Neubiberg:Eine Wiese, zwei Interessen

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Die Gemeinde Neubiberg will an der Eichenstraße bezahlbaren Wohnraum schaffen. Anwohner protestieren: Sie fürchten um ihre freie Spielfläche.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Schon länger steht fest, dass die Gemeinde Neubiberg auf einem eigenen Grundstück zwischen Eichen- und Pappelstraße bezahlbaren Wohnraum schaffen will. Der Architekt hat am Montag dem Gemeinderat die entsprechende Entwurfsplanung vorgestellt. Doch unter Anwohnern regt sich Unmut. Sie beklagen den Verlust einer Wiese, die ihre Kinder als Spielfläche nutzen. Zudem sorgen sie sich um die Verkehrssituation. Auch der Gemeinderat diskutierte kontrovers über die Planung.

Eine Genossenschaft will 22 Wohnungen auf dem Grundstück errichten

Die Gemeinde hat das Grundstück, eine unbebaute Wiese, über einen Erbbaurechtsvertrag an die Wohnungsbaugenossenschaft Awohnbau verpachtet. Die Genossenschaft will dort als Bauherrin zwei zweigeschossige Gebäude mit Satteldach mit insgesamt 22 Wohnungen bauen. Es soll oberirdische Besucherparkplätze geben sowie eine Tiefgarage. Zwischen den Gebäuden soll ein privater Spielplatz entstehen. Architekt Christian Würfel betonte, dass sich die Gebäude in die umliegende Bebauung aus Reihenhäusern einfügten und es für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum wirtschaftlich notwendig sei, das Baurecht auszuschöpfen.

Die Anwohner wehren sich jedoch gegen die Pläne. George Ogrezeanu, stellvertretender Vorsitzender des Zweckvereins Eigenheimsiedlung an der Cramer-Klett-Straße, bat das Gremium, vor einer Entscheidung einige noch offene Fragen zu klären. Er wollte im Namen der Anwohner wissen, wie sich die Eigentumsverhältnisse an dem Grundstück verhielten. Er forderte auch eine Abwägung der Interessen der Anwohner. Viele Familien hätten Kinder, die die Wiese zum Spielen nutzten. Auch die straßenmäßige Erschließung sei noch zu klären.

Der Zweckverein hatte sich bereits zuvor mit einem Schreiben an die Gemeinde gewandt. Anwohner Markus Förg beklagte ebenfalls den Verlust der Wiese. Er hat bei der Gemeinde einen Antrag auf eine Ausgleichsfläche für den Wegfall der Spielwiese gestellt. Wie er berichtete, sammelte seine Familie am Wochenende zudem 80 Unterschriften bei den Anwohnern. An der Wiese gefällt den Anwohnern, dass ihre Kinder sie erreichen können, ohne eine große Straße zu überqueren. Als die Gemeinde die Anwohner bei einem Runden Tisch vor einer Woche informierte, fühlten sich viele überrumpelt.

Laut Bebauungsplan gibt es keinen Anspruch auf die Freifläche

Einigen Gemeinderäten wie Thomas Pardeller (CSU) und Volker Buck (SPD) gefielen die Pläne gut. Es gab aber auch viele Fragen und Kritik. So erkundigte Pardeller sich nach einer Möglichkeit, einen Spielplatz zu schaffen. Laut Bauamtsleiter Christian Einzmann handelt es sich bei der Fläche seit einem Bebauungsplan von 1969 um Bauland. 50 Jahre habe es eben dieses "Plus" an Freifläche gegeben - ohne Anspruch darauf. Jetzt falle die gratis zur Verfügung gestellte Fläche eben weg. Einzmann verwies auf mehrere öffentliche Spielplätze in der Umgebung, unter anderem einen in Ottobrunn, den man über die Erlenstraße erreichen könne.

Kilian Körner (Grüne) fragte nach, warum so stark nachverdichtet werden müsse. Mindy Konwitschny, Vorstandsmitglied der Awohnbau-Genossenschaft, verwies darauf, dass man bezahlbaren Wohnraum nur schaffen könne, wenn man höher baue oder das Baurecht ausschöpfe. Architekt Würfel erläuterte, dass die Genossenschaft ohnehin nur 40 Prozent der Grundstücksfläche bebauen dürfe. Bürgermeister Günter Heyland von Neubibergs Freien Wählern betonte, dass das gleiche Baurecht bestehe wie im Rest der Siedlung. Er wies auch den Vorwurf zurück, die Anwohner würden überrumpelt. Im Gemeindejournal Nanu sei bereits vor einem Jahr über das Vorhaben berichtet worden. Der Gemeinderat nahm die Pläne zur Kenntnis, einen Beschluss gab es nicht.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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