderat hat vor kurzem abgelehnt, einen Fahrradstreifen einzurichten. Ein Argument war, dass sonst Parkplätze wegfallen würden. "Eine befriedigende Lösung ist eigentlich erst möglich, wenn die ganze Straße angepackt wird", sagt Thorn. Was die versetzte Schranke angeht, hat die Gemeinde keine Handhabe, es handle sich um Eigentum der Bahn, sagt der Leiter des Umweltamts. In Sachen Luftbelastung gibt das Landratsamt derweil Entwarnung. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) habe in den vergangenen Jahren in Einzelfällen im Landkreis München die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid berechnet, teilt die Pressestelle der Kreisbehörde mit. Sie ergaben, dass die festgelegten Immissionsgrenzwerte eingehalten werden. Da es sich aber nur um ausgewählte Orte handelte, hat das Landratsamt mit dem LfU eine systematische Berechnung der Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung für das gesamte Kreisgebiet vereinbart. Das Ergebnis werde wohl nicht vor Ende des Jahres vorliegen, heißt es von der Pressestelle. Nachteile für die Luftqualität wegen der möglichen Ausweisung eines Gewerbegebiets sieht das Landratsamt derweil nicht. Denn bei der Aufstellung von Bauleitplänen müssten die Gemeinden die Auswirkungen auf die Luft berücksichtigen und in die Abwägung der verschiedenen Belange einbeziehen.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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