Neubiberg:Dramatische Rettung

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Als die Feuerwehr zum Anwesen am Rathausplatz kam, brannte der Holzvorbau schon lichterloh. Zum Glück wurde niemand schwer verletzt. (Foto: Feuerwehr)

Feuerwehr holt 95-Jährige aus brennendem Haus am Rathausplatz.

Von Gudrun Passarge, Neubiberg

Dramatische Szenen bei einem Brand am Neubiberger Rathausplatz: Bevor Schlimmeres passierte, gelang es Kreisbrandmeister Markus Hardi, eine 95-Jahre alte Frau aus einem Badezimmerfenster im ersten Stock über eine Leiter zu befreien. "Das war im letzten Moment", berichtet der Zweite Bürgermeister Volker Buck, "der Rauch aus dem Fenster wurde immer schwärzer." Die Rentnerin erlitt eine Rauchvergiftung, wird aber vermutlich in Kürze wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, wie die Polizei mitteilt.

Volker Buck, der während der Ferien Bürgermeister Günter Heyland vertritt, war am Mittwochmorgen gerade auf dem Weg ins Büro, als er eine Rauchsäule bemerkte. Sein erster Gedanke war, das könnte das Rathaus sein. Als er gegen halb zehn am Rathausplatz ankam, hatte der Holzbalkon von Haus Nummer 16 bereits Feuer gefangen. "Da habe ich auch schon gesehen, dass eine Frau im ersten Stock zum Fenster rausschaut." Weil von der Feuerwehr noch nichts zu hören war - die Sirenen hatten erst kurz zuvor Alarm gegeben - war ihm klar, dass schnelles Handeln erforderlich war. "Wir brauchen dringend eine Leiter", so seine Idee. Ein Nachbar rannte sofort los und holte sie. Bis dahin war auch schon Kreisbrandmeister Markus Hardi eingetroffen. Nach kurzer Beratung stand fest, er würde raufklettern während drei Männer die Leiter festhalten.

Hardi berichtete, die Frau sei nicht mehr recht ansprechbar gewesen, habe aber auf die Frage, ob sie rausklettern könne, den Kopf geschüttelt. Er packte sie deswegen und bat sie, sie solle sich an seinem Hals festklammern. Vorsichtig stieg Hardi Sprosse für Sprosse auf der wackligen Leiter nach unten. Die 95-Jährige hatte bereits angesengte Haare am Hinterkopf, der Feuerwehrmann berichtet, es sei sehr heiß gewesen in dem Raum, in dem sie stand - so heiß, dass schon Plastikteile geschmolzen waren. "Es hätte auch anders ausgehen können", sagt Hardi. Er ist froh, dass die Frau nicht schwer verletzt ist und er findet es schön, dass die Nachbarn so selbstverständlich geholfen hätten, denn er kennt auch Zuschauer, die sonst nur mit dem Handy herumstehen: "Keiner hat fotografiert, da ist gehandelt worden."

Büros der Bauverwaltung liegen unter der brennenden Wohnung

Die Feuerwehr war inzwischen angekommen und versuchte zu verhindern, dass sich der Brand auf die zweite Hälfte des Hauses ausbreitete. Im Einsatz waren die Feuerwehren von Neubiberg, Unterbiberg und Ottobrunn. Gemeinsam verhinderten sie, dass das Feuer auf den Dachstuhl übergriff. Nach 13 Uhr konnten sie wieder abrücken.

Volker Buck stand dieweil nicht untätig herum. Zusammen mit Feuerwehrleuten und Mitarbeitern des Rathauses räumte er Akten, Papiere und technisches Gerät aus zwei Büros im Erdgeschoss. In Teilen des Doppelhauses ist das Bau-und Umweltreferat untergebracht, im ersten Stock im vorderen Teil die Finanzverwaltung. Zwei Büros der Bauverwaltung liegen unter der brennenden Wohnung, in der die Rentnerin lebt. Sie ist die Witwe eines früheren Gemeindemitarbeiters. Die Sorge war groß, es könnte Löschwasser von oben in die Büros dringen, deswegen entschieden die Mitarbeiter, die Papiere in Sicherheit zu bringen.

Die Unterlagen sind nun vorläufig im alten Feuerwehrgerätehaus gelagert, wie Buck berichtet. Die Mitarbeiter würden vorübergehend im Haus für Weiterbildung unterkommen. Er ist froh, dass nicht noch Schlimmeres passiert ist. "Gott sei Dank hat die Trennmauer standgehalten", sagt er und meint damit, dass das Feuer nicht auf den zweiten Gebäudeteil übergriff. Und auch der Mieterin geht es besser als zunächst befürchtet.

Zur Feuerursache teilt die Polizei mit, vermutlich habe eine elektrische Heizdecke im Schlafzimmerbett der Wohnung den Brand ausgelöst hat, doch seien die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Der Schaden wird auf mehrere 10 000 Euro geschätzt.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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