Meine Hauszeit:Über das Nordkap nach Gibraltar

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Constantin Hautum ist Mathe- und Sportlehrer. (Foto: Privat)

Sportlehrer Constantin Hautum organisiert eine Laufaktion

Von Angela Boschert, Ottobrunn

"Wir laufen zum Nordkap! Gemeinsam als Schule", heißt es seit fast zwei Wochen für die Schüler, Lehrer und Eltern des Gymnasiums Ottobrunn. Constantin Hautum ist dort Mathe- und Sportlehrer und hat mit dem Fachbereich Sport überlegt, wie man Kinder in diesen Zeiten zum Laufen motivieren kann. Denn das fehlt noch auf den zahlreichen Seiten mit Youtube-Links zum Sporttreiben, die den Schülern gesandt worden sind.

Dann brachte ihn seine Verlobte Julia Wagner, die in München Sportlehrerin ist, auf die Idee, virtuell gemeinsam zu einem weit entfernten Ziel zu laufen. Sie hatte während ihres Referendariats etwas Ähnliches mit ihrer Klasse gemacht. Also schrieb Hautum an die Schulfamilie: "Die Zeiten sind schwer, aber unsere Beine noch nicht. Deshalb ruft das Sportkollegium des GO zu einer Gemeinschaftsaktion auf. Wir laufen zum 3372 Kilometer entfernten Nordkap."

Warum gerade dorthin? "Weil das Nordkap für viele das Ende von Europa symbolisiert", erklärt Hautum. Er selbst habe seine Reise dorthin als "etwas Besonderes" in Erinnerung, erzählt der 31-jährige, der aktuell morgens seine Großeltern mit Lebensmitteln und der Zeitung versorgt und danach viele Matheaufgaben kontrolliert, die ihm die Schüler seiner fünf Matheklassen zur Kontrolle senden. Auch die persönliche Hilfe per Mail bietet er ihnen an. Ist die Arbeit geschafft, geht er selbst laufen und trägt natürlich die gelaufene Distanz in die Online-Excel-Tabelle ein. Diese ist dynamisch und zeigt jedem sofort, welche Distanz alle gemeinsam schon geschafft haben und wie viele Kilometer sie noch benötigen. "Die gelaufene Strecke kann man auf Google-Maps ausmessen, mit einem Handy tracken oder grob schätzen. Da ist Ehrlichkeit gefragt!", sagt Hatum.

Er will mit dieser Aktion "das Soziale in diesen Zeiten in den Sport zurückbringen, ohne gegen geltende Regelungen zu verstoßen". Daher habe er in Rot an den Kopf der Tabelle gesetzt, dass man "ausschließlich alleine oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes laufen oder spazieren gehen" soll. Außerdem sei es schön und motivierend, ein Ziel, das alleine unmöglich zu erreichen wäre, als Gemeinschaft zu erreichen. Inzwischen sind schon gut 1800 Kilometer gelaufen worden. Die Sport-Fachbereichsleiterin an der Schule, Eva Pausinger, ist deshalb sicher: "Wir schaffen das leicht." Ist die Schule am Nordkap angekommen, soll es von Ottobrunn über die Balkanroute nach Istanbul gehen oder ans Südende Europas nach Gibraltar. Egal wohin, immer gilt: "Jeder Kilometer zählt", so Hautum.

An dieser Stelle berichten wir in nächster Zeit von Menschen und ihrem Leben während der Corona-Pandemie. Wenn auch Sie etwas zu erzählen haben, was anderen vielleicht sogar Mut macht oder zum Nachmachen dient, schicken Sie uns eine E-Mail (gerne auch mit Foto) an: lkr-muenchen@sueddeutsche.de.

© SZ vom 02.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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