Wer eine sündhaft teure Villa in Grünwald gebaut hat, der versteckt dieses Bauwerk und damit sich selbst gerne hinter riesigen Toren, hohen Wänden, alten Bäumen und spitzen Gitterzäunen. Klar, als Promi möchte man nicht gesehen werden, es sei denn geschminkt und gepudert auf dem Bildschirm. Auch finstere Gestalten will man fernhalten, gerade jetzt, in der typischen Dämmerungseinbruchszeit, vor der die Beamten der heimischen Polizeiinspektion nicht genug warnen können.
Wenn man selbst nicht gesehen werden möchte, heißt das aber noch lange nicht, dass man nicht selbst gerne etwas sehen möchte. Zuallererst natürlich böse Einbrecher, die sich mit Brechstange und anderem Eisenwerkzeug der Villa nähern. Aus diesem Grunde haben zahlreiche Grünwalder Hausbesitzer auf eigene Faust Überwachungskameras angebracht.
Das ist grundsätzlich erlaubt. Allerdings hat CSU-Gemeinderätin Sindy Katharina Loos erfahren, dass viele dieser Kameras nicht nur das Grundstück des Besitzers und seine Abschirmungsanlagen erfassen, sondern auch den Gehweg vor der Villa. Loos wollte deshalb in der jüngsten Gemeinderatssitzung wissen, ob dies auch gestattet sei.
Der neue Hauptamtsleiter Tobias Dietz antwortete als ausgewiesener Datenschutzfachmann wie aus der Pistole geschossen: Nein. Das sei weder nach der alten noch nach der neuen Datenschutzverordnung erlaubt. Die Rathausverwaltung wird nun prüfen, was man dagegen tun kann.
Den Promis und Millionären bleibt also womöglich nur noch eine kleine Frist, in der sie sich die Zeit mit Leute-Gucken vertreiben können. Möglich, dass manche ein abwechslungsreiches Spiel daraus machen, weil Bridge sie langweilt. Wer geht wann und wie oft vorbei? Was trägt er (Modelabel)? Welchen Gesichtsausdruck hat er (Beziehungsprobleme)? In wessen Begleitung befindet er sich? Die Kamera schnellstens abschalten sollten sie allerdings, wenn ein ernst blickender, schlanker Herr Mitte 50 auf dem Bildschirm erscheint. Es könnte Bürgermeister Jan Neusiedl sein.