Mitten in Garching:Dummheit für Anfänger

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Für manche ein erstrebenswerter Zustand. Gedankenfreiheit im Oberstübchen ausleben. (Foto: imago/Science Photo Library)

"Denken wird überschätzt" - das ist die These von Wissenschaftsjournalist Jörg Zittlau, der am Mittwoch in Garching spricht. Wer nicht dumm ist, geht hin

Glosse von Michael Morosow

Du bist gar nicht so blöd, du hast nur manchmal Pech beim Denken", sagt man heute gerne zu geistigen Tieffliegern, die mangels ausreichender Hirntätigkeit darüber lachen. Die Glücklichen. Wenn der Horizont knapp über der Augenbraue endet, muss man sich freilich auch keine Gedanken machen über die Probleme dieser Welt, kann man vielmehr die Lust an der Gedankenfreiheit im Oberstübchen ausleben. Dieser Zustand der absoluten Leere im Gehirn ist für viele Menschen erstrebenswert. Erreichen können ihn auch intelligente Zeitgenossen, etwa Zen-Buddhisten beim Meditieren, Nonnen beim Beten oder, so wird jedenfalls behauptet, Paare beim Sex. Aber natürlich nur für kurze Zeit, denn danach schaltet sich wieder das Gehirn ein, und die Gedanken an die Arbeit, ans Wetter oder an die Steuererklärung pochen wieder gegen die Schläfen. Wissen und Intelligenz kann also ganz schön lästig und anstrengend sein.

In dieser Hinsicht froh sein kann, wem der Herrgott wenig Hirn in die Wiege gelegt hat. Die US-Amerikanerin Blondie Bennet ist so eine Glückliche. Sie will jetzt so werden wie ihr großes Idol "Barbie" und tut alles dafür. Nach Brustvergrößerung und etlichen Botox-Spritzen will sie nun ihrem Vorbild auch in intellektueller Hinsicht näher kommen. Dazu nimmt sie drei Mal täglich an Hypnose-Sitzungen teil, um das Restgehirn auf Null herunterzufahren. Die Glückliche ist angeblich bereits so weit, dass sie nicht mehr nach Hause findet. Noch ein paar wenige Sitzungen und sie könnte zum Beweis einer These von Albert Einstein auf die Bühne geführt werden: "Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

Unendlich dumm sein, gar dümmer noch als 100 Gramm Hirnwurst, das muss man mögen. Wie man diesen Zustand auch als intelligenter und gebildeter Mensch zumindest zeitweise erreichen kann und warum ein Gehirn im Offline-Status Sinn macht, das erklärt Wissenschaftsjournalist Jörg Zittlau am Mittwoch, 5. April, bei einer VHS-Veranstaltung in Garching. Das Thema lautet:

"Denken wird überschätzt - Warum unser Gehirn die Leere liebt". Wer nicht dumm ist, geht hin.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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