München: FDP-Vorsitzender Daniel Föst:Der Stratege soll es richten

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Ein Whiskeysammler und Saxophonspieler: Der Unternehmensberater Daniel Föst führt von nun an die Münchner Liberalen - er gilt als Pragmatiker, der gut organisieren kann.

Philipp Crone

Drei Kandidaten treten zur Wahl an, und einer ist besonders nervös. Daniel Föst steht alle paar Minuten von seinem Platz auf, spricht mit Mitgliedern der Münchner FDP und streicht sich dabei immer wieder die Krawatte zurecht. Bei seiner Bewerbungsrede verhaspelt er sich mehrmals.

Der eine kommt, der andere geht: Der neu gewählte Vorsitzende der Münchner FDP Daniel Föst (links) mit seinem Vorgänger Rainer Stinner. (Foto: Stephan Rumpf)

Erst als die etwa 150 Liberalen am Samstag bei der Parteiversammlung im Kolpinghaus den Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden Fragen stellen und Föst dran ist, wirkt er sicher und souverän; er muss nun nicht mehr über sich sprechen, sondern über Inhalte, was ihm sichtlich lieber ist. Und er spricht auf der Bühne des großen Saals offenbar auch sehr überzeugend.

Denn bei der Wahl wird nicht der erfahrene und eloquente Hildebrecht Braun gewählt, der eine "Trendwende" einleiten und die FDP aus dem Stimmungstief heben will. Auch Manfred Krönauer erhält nur wenige Stimmen. Ein Mitglied sagt zu dessen Bewerbungsrede, sie sei "schablonenhaft". Und zu Föst: "Er ist ein Politmanager, der die FDP als Organisation sieht." Der Marketingberater bietet Kunden "strategische Planung", und nun auch der Münchner FDP.

Föst reagiert dann auch ganz wie ein Manager, als sein Ergebnis in den Saal hallt: "Daniel Föst, 86 Stimmen." Er springt auf und sagt: "Wir sollten sehr schnell und sehr intensiv mit der Arbeit beginnen." Das hört nur kaum jemand, weil Föst kein Mikrofon hat. Als erstes ruft er nach der gewonnenen Wahl und den ersten Glückwünschen seinen Zwillingsbruder an. Dann entschuldigt er sich im Gespräch dafür, dass er gerade "Phrasen dreschen" würde, er sei eben schon etwas bewegt. Für den Bezirksrat ist es nach vier Jahren im FDP-Stadtvorstand ja auch ein schneller Aufstieg.

Wertvolle Verdienste als Organisator

Der 34-jährige Schweinfurter, der zuletzt im Landesvorstand der Jungen Liberalen war, studierte nach einer kaufmännischen Lehre in Hamburg Betriebswirtschaft in Passau, ehe er sich für das Marketing entschied. Nun berät er als Selbstständiger kleine Unternehmen. In der FDP ist er erstmals aufgefallen, weil er "die Wahljahre 2008/09 phantastisch organisiert hat", sagt der Vorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion, Michael Mattar.

Organisieren und planen, die Stärken des Pragmatikers. Nach seiner Wahl lässt sich Föst nicht lange von den Mitgliedern feiern - er will keine der anschließenden Abstimmungen verpassen.

Föst war zuletzt Stellvertreter von Rainer Stinner, dem scheidenden Vorsitzenden. Der ist zwar "überrascht", dass schon im ersten Wahlgang ein Nachfolger für ihn gefunden wird. Dem 29 Jahre jüngeren Whiskeysammler und Saxophonspieler Föst attestiert Stinner aber sofort, für das Amt sehr geeignet zu sein.

Die FDP muss sich an die neue Größe anpassen

Auf den neuen Vorsitzenden warten schwierige Aufgaben. Noch bei der Bundestagswahl holte die FDP in München 17,6 Prozent der Stimmen, momentan ist sie in den Umfragewerten stark abgesunken. Föst will zunächst einmal die Strukturen in der Münchner FDP weiterentwickeln und anpassen an die neue Größe. "Denn der Stadtverband hat in den vergangenen beiden Jahren 45 Prozent mehr Mitglieder bekommen", sagt Föst.

Die FDP steht in München vor der Aufgabe, "ihr Profil zu schärfen", sagt Stinner. Vielleicht eine passende Aufgabe für einen Marketing-Fachmann wie Föst.

© SZ vom 11.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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