Meine Woche:Pinguine auf dem Mars

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Der Aschheimer Chris Mewes war lange Jahre Juror für das "Spiel des Jahres". (Foto: Claus Schunk)

Der Aschheimer Spieletreff von Chris Mewes wird 20 Jahre alt

Von Anna Hordych

Aschheim - Das Prinzip der Serie feiert auch bei Brettspielen große Erfolge. Wenn Privilegien von Partie zu Partie vererbt werden oder sich Fehltritte und Rückschläge weiter fortsetzen, spricht man von "Legacy"-Spielen. In den Augen von Chris Mewes (Foto: Schunk), der den Spielbetrieb seit Jahren verfolgt, ist dieses Fortsetzungsdenken "definitiv in Mode".

Doch mit dem Stichwort "Serie" geht für Chris Mewes, 66, in dieser Woche auch eine andere Bedeutung einher: Am Dienstag feiert sein Spieletreff in Aschheim Geburtstag. Seit 20 Jahren findet der Aschheimer Spieleabend statt, und seither treffen sich von 19.30 Uhr an Stammspieler sowie interessierte Neueinsteiger, um gemeinsam neue Spielideen zu testen oder alte Klassiker aufleben zu lassen.

Welche Matches letztlich in der Segenskirche in Aschheim ausgetragen werden, lässt sich "vor Beginn schwer vorhersagen", sagt Mewes. Zwei- bis drei Mal im Monat kommen die Spieler zusammen. Chris Mewes hat dann zwar mehrere aktuelle strategische Abenteuer dabei, die neu auf dem Markt sind; doch gleichzeitig lockt ein üppiger Vorrat bereits erprobter Herausforderungen. Ein Arsenal von "mehr als über 200 Spielen" erwartet alle Interessenten, die an einem Abend locker "zwei bis drei Stunden" zusammen zocken. Dabei kommt es vor, dass bereits bekannte Stimmungsmacher wie "Splendor" ein Comeback feiern. Der ehemalige Leiter einer Bauabteilung befasst sich aber ebenso gerne mit Neuerscheinungen. Da Chris Mewes in der Jury des Kulturpreises "Spiel des Jahres" sitzt und seit Mitte der Achtzigerjahre fünfzig bis sechzig Spiel-Rezensionen pro Jahr schreibt, nimmt er sich gerne frischen, gegenwärtigen Auflagen wie der jüngsten Paarung von "Game of Thrones" und dem Klassiker "Die Siedler von Catan" an.

Dass die Spiele zu kooperativem oder kommunikativem Handeln anregen, ist Mewes besonders wichtig: "Wenn man ein Abenteuer in der Gemeinschaft besteht und sich wie im Spiel Exit zusammen aus einem verbarrikadierten Raum befreit,m ist der Auftrag erfüllt." Ein Ausschlusskriterium ist dagegen, "wenn jeder Einzelne zwischen den Zügen zu lange warten muss, bis er wieder an der Reihe ist."

Drei Titel hat Chris Mewes für Dienstag im Gepäck: In der Gruppe werden sie entweder die Lebensbedingungen auf dem Planeten Mars ("Terraforming Mars") verbessern, neue Ländereien für das eigene Königreich erwerben ("Kingdomino") oder Pinguine über das Glatteis schnippen ("Icecool"). Möglicherweise bleibt auch Zeit, alle drei Spielideen zu testen. Schließlich gab es bei den vergangenen 555 Treffen in Aschheim auch den ein oder anderen Abend, der etwas länger dauerte. Der Spiele-Treff-Leiter rechnet am Dienstag mit "etwa dreißig bis vierzig Spielinteressenten". Und sollten es weniger werden? "Hauptsache, die Stimmung ist gut," sagt Chris Mewes, "gespielt wird parallel und in spontanen Konstellationen, - je nachdem, wie es sich ergibt".

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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