Mitten in Pullach:Die Hipster vom Amt

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Die Herren im Pullacher Umweltamt harmonieren. Das zeigt schon ihr Äußeres. Beide tragen ihr Haar gepflegt, wie man es aus Metropolen in den USA kennt

Kolumne von Claudia Wessel

Man stelle sich den Moment vor, als vor mehr als einem Jahr Wolfgang Baumgartner zum Vorstellungsgespräch ins Pullacher Rathaus kam. Da saß vermutlich unter anderem Umweltamtsleiter Bernhard Rückerl vor dem Bewerber um eine Stelle in seiner Abteilung, und der künftige Chef hatte gewiss an diesem Morgen ebenfalls höchste Sorgfalt auf seine Frisur verwendet. Dass es nicht immer ganz einfach ist, die Haare alle gleichmäßig aussehend glatt nach hinten zu kämmen, sie zusammenzuzwirbeln und mit einem Haarband zu einem Dutt zu bändigen, wissen die meisten Frauen. Besonders der allerletzte Schliff, das Unterstecken der Haare in das Haarband, ist eine Kunst, weil immer wieder widerspenstige Haarsträhnen auskommen.

Dass Rückerl diese Kunst inzwischen beherrscht, konnte man zuletzt in der Gemeinderatssitzung bewundern, in der das bienenfreundliche Projekt "Blühendes Pullach" vorgestellt wurde. Ganz rund und putzig sitzt der Mini-Dutt auf seinem zurückgekämmten Haar. Nun aber zurück zum Vorstellungsgespräch. Man kann sich vielsagende, erkennende Blicke vorstellen, die zwischen künftigem Chef und Bewerber unauffällig ausgetauscht wurden. Denn auch Baumgartner hat sich dem Trend der so genannten "Men Braids" angeschlossen, der angeblich aus den Hipster-Metropolen der USA zu uns rüberkommt, wie man auf menexpert.de nachlesen kann.

Während indes Rückerl den klassischen Stil bevorzugt, also alle Haare zu einem "Top-Knot" oben am Hinterkopf vereint, und zwar nicht im "Undone-Look", sondern recht glatt, ist Baumgartner Anhänger des "Undercut". Laut menexpert.de ist dieser Look "noch hipper als der bereits in allen Metropolen angesagte Männer-Dutt". Es handelt sich um eine Kombination aus sehr kurz geschnittenen Haaren und einem Zopf. Baumgartner hat dabei noch einmal eine hippere Variante. Der Zopf sitzt nicht etwa in der Mitte des Hinterkopfes, sondern leicht nach rechts verschoben.

Es gab nun also in diesem Vorstellungsgespräch hundertprozentig eine chemische Reaktion zwischen den beiden Zopf-Herren mit dem Ergebnis: Zusammenarbeit möglich. Auch wenn Rückerl dies in jener Gemeinderatssitzung auffällig leugnete ("Die Frisur war kein Einstellungskriterium"), es kann gar nicht anders gewesen sein. Das beweist auch dieser Satz, den Rückerl im Gemeinderat noch hinzufügte: "Wir haben beide keine Läuse."

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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